MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
ignorieren, bis wir den blöden Baum gefunden hatten.
»Unser nächtlicher Besucher hat sich nicht noch mal blicken lassen«, sagte Peter. »Vielleicht hast du dich getäuscht.«
»Ich kann ganz gut erkennen, wenn jemand unter mir lang läuft«, erwiderte ich empört.
Peter zuckte mit den Achseln und lugte zwischen den Wurzeln nach unten. »Es ist jedenfalls niemand zu sehen. Wir haben keine Wahl. Wir müssen weiter, oder wir verhungern.«
»Beides keine verlockenden Aussichten«, bemerkte ich mürrisch.
Peter wandte sich mir mit ernstem Gesicht zu.
»Ich klettere runter und schaue mich um. Wenn ich sicher bin, dass alles in Ordnung ist, rufe ich dich.«
Ich nickte eingeschnappt und zog Peters Jacke fester um mich. Die würde ich noch eine Weile anbehalten.
Mister Obervorsichtig brauchte eine ganze Weile, um sicherzugehen, dass uns niemand auflauerte. Behutsam kletterte ich auf sein Rufen hin die Wurzeln hinunter. Hinauf war es leichter gewesen, da ich wenigstens gesehen hatte, wo ich hintrat. Zweimal rutschte ich, auf den vom Tau feuchten Wurzeln, aus und wäre mit Sicherheit gefallen, wenn ich mich nicht so verzweifelt festgehalten hätte. Ich war erleichtert, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Peter stand am Rande des Weges und sah nach unten. Ich ging zu ihm.
»Hast du was entdeckt?« Er wies auf Fußabdrücke, die sich in die weiche Erde gedrückt hatten und eindeutig nicht von unseren Schuhen stammten. Diese hier hatten im Gegensatz zu unseren kein Profil.
Ich hatte recht, dachte ich triumphierend. Dieses Gefühl wich allerdings im selben Moment einem anderen, allzu vertrautem. Dem der Angst. Jemand war uns gefolgt, das stand fest. Dass er uns nicht entdeckt hatte, hatten wir der stockfinsteren Nacht zu verdanken und unserer Müdigkeit. Ansonsten hätten wir wohl eine Weile geredet und die Schritte niemals gehört.
»Wir sollten versuchen, unsere Spuren zu verwischen. Wenn er wieder kommt, kann er unsere Spuren nicht übersehen, so wie wir rumgetrampelt haben.«
Peter brach Äste von einem Busch ab und begann auf der Erde rumzufegen. Erfolg hatte er damit nicht.
»Peter, die Erde ist zu feucht, das wird nichts. Lass uns Laub auf den Weg werfen«, schlug ich vor.
Gemeinsam sammelten wir Laub von den Wegrändern auf, immer darauf bedacht, nicht zu viel zu nehmen und streuten es auf den Weg hinter uns. Ob das unseren Verfolger in die Irre führen würde, wagte ich zu bezweifeln. Aber im Grunde reichte es, ihn etwas länger aufzuhalten. Wir überlegten, welchen Weg wir heute einschlagen sollten. Ich war dafür, zurückzugehen und nach dem Punkt zu suchen, an dem wir Vince aus dem Wasser gezogen hatten. Peter war dagegen. »Ich will nicht noch einen Tag verlieren. Unsere Zeit ist ohnehin knapp. Wenn wir zurückgehen, bezweifle ich, dass wir die Lichtung heute finden.«
»Was ist dein Vorschlag?«, fragte ich genervt.
»Nach Norden zu gehen, war offenbar falsch. Wie wäre es mit Süden?«
Fassungslos sah ich ihn an. »Nach Süden?«, äffte ich ihn nach. »Das ist dein Vorschlag. Und morgen dann nach Osten und dann nach Westen, oder wie? Dann können wir gleich zurückfahren. Dann kommen wir in jedem Fall zu spät.«
Wütend drehte ich mich um und ging den Weg zurück. Sollte Peter bleiben, wo der Pfeffer wuchs, ich würde versuchen, den richtigen Weg auf meine Art zu finden.
Ich drehte mich nicht um, um nachzusehen, ob Peter mir folgte. Ich bahnte mir einen Weg durch das Gestrüpp. Erleichtert erkannte ich nach einiger Zeit Stellen wieder, an denen wir gestern vorbeigegangen waren. Der Wald wurde heller, je mehr die Sonne nach oben stieg. Nach einer Weile wandte ich unauffällig den Kopf nach hinten und sah Peter, der hinter mir hertrottete. Ich grinste. Diesmal hatte ich mich durchgesetzt. Ich hoffte nur, dass ich mit meiner Entscheidung richtig lag. Nach zwei weiteren Stunden lag der Weg, der zum Schloss führte, wieder vor uns. Ich wartete an der Kreuzung auf Peter. Die linke Abzweigung führte zum Auto. Ich war sicher, dass wir den rechten Weg weitergehen mussten. Dieser Weg wand sich steil nach oben. Dorthin hatte Talin die Schüler geführt, um sie vor der Flut zu retten. An der Innenseite des Weges begannen sich in einiger Entfernung mit Moos bewachsene Felswände emporzurecken. Die Außenseite fiel abschüssig hinab. Wir mussten uns vorsehen, nicht zu nah an den Rand zu geraten. Es grenzte an ein Wunder, dass nach der Flucht aus Avallach kein einziger Schüler
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