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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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gegangen ist. Sie haben fürchterliche Dinge über dich gesagt und dich beschuldigt,Vivian und ihren Liebhaber ermordet zu haben. Alle im Zimmer eingesperrt und das Haus angezündet zu haben. Einmal hat er behauptet, es könnte sein, dass du sie auch tötest.« Sie konnte ihren eigenen Herzschlag hören, als sie es ihm erzählte. »Ich habe den Zwillingen nicht mehr erlaubt, ans Telefon zu gehen, und ich habe Pläne geschmiedet, sie hierherzubringen. «
    »Hast du jemandem davon erzählt?«
    »Nur der Polizei«, gestand sie. Sie wandte den Blick von ihm ab, denn sie fürchtete, etwas zu sehen, dem sie nicht gewachsen war. »Als die Polizei erfahren hat, dass Trevor und Tara deine Kinder sind, schien man dort zu glauben, ich hätte es auf Schlagzeilen abgesehen. Sie haben mich gefragt, ob ich vorhätte, meine Geschichte an die Regenbogenpresse zu verkaufen. Die Vorfälle waren mit Ausnahme des Autounfalls Kleinigkeiten, für die sich leicht eine Erklärung finden ließ. Am Ende haben sie gesagt, sie würden dem nachgehen, und sie haben einen Bericht aufgenommen, aber ich glaube, sie dachten, ich sei entweder scharf auf Publicity oder hysterisch.«
    »Es tut mir leid, Jess, das muss dir sehr unangenehm gewesen sein.« In der reinen Sinnlichkeit seiner Stimme schwang stille Aufrichtigkeit mit. »Ich habe dich dein Leben
lang gekannt. Du warst nie jemand, der leicht in Panik gerät.«
    Als er die Worte aussprach, wollte ihr Herz ihren Brustkorb sprengen. Beide erstarrten restlos, während sich die verstörenden Erinnerungen aufdrängten und den Raum ausfüllten wie heimtückische Dämonen, die über den Fußboden und die Wände krochen. Ein Überraschungsangriff, unerwünscht und unerwartet, und nichts blieb verschont. Die schwere Last der Vergangenheit schien die Luft dicker werden zu lassen. Durch die bloße Erwähnung eines einzigen Wortes hatte sich das Böse zu ihnen gesellt, und beide nahmen seine Gegenwart wahr.
    Jessica hatte tatsächlich enge Bekanntschaft mit heller Panik gemacht. Sie kannte vollständige Hysterie. Sie wusste, was es hieß, sich so hilflos, so angreifbar und machtlos zu fühlen, dass sie nur noch hatte schreien wollen, bis ihre Kehle wund war. Die Demütigung ließ eine heftige Röte in ihr Gesicht aufsteigen, und sie wandte den Blick hastig von Dillons Augen ab. Niemand sonst wusste etwas davon. Kein Mensch. Noch nicht einmal ihre Mutter. Sie hatte ihrer Mutter nie die ganze Wahrheit gesagt. Sie konnte ihr nicht ins Gesicht sehen – zu real und grausig war der Alptraum.
    »Es tut mir leid, Jess, ich wollte es nicht zur Sprache bringen.« Seine Stimme war sanft und beschwichtigend.
    Es gelang ihr, sich auf ihre wackligen Beine zu stellen und zu verhindern, dass sie zitterte, als sie sich von seinem Schreibtisch abstieß. »Ich denke nicht daran.« Aber sie träumte davon, Nacht für Nacht. Ihr Magen schlingerte wie verrückt. Sie brauchte Luft, und sie musste sich dringend der Intensität seines glühenden Blicks entziehen,
dem nichts entging. Einen Moment lang verabscheute sie ihn dafür, dass er sie so nackt und hilflos sah.
    »Jessica.« Er sagte ihren Namen nicht, er hauchte ihn.
    Sie wich vor ihm zurück, verletzt und bloßgestellt. »Ich denke nie daran.« Jessica schlug den Weg des Feiglings ein und floh aus dem Zimmer. Tränen verschleierten ihr Sichtfeld, doch irgendwie schaffte sie es die Treppe hinunter.
    Sie konnte Dillons Blicke auf sich fühlen, doch sie drehte sich nicht um. Mit hoch erhobenem Kopf blieb sie in Bewegung und zählte in Gedanken, um das Echo der Stimmen aus alter Zeit nicht zu sich vordringen zu lassen, den grässlichen Singsang, der sich in ihre Erinnerung schleichen wollte.
    Als sie ihr Zimmer erreicht hatte, schloss Jessica energisch die Tür und warf sich bäuchlings auf das Bett. Sie atmete tief durch und rang um Selbstbeherrschung. Sie war kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau. Sie trug Verantwortung. Sie hatte Selbstvertrauen. Sie würde sich von nichts und niemandem erschüttern lassen – das konnte sie sich gar nicht leisten. Sie wusste, dass sie aufstehen und nach Tara und Trevor sehen sollte, um sich zu vergewissern, dass sie es in den Zimmern, die Paul zu beiden Seiten ihres eigenen Zimmers für die beiden hergerichtet hatte, behaglich hatten, aber sie war zu müde und zu ausgelaugt, um sich zu bewegen. Sie lag da und trieb irgendwo zwischen Schlafen und Wachen.
    Die Erinnerungen setzten ein und warfen sie in eine andere Zeit zurück.
    Immer

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