MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
Versöhnung zu spät sein.
Wir waren fertig, als die ersten Gäste eintrudelten.
Raven kam mit Peter und Morgaine. Ethan und Bree mit den Zwillingen und Amelie. Außerdem kamen die anderen Shellycoats, die bei den Elfen Asyl gefunden hatten und heute Nacht gemeinsam mit uns tanzen würden. Als letzte kamen Dr. Erickson und Sophie. Zu meinem Erstaunen waren sie in Begleitung von Elisien, Myron und Merlin.
Ich hatte gewusst, dass Myron und Merlin regelmäßig nach Leylin kamen, um an den Gesprächen des Kriegsrates teilzunehmen. Bisher hatte ich sie nicht zu Gesicht bekommen. Trotzdem hätte ich angenommen, dass sie nach Morgaines Nachricht andere Sorgen hatten, als an einem Fest teilzunehmen.
Mittlerweile war der Himmel tiefschwarz. Angesichts der vielen Zuschauer wurde ich nervös. Gern hätte ich mich von Calum in den Arm nehmen lassen, aber er saß wie festgewachsen zwischen Miro und Amia.
Ich ließ mich neben Amia auf die Decke fallen und beobachtete, wie unsere Gäste miteinander plauderten. Jeder von ihnen schien froh zu sein, einen unbeschwerten Abend verbringen zu können. Das Schreckliche, das sich uns mit Riesenschritten näherte, würde früh genug hereinbrechen. Oder hatte nur ich solche düstere Gedanken? Ich wusste genau, woran das lag. An dem Schafskopf, der mir gegenübersaß und sich benahm wie ein Kindergartenkind.
Gleichzeitig griffen der Schafskopf und ich nach einer Weintraube. Unsere Finger berührten sich unsere Blicke trafen sich. Ich versuchte mich an einem Lächeln, doch nichts kam zurück. Glücklicherweise zog er seine Finger nicht übermäßig schnell zurück, sonst hätte man vermuten können, er hätte sich an mir verbrannt.
Amia, die meinen kläglichen Lächelversuch beobachtet hatte, stupste Calum an.
»Calum, reiß dich zusammen. Sei etwas netter zu Emma. Das hat sie verdient.«
Er brummte etwas Unverständliches vor sich hin.
»Wir sollten beginnen«, schlug Amia da vor. »Oder was meint ihr?«
Wir standen auf und traten nebeneinander an das Seeufer. Plötzlich wurde es um uns herum still. Die Gespräche verstummten und nur die Geräusche der Nacht waren zu hören. Wir gingen einen Schritt ins Wasser und verharrten bewegungslos. Der Wind nahm ab und der See wurde glatt wie ein Spiegel. Der große silberne Mond schien ein Stück näher zu rücken. Erst als die Stille vollkommen war, tauchten wir wie auf ein geheimes Kommando alle gleichzeitig ein und verschwanden unter der Wasseroberfläche. Ich spürte, dass Calum nach meiner Hand griff und mich pfeilschnell in die Mitte des Sees zog. Dort angekommen ließ er mich los und ich schwamm zu Joel in meine Position. Dann begannen wir zu schwimmen und dabei zogen wir immer größere Kreise. Unsere Lichter flammten auf und durchzogen wie helle Streifen das Wasser. Unterschiedliche Grüntöne vermischten sich mit Calums Azurblau, Amias Goldbraun und meinem eigenen silbernen Licht. Über uns begann die Wasseroberfläche zu brodeln und zu kochen. Es dauerte nur Minuten, bis sich die ersten Fontänen bildeten und in die Höhe schossen. Das war der Moment, in dem Joel und ich zu springen begannen. Mit jedem Sprung fiel die Anspannung der letzten Wochen mehr von mir ab. Immer tiefer schwammen wir hinab, um danach nur noch höher zu springen. Immer kunstvoller wurden unsere Drehungen und unsere Pirouetten. Vom Ufer hörte ich Beifall und Begeisterungsrufe. Doch ich hatte nur Augen für Calum, der unter mir mit kräftigen Bewegungen aufrecht das Wasser durchpflügte und immer wieder mit den anderen durch die Fontänen schoss. Jeder von ihnen folgte einem Ritus, mit dem die Shellycoats seit jeher diesen Tanz vollzogen. Jede Vollmondnacht aufs Neue. Ruhe breitete sich in mir aus, während ich weiterhin meine Sprünge ausführte. Eintauchen, springen und wieder eintauchen. Was auch geschah, in diesem Moment war es mir gleichgültig. Das Schicksal würde mit uns tun, was immer für uns vorherbestimmt war. Wir würden nichts ändern können, egal was wir versuchten. Wir konnten uns mit aller Macht dagegenstemmen, aber das würde nichts nutzen. Und doch war ich in diesem Moment sicher, dass das Schicksal es gut mit uns meinte.
Ich tauchte hinab und spürte, dass meine Kräfte nachließen. Blaues Licht tauchte neben mir auf. Vertraute Arme griffen nach mir, zogen mich an einen Körper und hielten mich fest. Ich schlang meine Arme um seinen Hals. Mein Herz schlug fest gegen meine Brust. So hatten wir das nicht geprobt. Gemeinsam schossen
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