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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Jahren gekannt hatte. Und sie war nicht mehr dasselbe Mädchen, das seinen Helden anbetete.
    Sie musste alles gründlich durchdenken. Ihre größte Sorge galt Tara und Trevor. Jessica knipste die Lampe neben dem Bett an. Es war ihr unerträglich, im Dunkeln zu sitzen, wenn ihre Erinnerungen so frisch waren. Die Vorhänge flatterten und tanzten anmutig in der Brise. Sie starrte das Fenster an. Es stand weit offen und ließ den Nebel, den Regen und den Wind in ihr Zimmer. Das Fenster war geschlossen gewesen, als sie das Zimmer verlassen hatte. Das wusste sie mit absoluter Sicherheit. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und ihre Haut prickelte vor Unbehagen.
    Jessica sah sich eilig im Zimmer um und suchte mit ihren Blicken jeden Winkel ab. Sie schaute sogar unter das Bett und konnte es nicht lassen, im Schrank, im Badezimmer und in der Dusche nachzusehen. Es wäre jedem schwergefallen, durch das offene Fenster in ihr Zimmer zu gelangen, vor allem während eines Sturms, da es nicht ebenerdig lag. Sie versuchte sich einzureden, einer der Zwillinge müsse in ihr Zimmer gekommen sein, um ihr eine gute Nacht zu wünschen, und das Fenster geöffnet
haben, damit frische Luft hereinkam. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum, es war nicht einleuchtend, doch diese Erklärung war ihr lieber als die Alternative.
    Sie lief ans Fenster, starrte in den Wald hinaus und sah zu, wie der Wind wild mit den Bäumen spielte. Stürme hatten etwas Elementares und Kraftvolles an sich, das sie faszinierte. Eine Zeit lang beobachtete sie den Regen, bis sich ein gewisser Frieden auf sie herabgesenkt hatte. Dann schloss sie abrupt das Fenster und ging hinaus, um nach Tara zu sehen.
    In Taras Zimmer brannte die Nachttischlampe und erzeugte einen weichen Lichtschein. Zu Jessicas Erstaunen lag Trevor in einen Haufen Decken gewickelt auf dem Boden, und Tara lag unter einer dicken Steppdecke auf dem Bett. Sie redeten leise miteinander und wirkten keineswegs erstaunt, sie zu sehen.
    »Wir dachten schon, du würdest nicht mehr kommen«, sagte Tara zur Begrüßung und rutschte ein Stück, da sie offenbar erwartete, dass sich Jessica zu ihr ins Bett legte.
    »Ich dachte schon, ich würde zu deiner Rettung eilen müssen«, fügte Trevor hinzu. »Wir haben gerade darüber diskutiert, wie wir das am besten anstellen, da wir nicht genau wussten, in welchem Zimmer du bist.«
    Wärme vertrieb die Kälte aus ihrer Seele und verdrängte ihre namenlosen Ängste und die beunruhigenden Überreste vergangener Gräuel. Sie lächelte die beiden an, schlüpfte zu Tara unter die Decke und schmiegte ihren Kopf ans Kissen. »Habt ihr euch tatsächlich Sorgen gemacht?«
    »Natürlich«, bestätigte Tara. Sie griff nach Jessicas Hand. »Hat er dich angeschrien?«
    Trevor schnaubte. »Wir haben keine Funken fliegen sehen, oder? Wenn er sie angeschrien hätte, wären Feuerwerkskörper
in die Luft gegangen.« »Na, hört mal«, wandte Jessica ein. »So schlimm bin ich nun auch wieder nicht.«
    Trevor gab ein unflätiges Geräusch von sich. »Du würdest doch kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn unser eigener Vater uns über Weihnachten nicht bei sich haben wollte. Du würdest ihm eine Standpauke halten, ihm ordentlich eins auf den Deckel geben und mit uns abziehen. Du brächtest uns dazu, zur nächsten Stadt zurückzuschwimmen. «
    Tara kicherte und nickte. »Hinter deinem Rücken nennen wir dich Tigermama.«
    »Was?« Jessica lachte. »Was für eine Übertreibung!«
    »Du bist sogar noch schlimmer. Wenn jemand gemein zu uns ist, wachsen dir Reißzähne und Krallen«, fügte Trevor selbstgefällig hinzu. »Gerechtigkeit für die Kinder. « Er grinste sie an. »Es sei denn, du bist diejenige, die auf uns rumhackt.«
    Jessica warf ihr Kissen nach ihm. »Ich hacke nie auf euch rum. Wieso seid ihr überhaupt um halb fünf Uhr morgens noch wach?«
    Die Zwillinge brachen in Gelächter aus, deuteten auf sie und und ahmten ihre Frage nach. »Siehst du, genau das meinten wir, Jess«, sagte Tara. »Du bist noch schlimmer als Mama Rita.«
    »Sie hat euch hoffnungslos verzogen«, sagte Jessica hochmütig, doch ihre grünen Augen lachten. »Also gut, von mir aus, aber niemand, der bei klarem Verstand ist, ist um halb fünf Uhr morgens wach. Das ist lächerlich. Daher ist das eine absolut angemessene Frage.«
    »Ja, klar, weil wir nämlich nicht in einem alten Haus sind, in dem es spukt, und noch dazu unter wildfremden
Menschen und bei einem Mann, der uns gern vor die Tür setzen

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