MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
nicht geachtet.
Amelie riss mich aus meinen Gedanken. »Emma, Sophie, kommt schon. Wir haben leckeren Kuchen vom Markt mitgebracht. Alle sind schon im Garten.«
Ich wandte mich ihr zu und merkte, dass Sophie mich beobachtete.
»Was hast du, mein Kind? Ist es wegen Calum? Sicher kann er bald aufstehen. Vielleicht möchte er uns Gesellschaft leisten. Ethan und Peter könnten ihm helfen herunterzukommen.«
Ich nickte und lief in unser Zimmer. Calum schlief noch tief und fest. Seine Gesichtsfarbe war nicht mehr so fahl wie am Morgen. Ein gutes Zeichen. Ich weckte ihn sanft mit einem Kuss. Mit geschlossenen Augen griff er nach meiner Hand und zog mich zu sich.
»Willst du mit uns Tee trinken?«, flüsterte ich ihm ins Ohr, während er mich zu küssen begann. Bevor Calum antworten konnte, räusperte sich jemand hinter uns.
Ich fuhr hoch. Peter und Ethan standen in der Tür.
»Hey Calum«, begrüßte Peter ihn mit einem Grinsen, das mir die Röte ins Gesicht trieb. »Meinst du, wir könnten dich in den Garten schaffen, damit du nicht so einsam bist?«
»Wir könnten es versuchen«, grinste Calum zurück. Peter trat ans Bett und gab Calum zur Begrüßung die Hand.
Ich holte aus dem Badezimmer einen Bademantel und half Calum hinein. Auf Peter und Ethan gestützt verließen die drei das Zimmer und bugsierten Calum die Treppe hinunter. Im Garten legten sie ihn auf eine der Liegen. Da am Tisch nicht genug Stühle standen, hatten es sich Miro und Amia auf der kleinen Bank gemütlich gemacht. Hannah und Amber drängelten sich auf der zweiten Liege und ich setzte mich an das Fußende der Liege, auf der Calum lag. Amelie brachte uns Tee und Kuchen. Schokokuchen. Trotz des üppigen Frühstücks knurrte mein Magen bei diesem Anblick laut auf. Amelie sah mich erstaunt an.
»Seid ihr zwei nicht dazu gekommen zu essen? Wir dachten eigentlich, dass wir euch lang genug allein gelassen haben.«
Die Zwillinge kicherten los, während ich knallrot wurde. So langsam sollten mir diese Sprüche nichts mehr ausmachen, dachte ich, und biss in den saftigen Kuchen.
Drei Stücke später lag ich neben Calum auf der Liege und er erzählte uns von Berengar.
»Als Joel und ich nach Berengar kamen, war die Stadt beinahe ausgestorben. Amia und Miro hatten das schon erzählt, aber jetzt war es noch schlimmer. Der Palast war wie leergefegt. Glücklicherweise trafen wir Jumis in seinem Haus an. Joel war froh, seinen Vater zu sehen. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet. Jumis war dabei zu packen. Jeder, der die Möglichkeit hat, zieht sich aus Berengar zurück. Joels Familie besitzt eine sehr komfortable Grotte einige Meilen von Berengar entfernt. Dorthin lebt seine Familie jetzt. Als Kinder haben Joel und ich dort oft unsere Ferien verbracht. Sie ist, für jemanden, der den Weg dorthin nicht kennt, nicht zu finden. Jumis wollte, dass wir ihn begleiten, aber das war natürlich nicht möglich. Ich hatte schließlich versprochen, so schnell wie möglich zurückzukommen.« Calum wandte mir sein Gesicht zu. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schockiert Joel und ich waren, als wir uns Avallach näherten. Beinahe wären wir Elins Wachen in die Arme geschwommen.«
»Wie bist du auf die Idee gekommen, nach Portree zu schwimmen?«, fragte Amelie.
Calum zuckte mit den Schultern. »Nachdem das Schloss zerstört war, hatte Emma ja irgendwo hingemusst. Ich nahm einfach an, dass sie zu euch zurückgefahren war. Ich hatte keine Ahnung, was tatsächlich vorgefallen war, und dass Talin die Schüler zu der Lichtung des Heiligen Baumes bringt, hätte ich nie vermutet. Er muss sehr verzweifelt gewesen sein, dass das für ihn die einzige Lösung war. Also überredete ich Joel, mit mir nach Portree zu schwimmen, aber auch hier kamen wir zu spät. Euer Haus stand in Flammen. Weit und breit war niemand zu sehen. Ich lief hinein, ohne darüber nachzudenken. Ich war sicher, dass Elin sein Ziel erreicht hatte. Ohne Joel wäre ich in den Flammen umgekommen.«
Niemand sagte ein Wort. Alle hingen ihren trüben Gedanken nach.
»Wo ist Joel eigentlich?«, brach Amelie nach einer Weile das Schweigen.
»Im Schloss. Es wurde eine Art Kriegsrat eingerichtet. Er tagt dort. Joel ist die meiste Zeit dabei. Aus jedem Volk sind mittlerweile Männer verschwunden und täglich werden es mehr. Zwar haben wir alle Völker gewarnt, nachdem wir herausgefunden hatten, was vor sich geht. Aber trotzdem geschieht es immer wieder. Wir sind beinahe machtlos«, antwortete Calum.
Ich
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