Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
Vom Netzwerk:
Ufer zusammen und schlief ein. Als er erwachte, brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Vor ihm dehnte sich ein weißer Sandstrand. Erstaunt sah er sich um. Steil aufgerichtete Steine verstellten ihm den Weg. Der Mann suchte lange, bis er einen Eingang zwischen den Steinkolossen fand. Er folgte dem Weg, der sich vor ihm auftat. Immer weiter lief er. Mal geradeaus, mal rechts herum, mal linksherum. Als seine Kräfte nachließen, war ihm klar, dass er gefangen war. Gefangen in einem Labyrinth, aus dem es kein Entkommen gab. Es war das Labyrinth der Undinen auf der Insel der verlorenen Seelen. Er hatte auf seiner Reise von der Insel gehört. Angst packte ihn bei dieser Erkenntnis. Niemals hatte jemand diese Insel lebend verlassen.
    Die Nacht brach herein und trotz seiner Erschöpfung sammelte der Vater neuen Mut. Wollte er seine Tochter wiedersehen, würde er einen Ausgang finden müssen.
     
    Ich sah auf. Mir war kühl geworden, während ich die Zeilen las. Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus. Es gab eine Insel, auf der die Undinen lebten? Eine Insel der verlorenen Seelen? Das klang selbst für ein Märchen gruselig. Ich sollte den Rest mit Calum lesen. Oder sollte ich ihn lieber schlafen lassen? Ich konnte ihm nachher von meiner Entdeckung berichten.
    Ich griff nach einer Decke, die auf der Lehne der Bank lag, legte sie mir um die Schultern und las weiter.
     
    Der Vater irrte mehrere Tage durch die Gänge. Seine Vorräte waren aufgebraucht und er war erschöpft. Ein ums andere Mal kam er an den Überresten von Unglücklichen vorbei, die keinen Ausweg gefunden hatten und jämmerlich zugrunde gegangen waren. Doch er war nicht bereit aufzugeben. Es musste einen Grund geben, warum seine Göttin ihn an diesen Gestaden hatte stranden lassen.
    Als er allen Mut verloren hatte, öffnete sich plötzlich vor ihm ein Platz und in dessen Mitte sah er den Eingang zu einer Grotte. Das Plätschern von Wasser drang an seine Ohren. Wachsam sah er sich um. Mit letzter Kraft eilte der Mann in die Höhle. Aus einem Wasserbecken sprudelte klares Nass empor. Erschöpft beugte er sich über das Wasser und trank gierig. Dann ließ er sich auf eine steinerne Bank fallen, die das Wasserbecken umrahmte. Er hatte den Mittelpunkt des Labyrinthes gefunden. Doch wohin sollte er sich nun wenden? Mit müden Augen sah er sich um. Da erblickte er gegenüber dem Becken, an die Steine gelehnt, einen wundersamen Spiegel. Vorsichtig trat er näher.
    Das Glas schimmerte silbern. Nichts war darin zu sehen. Der Vater sah kein Spiegelbild in diesem seltsam verzierten Ding. Er versuchte, das Glas zu berühren. Aber eine unsichtbare Schranke hielt ihn ab. So sehr er sich bemühte, er konnte seine Hand dem Glas nicht nähren. Er prüfte den Rahmen des Spiegels. Auch er war silbern und mit den unterschiedlichsten Schriftzeichen verziert. Oben und unten, rechts und links waren kunstvolle Zeichen eingraviert.
     
    Ich hielt inne. Der Spiegel. Das konnte nur ein Spiegel sein. Ich wusste genau, worauf diese Beschreibung passte. Das war Muril. Weshalb war er im Besitz der Undinen? Was hatte das zu bedeuten?
    Stimmengewirr drang in den Garten. Ich erschrak. Mit einem mulmigen Gefühl ging ich ins Haus. Amber kam mir im Flur entgegen gesprungen und umarmte mich. Hinter ihr drängte sich, beladen mit bunten Papiertüten und Büchern, der Rest der Familie hinein. In ihrem Schlepptau befanden sich Sophie und Dr. Erickson, Amia und Miro.
    Ich legte das Buch in eine Schublade der Flurkommode und ging den Ankömmlingen entgegen. Ich freute mich, Sophie zu sehen. Von der Zerbrechlichkeit, die sie in dem Krankenbett ausgestrahlt hatte, war nichts mehr zu bemerken. Das Leben bei den Elfen tat ihr gut.
    Sie strahlte übers ganze Gesicht, hielt mich etwas von sich weg und musterte mich.
    »Du bist blass«, sagte sie. »Die Aufregung der letzten Tage war zu viel für dich.«
    Ich widersprach nicht. Was mich wirklich aufgewühlt hatte, war dieses merkwürdige Märchen. So sehr ich mich freute, alle zu sehen, so sehr zog es mich zu dem Buch zurück. Ich musste wissen, wie die Geschichte weiterging. Wie waren die Undinen in den Besitz von Muril gelangt? Was hatte es mit den vielen Inschriften auf sich? Ich war sicher, dass der Spiegel, so wie ich ihn kannte, lediglich eine Inschrift gehabt hatte. Ich wusste, dass es noch eine Inschrift gegeben haben musste, denn die rechte Seite des Rahmens war stark zerkratzt gewesen. Auf die obere und untere Kante hatte ich seinerzeit

Weitere Kostenlose Bücher