MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
ich.
Nachdem ich meine Bücher einsortiert hatte, staubte ich ein wenig die Regale ab. Dann warf ich einen Blick zu Sophie. Sie war mit einem alten Elf in ein Gespräch über ein Buch vertieft, das die beiden gemeinsam durchblätterten. Überhaupt war hier im Laden viel mehr los, als in ihrem Geschäft in Portree. Ständig kam jemand herein, um zu plaudern, ein Buch auszusuchen oder mit Sophie Tee zu trinken.
Ich verschwand in der hintersten Ecke. Beim Einsortieren hatte ich einen zerknautschten Sessel unter einem Fenster entdeckt. Der perfekte Platz zum Lesen.
Ich zog das Buch aus der Hosentasche und blätterte zu der letzten Geschichte. Ich las sie einmal und dann noch einmal. Eine Stelle war mir besonders unheimlich.
Sie haben meinen Liebsten getötet, denn er weigerte sich, ihnen seine Seele zu überlassen. Der Gram darüber hat mich sterben lassen.
Du Vater, musst verhindern, dass anderen dasselbe widerfährt. Du musst den Spiegel zerstören. Versprich es mir. Die Undinen führen nichts Gutes im Schilde. Sie sind auf der Suche nach dem Einen, dem Ersten, der ihnen freiwillig seine Seele darbietet. Mit dessen Hilfe werden sie unendliche Macht über die magischen Völker erlangen. Du kannst das verhindern, indem du dein Versprechen einlöst.
Sobald sie diesen Einen gefunden haben, werden viele andere folgen.
Ist eine Seele einmal geraubt, vermag die Undine auch den Körper des Mannes in Besitz zu nehmen. Er vergisst jede vorherige Erinnerung, wenn die Undine dies will. Jede Liebe, jede Trauer, jedes Glück ist für immer verloren. Hass jedoch verstärkt sich hundertfach.
Das musste mit Elin geschehen sein. Die Undinen hatten seine Seele geraubt. Das würde erklären, weshalb er so gefühllos und unberechenbar geworden war. Eine Frage blieb trotzdem offen. Wie hatte Elin die Undinen gefunden, oder hatten sie ihn gefunden?
Das war trotzdem nicht, was ich suchte. Es war etwas anderes, was mich stutzig gemacht hatte. Ich grübelte vor mich hin.
Sophie kam zu mir.
»Ich schließe den Laden zu. Möchtest du mit uns zu Abend essen? Du würdest uns eine große Freude machen.«
So wie sie mich ansah, traute ich mich nicht, sie zu enttäuschen. Calum würde sich denken können, dass ich länger bei den beiden geblieben war, und sich keine Sorgen machen.
9. Kapitel
Fest an Calum geschmiegt lag ich in dieser Nacht im Bett und lauschte seinen Atemzügen. So friedlich sollte es immer sein. Ich strich über seine Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte.
Ich war spät nach Hause gekommen. Auf dem Rückweg hatte ich mich ein paar Mal verlaufen. Ein Gutes hatten die Umwege, die ich genommen hatte, gehabt. Ich war in Ruhe zum Nachdenken gekommen. Meine Gedanken waren um den Text des Buches gekreist. Ich würde mit jemandem darüber reden müssen. Aus irgendeinem Grund sträubte sich alles in mir, dies mit Calum zu tun. Ich konnte wusste nicht wieso.
Wieder ergriff mich diese Unruhe. Als würde etwas in meinem Kopf feststecken, das raus wollte, aber nicht konnte. So würde ich niemals einschlafen. Mit meinem Gezappel würde ich Calum wecken. Vorsichtig stand ich auf und schlich wieder in die Küche.
Ich saß kaum, da hatte ich das Buch schon aufgeschlagen.
Gedankenverloren blätterte ich die Seiten durch. Die Buchinnenseite am Schluss ließ mich stutzen. Da war etwas aufgemalt. Es war verblasst und kaum noch zu sehen. Ich zog die Kerze näher heran und strich über den inneren Einband. Ich spürte eine kleine Erhebung unter dem Papier. Das war merkwürdig. Vorsichtig untersuchte ich das Buch. Die Seite war fest mit der Rückseite des Buches verklebt. Trotzdem war ich sicher, dass jemand etwas darunter geschoben hatte. Was es war, würde ich nur herausfinden, wenn ich das Papier aufschnitt.
Ich machte mich leise auf die Suche nach einem Messer. Nachdem ich eins gefunden hatte, trennte ich behutsam die Seite vom Buchrücken. Es dauerte ewig, doch ich wollte nicht riskieren, dass ich etwas beschädigte. Ich war besessen davon, dass das Buch uns Antworten auf unsere Fragen geben würde. Als ich die gesamte Seite abgetrennt hatte, blätterte ich sie um. Ein kleiner zusammengefalteter Zettel klebte darunter. Er war so klein und flach, dass ich ihn, wenn ich nicht über die Seite gestrichen hätte, nie bemerkt hätte. Auch ihn trennte ich ab und faltete ihn auseinander. Das Papier war vergilbt und die Schrift winzig klein. Nur mit Mühe gelang es mir, den Text zu entziffern.
Mein
Weitere Kostenlose Bücher