MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
in größerer Gefahr als draußen. Ich musste sie warnen. Sie mussten Leylin verlassen. Wenn Elin sie fand, würde er sie töten.
Der vermeintlich sichere Ort war zu einer Falle geworden.
»Sprich heute mit Calum«, forderte Raven mich auf. »Wenn das Chaos losbricht, solltet ihr euer Problem geklärt haben. Wir wissen nicht, was danach kommen wird.«
Ich nickte geistesabwesend und stand auf.
»Ich gehe dann mal zurück und mache mich fertig. Wir sehen uns nachher.«
Ohne mich noch einmal umzudrehen, lief ich hinaus.
14. Kapitel
Die Sache stieg mir über den Kopf. Ich musste meine Gedanken sortieren. Zu Hause angekommen stellte ich mich unter die heiße Dusche.
Amia würde morgen abreisen. Peter und ich durften dann keine Zeit verstreichen lassen und mussten uns auf den Weg machen. Vorher wollte ich meine Familie warnen. Sie mussten Leylin verlassen. Ethan würde sich weigern. Vielleicht sollte ich das Dr. Erickson und Sophie überlassen.
Sophie. Was würde aus ihr werden, wenn es niemanden mehr gab, der ihr ihre Medizin zubereitete?
Ich trocknete mich ab und legte mich auf mein Bett. Noch ganz leicht entströmte den Kissen Calums Duft. Ich vergrub meinen Kopf darin.
Wir würden es nicht schaffen. Ich würde es nicht schaffen. Wie kam jemand auf den Gedanken, dass ausgerechnet ich Muril zerstören konnte? Dass ich dieser besondere Mensch war, von dem McLeod gesprochen hatte? Und überhaupt, was geschah, wenn der Spiegel zerstört war? Die Undinen zerfielen zu silbrigen Staub, hatte McLeod geschrieben. Schön und gut, und was wurde aus den Männern? Alles wird sein wie vorher, hatte auf der Karte gestanden. Was hieß das schon? Welches vorher?
Es klopfte und Amelie kam herein.
»Was zieht man zu so einem Anlass an?«, fragte sie.
»Es ist ein Picknick, Amelie. Was zieht man da schon an. Wir sitzen auf der Erde und essen. Du könntest dich bekleckern.«
Empört sah sie mich an. »Du bist die einzige Frau in unserem Alter, die ich kenne, die sich bekleckert.«
Sie wies auf einen orangefarbenen Fleck auf meinem Pulli.
Zerknirscht betrachtete ich ihn. »Kürbissuppe«, erklärte ich.
»Du willst dich doch mit Calum versöhnen, oder?«, fragte sie.
Ich nickte.
»Dann sollten wir etwas dafür tun, dass er das auch will.«
Sie zog mich hoch.
»Komm mit in mein Zimmer.«
Nur widerwillig folgte ich ihr, ahnend, was auf mich zukam.
Als Amelie begann, mir ein durchsichtiges Stück Stoff nach dem anderen vor den Körper zu halten, winkte ich ab.
»Das kannst du vergessen. Als ich mich neulich in so ein Kleidchen gestopft habe, hat das ein böses Ende genommen, Amelie. Das ist nichts für mich. Außerdem trage ich meinen Anzug.«
»Ja, aber nur beim Schwimmen«, widersprach sie triumphierend. »Für das anschließende Picknick brauchst du etwas Vernünftiges.«
Wir einigten uns schließlich auf ein hellgrünes Kleid, zu dem mir Amelie ein silbernes Bolerojäckchen aufdrängte.
»Und mach dir deine Haare ordentlich zurecht«, rief sie mir nach, als ich ihr Zimmer verließ. »Du siehst aus wie ein gerupftes Huhn.«
Pah, gerupftes Huhn, dachte ich, während ich vor dem Spiegel versuchte, mir die Knoten aus dem Haar zu kämmen. Verzweifelt gab ich das Vorhaben nach zehn Minuten auf machte mir einen Zopf. Ich zog das Kleid und die Jacke an, griff nach meinem Anzug und lief zu Amia.
Die Körbe standen aufgereiht im Flur und Amia scheuchte die Jungs, auf der Suche nach fehlenden Sachen, durch das Haus.
»Wir müssen uns beeilen, wenn wir zu unserer eigenen Party nicht zu spät kommen wollen«, schimpfte sie.
»Wir haben noch eine gute Stunde Zeit«, wandte ich ein. »Es ist gerade mal dunkel geworden.«
»Ich bin erstens gern pünktlich und zweitens wäre ich mit den Vorbereitungen gern fertig, wenn alle kommen«, schnitt sie mir das Wort ab.
Miro schüttelte den Kopf, was wohl bedeuten sollte, dass jeder Versuch, Amia zu beruhigen, zwecklos war.
Kurze Zeit später war alles verpackt und jeder von uns griff sich zwei Körbe. Dann gingen wir los.
Am Seeufer angekommen breiteten wir die Decken aus. Während Amia und ich das vorbereitete Essen verteilten, waren die Jungs damit beschäftigt, am Ufer Fackeln in den Boden zu stecken und diese anzuzünden. Calum hatte mich bisher weder eines Blickes gewürdigt, noch ein Wort mit mir gesprochen. Ich war hin und her gerissen, ob ich darüber froh oder traurig sein sollte. Ich musste an Ravens Worte denken. In ein paar Tagen konnte es für eine
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