MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Untätigkeit, auch Ungewissheit. Angst grub sich mit scharfen Krallen Gänge durch meinen Magen. Obwohl das Essen, das Miss Wallace uns am Abend vorsetzte, sicher köstlich war, bekam ich keinen Bissen herunter. Wenn Calum nicht bald unversehrt auftauchte, konnte ich für nichts garantieren. Ich würde mir ein Auto nehmen und zum Meer fahren. Wenn es ihm gut ging, dann würde er mich im Wasser finden. Eher als an Land. Nur befürchtete ich mittlerweile, dass es ihm nicht gut ging. Wäre er sonst nicht längst gekommen? Es gab nicht viel, was ihn aufgehalten haben könnte. Im Grunde gab es nur eine Erklärung.
Ein Klopfen an der Eingangstür unterbrach das Essen. Das Klirren des Essbestecks verklang.
Miss Wallace stand auf und ging, um zu öffnen. Mit einem Strahlen auf dem Gesicht kehrte sie zurück. Erleichtert erkannte ich hinter ihr Raven. Andere Elfen drängten in den Raum. Zu meinem Erstaunen war Elisien unter ihnen, die schöne Königin der Elfen. Ihre Krieger prüften die Zimmer, und als sie keine Gefahr für ihre Königin sahen, entließen sie sie aus ihrer Mitte. Elisien lächelte uns an. Ich ging auf sie zu und beugte zur Begrüßung meinen Kopf.
»Emma, wie schön dich wohlbehalten zu sehen«, sagte sie und reichte mir ihre zierliche Hand. Nacheinander stellte Raven ihr die Mitglieder meiner Familie vor.
Ich grübelte, was der Aufmarsch der Elfen zu bedeuten haben konnte. Leider musste ich meine Ungeduld zügeln, bis Miss Wallace alle Elfen von ihren Umhängen befreit hatte. Erst dann nahm Elisien mit Raven an ihrer Seite im Wohnzimmer Platz. Mit einer Handbewegung forderte sie uns auf, es ihr gleichzutun. Ihre Männer postierten sich im Flur und an der Tür.
»Ich bin froh, Mr. Tate«, sprach Elisien Ethan an, »dass Sie sich entschlossen haben, hier Zuflucht zu suchen. Es wäre unverzeihlich gewesen, wenn wir es nicht geschafft hätten, Sie vor Elin zu schützen. Unsere Gesetze, müssen Sie wissen, erlauben es nicht, dass wir Menschen Gewalt antun. Im Namen unserer Welt möchte ich mich bei Ihnen und Ihrer Familie entschuldigen, für das Leid, welches Elin über Sie gebracht hat.«
Ethan blickte die Elfe bei ihren Worten mit offenem Mund an. Peter fasste ihn am Arm und verbiss sich dabei ein Grinsen. Selbst Bree schmunzelte bei diesem Anblick. Ethan sprachlos zu erleben, war für uns alle eine neue Erfahrung. Er schüttelte sich kurz, bevor er antwortete: »Wir wissen, dass Euch keine Schuld trifft. Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen. Der Einzige, der dafür die Verantwortung trägt, ist Elin.«
»Es ist gut, dass Sie das so sehen. Wir werden in Zukunft härter gegen ihn vorgehen müssen. Wir dürfen seine Taten nicht länger dulden.«
Ich konnte nicht an mich halten und obwohl ich wusste, dass es unhöflich war, platzte ich mit meiner Frage heraus: »Entschuldigt, Elisien, aber wisst Ihr, wo Calum ist? Hat Elin ihn in seiner Gewalt? Ich habe seit dem Überfall auf Avallach nichts mehr von ihm gehört. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Wenn er nicht bald auftaucht, werde ich mich auf die Suche nach ihm machen.«
Ich sah, wie Ravens Gesichtsfarbe von blass zu rot wechselte. Geflissentlich ignorierte ich den zornigen Ausdruck in ihren Augen.
Elisien nahm meine Hand.
»Emma, du musst dir keine Sorgen machen. Calum ist bei uns in Leylin. Er ist verletzt, deshalb konnte er nicht selbst kommen.«
Mir wurde übel.
»Ist er schwer verletzt? Kann ich zu ihm? Was ist passiert?«
Die Fragen flossen nur so aus meinem Mund, während auch meine Familie aufgeregt zu reden anfing. Ich blickte fest in Elisiens Augen, als könne ich die Antworten auf meine Fragen dort finden, bevor sie ihre Lippen verließen.
»Er ist nicht sehr schwer verletzt. Wir haben ihn und Joel rechtzeitig gefunden. Doch wir mussten Calum einige Tage in einen künstlichen Schlaf versetzen, damit die Wunden besser heilen konnten.«
»Wann kann ich zu ihm?«, insistierte ich weiter.
Raven neben Elisien stöhnte auf. Ich ignorierte sie. Früher oder später würde ich mir ihren Vortrag über meine Unhöflichkeit anhören müssen.
Elisien ließ meine Hand los und stand auf.
Ich hatte sie verärgert. Vor Angst wurden meine Hände und Füße eiskalt. Was, wenn sie mich nicht zu Calum ließ? Ich verwarf den Gedanken. Die Elfen waren unsere Freunde. Sie würde mich und meine Sorge um Calum verstehen.
»Wir sind gekommen, um deine Familie nach Leylin einzuladen. Dort werdet ihr vor Elin sicher sein. Ihr könnt bleiben, bis
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