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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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müssen. Die Farbenpracht der Häuser leuchtete jedoch auch im schummrigen Licht der Laternen bezaubernd.
    Endlich blieb Raven vor einem olivgrünen zweistöckigen Haus stehen.
    »Das ist eins unserer Gästehäuser. Elisien stellt es euch für die Dauer eures Aufenthaltes zu Verfügung. Ruht euch aus. Die letzten Tage waren sehr anstrengend. Morgen früh komme ich und zeige euch die Stadt.«
    Sie öffnete die Tür und die Elfen brachten unser Gepäck hinein.
    »Wo ist Calum?«, fragte ich Raven flüsternd.
    »Im Haus natürlich. Wo sollte er sonst sein. Denkst du, ich wusste nicht, dass du sowieso nicht locker lässt und ihn sofort sehen willst? Ich habe vor unserem Aufbruch veranlasst, dass er in eins der Zimmer gebracht wird.«
    Ich drückte Raven einen Kuss auf die Wange. »Du bist die Beste.«
    »Das wird sich noch rausstellen. Er ist nicht gerade pflegeleicht. Unsere Heiler sind froh, ihn los zu sein. Jetzt kannst du dich mit seiner schlechten Laune rumplagen.«
    Sie grinste mich an. »Erster Stock, zweite Tür.«
    Ohne weiter auf sie oder die anderen zu achten, stürmte ich die Treppe nach oben. Vor der Tür angekommen, strich ich kurz über mein Haar und atmete tief ein. Dann drückte ich vorsichtig die Klinke nach unten. Mit wenigen Schritten war ich an seinem Bett.
    Calum schlief. Die Bettdecke verdeckte seinen schlanken Körper nur unzureichend. Um seinen Bauch war ein breiter Verband gewickelt. Ich erschrak. Von einer Bauchverletzung hatte mir niemand etwas gesagt. Ich betrachtete ihn. Er sah blass aus. Aber seine Atemzüge durchbrachen gleichmäßig die Stille des Zimmers. Darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, setzte ich mich auf die Kante des Bettes. Ich strich ihm eine seiner widerspenstigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann zog ich die feinen Linien in seinem Gesicht nach. Sorgenfalten hatten sich in seine Haut gegraben. Die Sehnsucht wurde übermächtig. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen, zog meine Jeans und mein T-Shirt aus und kuschelte mich zu ihm unter die Decke. Meinen Kopf bettete ich auf seine Brust und mit dem Arm umfasste ich vorsichtig seine Mitte. Ohne, dass er aufwachte, spürte ich, dass Calum mich an sich zog. Tränen sammelten sich in meinen Augen, rannen langsam über mein Gesicht und fielen auf Calum Brust. Eine fast vergessene Erinnerung stieg in mir auf. Die Nacht in Avallach, in der wir Calum aus Elins Gewalt befreit hatten, wurde lebendig. Damals war ich in sein Zimmer gegangen und hatte mich zu ihm unter die Decke gelegt. Kurze Zeit später hatte er mir mitgeteilt, dass er mich nicht mehr liebte. Bei dem Gedanken zog sich mein Herz zusammen und ich drückte mich fester an ihn. Noch einmal würde uns nichts trennen.
    »Emma«, hörte ich ihn murmeln. Ich sah Calum ins Gesicht, doch seine Augen waren geschlossen. Womöglich träumte er von mir, dachte ich lächelnd, bevor ich, an ihn geschmiegt, einschlief.
     
    Vogelgezwitscher und das Trappeln von Füßen auf der Treppe durchbrachen die Ruhe meines Traumes. Ich blinzelte und erwartete, die Bilder zu sehen, die in Portree über meinem Bett hingen. Doch die hellgrünen Wände, die mich stattdessen umgaben, irritierten mich. Etwas Grünes rankte an ihnen zur Decke hinauf. Ich blinzelte.
    »Endlich wach, du Schlafmütze«, flüsterte meine Lieblingsstimme mir ins Ohr.
    Augenblicklich erinnerte ich mich. Ich wandte Calum mein Gesicht zu. Seine Lippen lächelten mich an. Ich rutschte ein bisschen höher und verschloss sie mit einem Kuss. Erst ein schmerzliches Stöhnen erinnerte mich daran, dass Calum verletzt war. Erschrocken ließ ich von ihm ab.
    »Ich schätze, so eine stürmische Begrüßung würden diese strengen Heiler nicht befürworten.«
    Er ließ sich zurück in die Kissen sinken.
    »Es tut mir leid«, stammelte ich und meine Hände flogen unbeholfen über seinen Verband und seine Brust.
    »Tut es sehr weh? Sag schon, was kann ich tun?«
    Beruhigend strich Calum mir über die Wange. »Es ist nicht so schlimm, Emma. Reg dich nicht auf. Der Schmerz ist gleich vorbei.«
    Ich nickte, nicht wirklich beruhigt.
    »Du könntest mir einen Schluck zu trinken geben«, murmelte Calum mit geschlossenen Augen und stoßweisem Atem. Er wies auf einen Krug, der neben dem Bett stand.
    Ich goss eine golden schimmernde Flüssigkeit in ein Glas. Gierig trank Calum. Ich nahm ihm das Glas wieder ab und beobachtete erleichtert, wie die Farbe in sein Gesicht zurückkehrte.
    »Geht’s wieder?«
    Calum nickte und schlug seine Augen auf.

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