MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
frage ich mich, ob es für mein Volk nicht besser wäre, Elin die Macht zu überlassen. Wenn es das ist, was er will. Die Shellycoats, die damit leben können, könnten in die Stadt zurückkehren. Sie müssten keine Angst mehr vor seinen Angriffen haben. Ich glaube nicht, dass Elin zu ihnen unnötig grausam wäre.«
»Das kann nicht dein Ernst sein, Calum. Was ist mit denen, die nicht damit leben können? Was mit denen, die später gegen ihn aufbegehren? Glaubst du wirklich, Elin würde auf Gewalt verzichten, wenn er erst einmal bekommen hat, was er will? Und wie kannst du dir sicher sein, dass ihm der Thron in Berengar genügt? Was wird er als Nächstes fordern?«
»Beruhige dich«, fiel Calum mir ins Wort. »Ich sagte lediglich, dass ich manchmal darüber nachdenke. Nicht, dass ich es für richtig halte. Aber es gibt Augenblicke, da erscheint mir die Situation so aussichtslos. Er ist uns immer einen Schritt voraus. Ich weiß nicht, wie das möglich ist.«
»Es wird einen Ausweg geben«, versuchte ich ihn zu trösten. »Wir müssen ihn nur finden. Du bist nicht allein, Calum. Es gibt so viele, die dir helfen.«
Aber du bist der Letzte, der den Mut verlieren darf, setzte ich in Gedanken hinzu. Ich musste die Zeit finden, noch einmal diese Geschichte zu lesen. Ich wusste nicht, woher ich die Gewissheit nahm. Aber je länger ich darüber nachdachte, umso sicherer war ich, dass sich in dem Buch die Lösung unseres Problems befand oder wenigstens ein Hinweis, den ich nur verstehen musste.
Schneeweiß erhob sich der Palast vor uns. Allerdings sah er weniger imposant aus, als ich befürchtet hatte. Er passte perfekt zu der Stadt und seinen Bewohnern. Zwei hochgewachsene Elfenkrieger hielten am Tor Wache. Als sie unserer Truppe ansichtig wurden, öffneten sie es. Ich hätte gern gewusst, wo diese Typen »gezüchtet« wurden. Die Elfen in der Stadt sahen ganz normal aus. Wenn man bei den spitzen Ohren und den fast ausnahmslos hübschen Gesichtern von normal sprechen konnte. Aber immerhin hatte es große und kleine, dickere und dünne Elfen gegeben. Auch hatten nicht alle langes blondes Haar gehabt. Von schwarz, braun, rot und sogar bunt war alles vertreten gewesen. Die Krieger dagegen sahen aus wie dem Herrn der Ringe entsprungen. Ich würde Raven fragen, nahm ich mir vor.
Einer der Wächter ging voran und führte uns über eine weiß gepflasterte Fläche zum Portal des Schlosses. Auf sein Klopfen hin wurde die knarrende Tür von innen geöffnet. Ein junger Mann begrüßte uns lächelnd und führte uns durch die Eingangshalle zu einem kleinen Saal auf der linken Seite.
Elisien, Raven, Sophie und Dr. Erickson standen in der Nähe des Kamins und waren in ein Gespräch vertieft. Als wir eintraten, sahen sie auf und Elisien kam uns einige Schritte entgegen.
Sie reichte Bree und Ethan die Hand und ich hörte, wie Ethan sich bei ihr für die Gastfreundschaft bedankte. Dann wandte sich Elisien uns zu und begrüßte uns.
Der junge Elf, der uns hereingeführt hatte, brachte uns zu unseren Plätzen. Ich war erstaunt, dass nicht mehr Elfen mit uns aßen. So war es fast eine private Runde. Ich wurde zwischen Raven und Calum platziert, Bree und Ethan links von Elisien. Sophie und Dr. Erickson nahmen an ihrer rechten Seite Platz. Als alle saßen, erhob Elisien ihr Glas, das mit einem hellgrünen Getränk gefüllt war, und stand auf.
»Ich möchte euch herzlich in Leylin begrüßen. Und obwohl der Anlass eures Aufenthaltes bei uns der Verlust eures eigenen Zuhauses ist, wünsche ich mir, dass wir euch ein wenig Geborgenheit und Frieden schenken können. Möge euer Besuch die Freundschaft zwischen den Menschen und den Elfen vertiefen.«
Etwas in meinem Kopf klingelte bei ihren Worten. Automatisch stand ich mit anderen auf und erhob mein Glas. Dr. Erickson bedankte sich bei Elisien in unserem Namen. Calum stupste mich an.
»Emma, was ist mit dir? Alles in Ordnung?«
Ich stieß mit ihm an, dann mit Raven und prostete den anderen zu. Das Getränk schmeckte nach frischer Blumenwiese und kribbelte angenehm auf der Zunge.
Nachdem wir uns gesetzt hatten, brachten Elfenmädchen Platten mit den verschiedensten Gerichten herein. Elisien forderte uns auf zuzugreifen und niemand ließ sich zweimal bitten.
Es schmeckte sogar fantastischer, als es aussah. Der Fisch zerschmolz in meinem Mund. Gemüse, das ich noch nie gesehen hatte und das mit mir unbekannten Kräutern gewürzt war, war schneller vergriffen, als ich essen konnte. Kaum
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