MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
morgen weitermachen. Es ist besser, wenn ihr jetzt geht.«
Peter und ich liefen durch die stillen Straßen zurück. Jeder von uns hing seinen Gedanken nach.
»Der Rat hat heute beschlossen, eine Armee aufzustellen. Sie wollen in den Krieg ziehen«, brach Peter unser Schweigen.
Ich glaubte, mich verhört zu haben.
»Das kann nicht ihr Ernst sein.«
»Ich fürchte schon. Sie hoffen, dass sie Elin eine Falle stellen können.«
»Wie soll die aussehen? Elin weiß bereits jetzt, was sie vorhaben. Die Männer werden in ihr Verderben laufen.«
»Sie wollen ihn angreifen und ihm so zuvor kommen.«
»Sind sie so naiv zu glauben, dass Elin sich ihnen im Kampf stellt?«
Peter zuckte mit den Schultern.
»Ich befürchte, sie haben keine bessere Idee.«
»Du musst Myron und Elisien davon abbringen. Weshalb sollte Elin kämpfen? Er hat keinen Grund dazu. Mit seinen Überfällen und den Verschleppungen der Männer erreicht er viel eher, was er will«, erregte ich mich über so viel Dummheit.
Peter legte beruhigend einen Arm um meine Schultern.
»Mittlerweile überfallen seine Horden auch Dörfer der Faune und der Werwölfe. Und diese wollen kämpfen und nicht mehr nur reden.«
»Wann soll es soweit sein?«
»In ungefähr vier Wochen.«
»Meinst du, wir können das verhindern?«
»Ich habe keine Ahnung, das kommt wohl darauf an, was uns die Karte verrät.«
Vor uns erklang ein Kichern und aus der Dunkelheit schälte sich Amelie mit Joel, der seinen Arm um sie gelegt hatte. Neben ihnen lief Calum.
Als die drei uns entdeckten, rief Amelie: »Olala, was macht ihr zwei denn hier im Dunkeln?«
Im selben Moment, als ihr klar wurde, wie verfänglich ihre Frage klang, schlug sie sich mit der Hand auf den Mund.
Peter nahm den Arm von meiner Schulter.
Aber es war zu spät. Calum sah mich wütend an.
»Wir haben euch gesucht, aber nicht gefunden«, versuchte Peter die Situation zu retten. »Wir wollten noch etwas mit euch trinken.«
»Wir waren in derselben Bar wie beim letzten Mal«, stieß Calum hervor und drängelte sich an uns vorbei. Mit großen Schritten eilte er die wenigen hundert Meter bis zu unserem Haus voraus.
»Sorry, Emma. So hab ich das nicht gemeint«, versuchte Amelie sich zu entschuldigen.
»Mach dir keinen Kopf. Ich klär das schon«, unterbrach ich sie, glaubte allerdings selbst nicht was ich sagte.
Als ich in unser Zimmer kam, lag Calum bereits im Bett. Er hatte mir den Rücken zugewandt und drehte sich auch nicht um, als ich mich an ihn schmiegte.
»Es tut mir leid«, flüsterte ich.
»Ich bin müde. Lass mich schlafen. Morgen haben wir einen anstrengenden Tag vor uns.«
»Ich kann nicht einschlafen, wenn du sauer auf mich bist.«
»Das ist ja wohl nicht mein Problem.«
Ich schwieg eine Weile, weil mir nichts einfiel, was ich darauf erwidern sollte. Ich hatte ein zu schlechtes Gewissen.
»Es ist nicht so, wie du denkst. Du musst mir vertrauen.«
»Ich will nur, dass du ehrlich zu mir bist, Emma. Und zu dir selbst. Wenn du mich nicht mehr liebst, dann sag es. Aber spiel kein Spiel mit mir. Die Elfen beschützen dich und deine Familie so oder so.«
Ich war sprachlos.
Was redete er da, fragte ich mich. Ihn nicht mehr lieben? Wen sonst? Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Peter? Er konnte nicht tatsächlich auf Peter eifersüchtig sein. Er musste doch wissen, dass ich ihn nie so verletzen würde. Er war für mich der einzige Mann auf der Welt, der mir etwas bedeutete. Wie konnte ich ihm das begreiflich machen?
Wut stieg in mir hoch.
Es tat weh zu sehen, wie schnell Calum sein Vertrauen verlor. Viel zu schnell.
Ich ließ von ihm ab und drehte mich um. Kälte breitete sich zwischen uns aus.
Obwohl ich Calum nicht verstand, nagte das schlechte Gewissen den ganzen nächsten Morgen an mir. Die Gedanken wirbelten durch meinen Kopf.
Was konnte ich tun? Ich konnte ihm unmöglich von unserer Entdeckung erzählen. Andererseits konnte ich nicht zusehen, wie er einen unsinnigen Krieg plante, bei dem der Feind im voraus jeden seiner Schritte kannte. Dieser Krieg musste verloren werden.
Und wie konnte er auf so eine unsinnige Idee verfallen, dass ich was mit Peter hatte? Peter war mein Cousin – ich liebte ihn wie einen Bruder. Wahrscheinlich war auch für Calum die ganze Situation zu viel. Wenn das alles vorbei war, würde er sich wieder beruhigen und einsehen, wie unsinnig seine Vorwürfe waren.
Aber wann war es vorbei? Wir sollten keine Zeit verlieren. Jeder Tag, der verstrich,
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