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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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hinuntergestürzt war. Als wir dem Weg gefolgt waren, hatte fast bis zur Kante das Wasser gestanden, das Avallach überflutet hatte. Wir waren gestern falsch gegangen. Wir hätten diesen Weg nehmen müssen.
    »Ich würde nach rechts gehen«, wandte ich mich zu Peter. Er blickte sich um und nickte.
    Entschlossen setzte ich mich in Bewegung. Ich hörte ihn nicht kommen. Ich hörte gar nichts, so stolz war ich auf mich, dass ich den richtigen Weg gefunden hatte. Erst als Peter mit einem merkwürdigen Gurgeln meinen Namen rief, drehte ich mich um und erstarrte. Peter hatte mir seine rechte Seite zugewandt und stand zusammengekrümmt auf dem Weg. Ihm gegenüber stand Gawain. Er sah mich an und lächelte. Ich konnte meine Augen nicht von seinem fratzenhaft verzerrten Gesicht lösen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wanderte mein Blick hinunter zu seiner Hand, in der er einen Dreizack hielt. Die Spitze des Dreizacks steckte in Peters Unterleib.
    Da ist kein Blut, dachte ich und konnte mich nicht rühren, den Blick nicht abwenden. Die Hand mit dem Dreizack bewegte. War es Peters oder mein Schrei, der in meinen Ohren hallte? Ich setzte mich in Bewegung. Peter erschlaffte und fiel tiefer in die Waffe. Noch nie war ich so schnell gerannt und trotzdem kam es mir vor, als bewegte ich mich nicht von der Stelle. Ich sah, wie Gawain Peter zu Boden stieß und versuchte, seinen Dreizack aus ihm herauszuziehen. Ich wusste, dass ich das verhindern musste, dass ich schneller sein musste. Mit dem Dreizack würde er mich auch töten. Auch? Ich durfte nicht glauben, dass Peter starb oder bereits tot war. Ich sah, wie Peter mit letzter Kraft nach dem Dreizack griff und ihn festhielt. Mir wurde übel, als ich sah, wie die beiden um die Waffe rangen. Dann war ich bei ihnen. Gawain ließ los und drehte sich zu mir um. Ich hatte keine Chance gegen ihn. Er war so viel stärker als ich und seine Besessenheit machte ihn zu einem noch gefährlicheren Gegner. Diese Einsicht steigerte meine Wut. Ich knallte im vollen Lauf gegen ihn. Er wollte nach mir greifen, doch ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch und lief ein paar Schritte von ihm fort. Er drehte sich um, unschlüssig, ob er mir folgen sollte oder ob er versuchen sollte, an seinen Dreizack zu kommen. Er entschied sich für mich und tänzelte hinter mir her.
    »Du hast keine Chance, Emma«, sagte er leise. »Wenn du dich freiwillig ergibst, dann würde ich deinem Cousin helfen. Ansonsten wird er sterben.«
    Ich sah zu Peter. Er rührte sich nicht. Sein Gesicht war schneeweiß. Ich ließ die Arme sinken und richtete mich auf. Gawain würde sein Versprechen nicht halten, das wusste ich. Siegesgewiss kam er auf mich zu. Ich spannte meine Muskeln an. Ich hatte nur diesen einen Versuch. Als er nahe genug an mich herangekommen war, rannte ich los. Voller Wucht warf ich mich gegen ihn, stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen seinen Körper. Die Sekunde der Überraschung reichte aus. Er strauchelte. Ich schob ihn weiter Richtung Abgrund. Er versuchte sich festzuhalten, doch seine rudernden Arme fanden keinen Halt – nur mich. Ich trat um mich, stieß ihn, versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Dann spürte ich, dass er rutsche und fiel. Und ich spürte, dass auch ich ins Rutschen geriet und fiel. Gawain klammerte sich mit einer Hand an meine Jacke. Ich bekam sie nicht auf. Ich grub die Finger meiner linken Hand in die Erde und die Wurzeln, die dort herauswuchsen. Mit der rechten versuchte ich, den Reißverschluss zu öffnen. Ich spürte, wie ich den Halt verlor und Gawains Gewicht mich mit sich riss. Dann war die Jacke auf. Ich wand meinen rechten Arm heraus und fasste dann nach einer kräftigen Wurzel, der in meiner Reichweite aus dem Erdreich wuchs. Ich ließ die linken Hand los und die viel zu große Jacke glitt von meinen Schultern. Mit einem Schrei stürzte Gawain in die Tiefe.
    Die Wurzel, an der ich mich festhielt, gab nach. Ich griff mit der linken Hand in die Erde und das Moos und versuchte mich hochzuziehen. Ich musste es schaffen, es gab niemanden, der mir helfen konnte. Ich musste nach Peter sehen, mich vergewissern, dass seine Verletzung nicht so schlimm war, wie sie ausgesehen hatte. Ich zog mich ein Stückchen nach oben. So schwer, wie ich mir vorkam, konnte ich unmöglich sein, dachte ich. Nie wieder würde ich diesen Elfenkuchen essen. Nur er war schuld, dass ich mich so schwer tat, hier hochzukommen.
    »Peter?«, rief ich. Wenn ich wüsste, dass er lebte, dann würde

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