MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
können.«
Bree lachte über die Begeisterung ihrer Tochter. »Geht ihr ruhig. Hannah und Amber müssen ins Bett.«
Damit zog sie Ethan weiter, während Amber lautstark protestierte.
Kritisch betrachtete ich Calum. Der Tag war lang für ihn gewesen. Er musste erschöpft sein.
»Ein bisschen halte ich noch aus«, beantwortete er meine unausgesprochene Frage und legte einen Arm um mich. Eng umschlungen gingen wir den anderen hinterher, die bereits in einer Tür verschwunden waren. Wir traten hinter ihnen ein. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, jedenfalls nicht diesen Technoverschnitt.
Erstaunt sog ich bei dem Anblick der spärlich bekleideten jugendlichen Elfenmädchen und Elfenjungs die Luft ein.
»Meint ihr nicht, wir finden etwas weniger Aufregendes?«, fragte Amia mit skeptischem Blick in die Runde.
Amelie zog einen Schmollmund. Ich hätte darauf gewettet, dass Joel mit ihr in dieser Hölle geblieben wäre. Doch sie verließen das Etablissement mit uns.
Wir liefen die Gasse weiter entlang, jetzt etwas vorsichtiger mit unserer Wahl, und fanden eine kleine Kneipe, die Musik spielte, die in der Menschenwelt als Pop bezeichnet worden wäre. Ein junger Elf bat uns herein und begrüßte uns mit einem sprudelnden Getränk.
»Gibt es bei Elfen auch was Alkoholisches«, fragte Amelie Joel.
Der zuckte mit dem Achseln. Calum zeigte Amelie auf einer bunten Karte, welche Getränke unseren Cocktails am nächsten kamen.
Das Einzige, was das nächtliche Vergnügen trübte, war, dass Calum mit seiner Wunde nicht tanzen konnte. So mussten Amelie, Amia und ich uns Miro, Joel und Peter teilen. Erst ganz zum Schluss wurde ein langsames Lied gespielt. Calum zog mich an sich. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. So sollte es sein, dachte ich. Mit einem Mal verstand ich Calums Sehnsucht, alles hinter sich zu lassen und Frieden zu finden. Ein unrealistischer Wunsch, zugegeben, aber schön genug, um darüber nachzudenken.
Als der Laden schloss und wir nach Hause gingen, bahnte sich am Horizont Sonnenlicht seinen Weg durch die Dunkelheit.
Wir winkten Joel, Miro und Amia hinterher, die ein paar Meter mehr zu ihrem Häuschen zurücklegen mussten, dann fielen wir todmüde ins Bett.
Niemand im Haus kam auf die Idee, uns zum Frühstück zu wecken.
Es war Nachmittag, als Amelie und ich uns mit schlechten Gewissen auf den Weg zu Sophie machten.
Sie freute sich trotzdem uns zu sehen und wir mussten ihr ausführlich von unserem nächtlichen Ausflug berichten. Ihre Augen leuchteten bei unserer Schilderung, als würde sie beim nächsten Mal am liebsten mit kommen.
»Es ist wunderbar hier«, schwärmte sie. »Es gibt so viel Neues zu entdecken.
»Letzte Woche waren wir im Theater. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für wunderschöne Kostüme die Elfen zaubern und wie viel Mühe sie sich mit den Kulissen geben.«
Ich erinnerte mich an Amias Hochzeit zurück und an die Kleider, die Feline, die Schneiderin der Elfen, für uns genäht hatte. Schon damals war ich von dieser Kunstfertigkeit überrascht gewesen.
Amelie sah mich an. »Das müssen wir auch mal ausprobieren. Lass uns später Raven fragen, wie wir das anstellen müssen und wo das Theater ist.«
Zuerst hatte allerdings Sophie genug für uns zu tun. Wie in Portree bediente sie sich eines völlig veralteten Katalogsystems. Da Computer bei den Elfen unbekannt waren und Karteikarten und Füller durchaus auch ihren Reiz hatten, machte ich mich ohne zu murren an die Arbeit. Amelies Nörgeln versuchte ich zu ignorieren. Nachdem wir zwei Kisten voller Bücher aus dem königlichen Archiv ordentlich notiert hatten, schnappte sich jede von uns einen Armvoll Bücher und trug sie zu den Regalen.
»Wo soll ich die reinstecken?«, fragte Amelie. »Hier ist alles voll.«
»Guck einfach, wo du eine Lücke findest. Es ist nicht so wichtig, dass die Bücher richtig geordnet sind. Wenn jemand nachfragt, findet Sophie das Buch schon.«
Das war eine Arbeit nach Amelies Geschmack. Viel schneller als ich hatte sie ihre Bücher in den Regalen verstaut. Als sie damit fertig war, sah sie mich an.
»Hast du was dagegen, wenn ich schon mal gehe? Ich wollte noch einen Stadtbummel machen.«
Ich nickte, weil ich mich ein bisschen danach sehnte, allein zu sein. Ich hatte zwar nicht damit gerechnet, aber ich hatte das Büchlein eingesteckt, in der Hoffnung es hier nochmal in Ruhe lesen zu können. Anscheinend war das Glück mir hold. Sophie würde mich nicht unterbrechen, das wusste
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