MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
bedacht war, mich nicht noch einmal zu verletzen. Ich hatte schließlich noch eine Aufgabe zu erfüllen, da konnte ich nicht vorher schon total lädiert sein, dachte ich zynisch.
Der Weg, und nur echte Optimisten hätten ihn als solches bezeichnet, nahm kein Ende. Immer wieder gabelte er sich und wir mussten entscheiden, welchen wir nehmen sollten. Peter hielt sich streng an seinen Plan, nach Norden zu marschieren, obwohl ich das ein oder andere Mal einen ausgetreteneren Pfad gewählt hätte. Ich wollte nicht streiten und nicht an jeder Gabelung endlos diskutieren. Stunde um Stunde verstrich. Ab und zu legten wir eine Pause ein, um etwas zu trinken.
Als das Licht dunkler wurde, wurde auch Peter klar, dass wir uns verlaufen hatten. Der Weg war auch damals lang gewesen, aber niemals so lang. Wir hätten längst auf die Lichtung stoßen müssen.
Bei der nächsten Gelegenheit ließ ich mich auf einen Baumstumpf fallen. Ich war völlig erschöpft.
»Peter, wir haben uns verlaufen«, eröffnete ich ihm das Offensichtliche.
Resigniert nickte er. »Es wird dunkel«, sagte er dann. »Wir sollten uns ein trockenes Fleckchen suchen, an dem wir die Nacht verbringen können.«
Mein Albtraum wurde wahr. »Du hast nicht zufällig ein Zelt und Schlafsäcke dabei?«, fragte ich hoffnungsvoll.
Peter schüttelte den Kopf und lächelte mich entschuldigend an. »Nach meinem Plan wären wir jetzt auf der Lichtung und bekämen ein warmes Essen.«
»Essen also auch nicht«, stellte ich fest.
»Ich bin nicht sonderlich geübt in solchen Dingen«, brachte Peter zu seiner Entschuldigung hervor.
Ich sah mich nach etwas Essbarem um. Vielleicht gab es hier Pilze oder Beeren. Doch außer Blättern und Zweigen war nichts zu sehen.
Peter vergrub den Kopf in seinen Händen. »So ein Mist. Wie konnte das passieren?«
»Wir versuchen es morgen noch einmal. Wir schaffen das schon. Jetzt lass uns erst einmal Schutz vor der Nacht suchen.«
Peter räusperte sich und sah mich an. »Wir haben so wenig Zeit und jetzt haben wir einen ganzen Tag verloren.«
»Das können wir nicht mehr ändern. Wir haben unser Bestes gegeben«, sagte ich und dachte an den Muskelkater, den ich ohne Zweifel morgen haben würde.
Peter wies mit seinem Finger noch oben.
»Da ist ein Baum, dessen Wurzeln eine Höhle bilden. Ich schätze, dass wir da beide reinpassen.«
»Dann lass uns nachsehen, bevor es stockfinster ist.« Ein riesiger Baum reckte sich oberhalb des Pfades in die Höhe. Seine Wurzeln wuchsen aus der Erde heraus und bildeten ein wildes Geflecht. Peter kletterte voraus. Vorsichtig folgte ich ihm. Weiter oben bildeten die Wurzeln eine kleine Höhle, die uns Schutz bieten würde. Es war eng, aber wenigstens würden wir so weniger frieren. Mein Magen knurrte.
»Es wäre das Beste, wenn wir gleich schlafen, dann merken wir den Hunger nicht so«, sagte Peter.
Ich nahm die immer noch feuchte Jacke aus meinem Rucksack und faltete sie zu einem Kopfkissen. Ich schloss die Augen und versuchte einzuschlafen. Mein Körper fühlte sich an, als ob ihn jemand mit Aufputschmittel vollgepumpt hatte. Ich zappelte an Peters Seite herum, drehte und wendete mich, bis Peter ärgerlich ein Stück von mir wegrutschte.
Ich blickte zwischen den Wurzeln nach draußen. Dunkle Schatten krochen in unsere kleine Höhle und mit den Schatten kam die Kälte. Peter atmete gleichmäßig neben mir. Weshalb war dieser verfluchte Waldboden so steinhart? Ich setzte mich auf, zog die Knie an meinen Oberkörper und umschlang sie mit beiden Armen. Es half nur wenig. Was würde ich jetzt für eine Thermoskanne mit heißem Tee geben und eine Decke und einem einfachen Butterbrot und …
17. Kapitel
Ich hörte Schritte. Ganz deutlich. Leise liefen sie unter mir den Pfad entlang. Mein Herz begann zu hämmern, so laut, dass derjenige, der dort herumlief, es hören musste. Etwas anderes war nicht vorstellbar. Es dröhnte in meinen Ohren. Wer konnte das sein? Mir fielen zwei Möglichkeiten ein. Es konnte einer der Priester sein. Dann bestand noch die Möglichkeit, die Nacht in einer kuschligen Hütte zu verbringen. Wo ich die Nacht verbringen würde, wenn es Gawain war, wollte ich mir nicht vorstellen. Ich wagte nicht, mich zu bewegen. Aber nur, wenn ich mich etwas weiter nach vorn beugte, bestände die Möglichkeit, zu erkennen, wer da rumschlich. Wie festgenagelt blieb ich auf der Stelle sitzen und rührte mich nicht. Ich hoffte inständig, dass Peter nicht aufwachte und uns mit einer
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