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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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ich es schaffen. Ich bekam keine Antwort. Wieder zog ich mich ein bisschen höher. Meine Füße fanden an ein paar Wurzeln Halt. Erschöpft hielt ich inne.
    »Peter«, kreischte ich verzweifelt. Ich hörte etwas. Es war kein richtiges Wort, aber immerhin ein Ton. Er war am Leben. Ich griff nach oben und zog mich hinauf. Erst als mein Oberkörper halbwegs auf dem Weg lag, brach ich erschöpft zusammen.
    Meine Finger brannten und schmerzten. Ich richtete mich auf und kroch zu Peter. Der Dreizack steckte tief in seinem Bauch. Das konnte er unmöglich überleben, dachte ich, noch bevor ich bei ihm angelangt war. Tränen liefen über mein Gesicht, die ich verzweifelt versuchte fortzuwischen. Ich musste doch nachsehen, ob ich etwas tun konnte. Ich konnte ihn nicht sterben lassen.
    »Peter«, flüsterte ich. Seine Augen waren geschlossen. »Peter, sag etwas, irgendwas.«
    Jetzt sah ich das Blut, das langsam aber stetig aus der Wunde rann. Tropfen für Topfen versickerte in dem feuchten Waldboden. Ich griff nach seiner Hand. Sie war eisig. Vorsichtig tastete ich nach seinem Herzschlag, doch ich spürte nichts. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte. Es dauerte eine Weile, erst dann hörte ich ein sehr leises Schlagen. Es war zu leise, und wenn nichts geschah, würde auch dieses bald verstummt sein. Ich sah mich um. Was sollte hier schon geschehen? Wenn wir uns bloß nicht verlaufen hätten. Wenn wir besser aufgepasst hätten. Ich schlug mit der Faust verzweifelt auf den Waldboden. Irgendetwas musste ich tun.
    Wärme. Peter brauchte Wärme. Ich zog meinen Pullover aus. Vorsichtig deckte ich ihn damit zu, darauf bedacht, den Dreizack nicht zu berühren. Peters Rucksack lag in einiger Entfernung. Ich lief hin und kramte darin. Peter hatte noch einen Pullover dabei und eine Flasche, in der ein Rest Wasser war. Vorsichtig versuchte ich Peter etwas einzuflößen, doch mehr als seine Lippen zu benetzen gelang mir nicht. Er war schon weit davon entfernt, schlucken zu können. Wenn seine Augenlider nicht ab und zu geflattert hätten, hätte ich ihn für tot gehalten. Aber ich konnte ihn nicht gehen lassen. Ich sammelte Laub und schichtete es um ihn herum auf. Ich hoffte, dass ihn das zusätzlich wärmte. Meinen Pullover legte ich ihm unter den Kopf. Ich wusste, dass ich Hilfe holen sollte, aber ich sträubte mich, ihn hier allein liegen zu lassen. Also hielt ich seine Hand und redete unaufhörlich auf ihn ein, als ob ich ihn so zwingen könnte, bei mir zu bleiben. Die Zeit verstrich. Mir wurde von Minute zu Minute kälter, aber Peter brauchte die Wärme mehr als ich. Wolken schoben sich vor die Sonnen und vertrieben den Rest Helligkeit zwischen den Wäldern. Es musste später Nachmittag sein. Wenn die Nacht kam, waren wir verloren. Je mehr die Dunkelheit ihre Finger nach mir ausstreckte, umso mehr grub sich die Furcht in meine Eingeweide. Näher rückte ich an Peter heran. Regentropfen platschten auf den Waldboden. Es ging also noch schlimmer.
    Was war mit Gawain? Konnte er den Sturz überlebt haben? Ich hatte nicht nachgeschaut. Mein ganzes Denken hatte Peter gegolten. Was, wenn noch andere Shellycoats in Avallach waren und sich auf die Suche nach ihm gemacht hatten? Mitten auf dem Weg waren Peter und ich völlig ungeschützt. Trotzdem wagte ich es nicht, Peter an den Rand des Weges zu ziehen. Verstecken konnten wir uns nirgendwo. Bei jedem Rascheln und bei jedem Knacken wandte ich panisch meinen Kopf. In einem Gruselfilm würde mir in der Nacht jemand eine Hand auf die Schulter legen, dachte ich.
    Ich zitterte. Wie lange saß ich hier? In jedem Fall zu lange. Ich hätte mich auf die Suche nach der Lichtung machen müssen. Warum entschied ich mich immer für die falsche Möglichkeit, dachte ich verzweifelt. Es war doch klar, dass Peter ohne Hilfe sterben würde. Tränen stiegen in mir hoch. Ohne Peter würde ich niemals zu Ethan und Bree zurückkehren können. Ich würde ihnen nicht in die Augen sehen können und ihnen sagen, dass ich ihren Sohn auf einem Waldweg hatte verbluten lassen. Aber wenn er starb, während ich fort war? Ganz allein. Jetzt würde ich den richtigen Weg sowieso nicht mehr finden. Es war zu dunkel. Tränen strömten über mein Gesicht, während ich mich über Peters regloser Gestalt zusammenkrümmte. Ich hatte versagt. Ich strich über Peters Gesicht. Eiskalter Schweiß hatte sich darüber gelegt und vermischte sich mit dem Nieselregen. Ich griff in meine Hosentasche auf der Suche nach einem

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