Mondspiel: Novelle (German Edition)
« Seine Stimme klang gereizt. »Wir haben hier einen sehr eigenwilligen Tagesablauf, vor allem jetzt, während der Aufnahmen. Ich arbeite vorzugsweise nachts und schlafe tagsüber.«
Tara warf ihrem Bruder einen Blick zu und flüsterte: »Vampire.«
Trevor grinste sie an und überspielte schnell das Thema. »Wenn ich das richtig sehe, gibt es Pfannkuchen zum Abendessen.«
»Ihr werdet sie mit der Zeit lieben lernen«, versicherte ihm Brian. Er lachte herzhaft und drückte kurz Jessicas Schultern, bevor er seine Arme sinken ließ. »Aus ihr ist eine richtige Schönheit geworden, Dillon.« Er sah Jessica anzüglich an. »Ich weiß nicht, ob ich dir gegenüber schon erwähnt habe, dass ich kürzlich geschieden worden bin.«
»Immer noch der alte Frauenheld.« Jessica tätschelte seine Wange, da sie entschlossen war, sich von Dillon nicht in ihrem Selbstvertrauen erschüttern zu lassen. »Die wievielte war es? Deine dritte oder schon die vierte Ehefrau? «
»Oh, der Schmerz der Pfeile, die du schleuderst, Jessica. « Brian presste sich eine Hand aufs Herz und zwinkerte Trevor zu. »Ich wette, sie lässt euch nie etwas durchgehen. «
Trevor grinste ihn an, breit und strahlend, das berühmte Wentworth-Lächeln, das Jessica so gut kannte. »Nicht das Geringste, sieh dich also vor«, warnte er ihn. »Ich bin ein ziemlich guter Koch. Ich kann dir bei den Pfannkuchen helfen. Lass dir bloß nie von Jessie helfen, nicht mal dann, wenn sie es anbietet. Allein schon der Gedanke, sie könnte etwas kochen, ist gruselig.« Er erschauerte dramatisch.
Jessica verdrehte die Augen. »Er sollte Schauspieler werden.« Ihr war bewusst, dass Tara unauffällig näher zu ihr rückte, weil sie die Spannung wahrnahm, die trotz des Geplänkels in der Luft hing. Sie versuchte Dillon zu ignorieren, zog das Kind an sich und drückte es so ermutigend, wie sein Vater es hätte tun sollen. »Ist dir schon aufgefallen, dass Trevor in Gesellschaft anderer Männer zum Verräter wird?«
»Ich habe lediglich eine Tatsache festgestellt«, verteidigte sich Trevor. »Sogar das Popcorn geht in Flammen auf, wenn sie es in die Mikrowelle stellt.«
»Es ist doch nicht meine Schuld, wenn sich das Popcorn unberechenbar verhält, sobald ich an der Reihe bin, es in die Mikrowelle zu schieben«, antwortete Jessica.
Sie warf Dillon einen verstohlenen Blick zu. Er beobachtete sie so gespannt, wie sie vermutet hatte. Als sie einatmete, sog sie seinen frischen, maskulinen Geruch in ihre Lunge. Er brauchte nur dazustehen, in sein Schweigen gehüllt, und schon machte sich eine gänzlich unvertraute Glut in ihr breit und eine seltsame Unruhe befiel sie.
»Man darf sich euch doch anschließen?«
Jessica wurde blass, als sie sich langsam zu dieser schneidenden Stimme umdrehte.Vivians Stimme. Die Frau war
groß und so mager wie ein Model. Ihr platinblondes Haar war hochgesteckt, und sie trug scharlachroten Lippenstift. Jessica fiel auf, dass ihre langen Nägel in exakt demselben Farbton lackiert waren. Ihre Kehle hatte sich plötzlich zugeschnürt, und sie sah Dillon hilfesuchend an.
»Brenda«, sagte Dillon laut und deutlich, denn es war ihm ein Bedürfnis, die Furcht aus Jessicas Augen zu vertreiben. »Jess, ich glaube, du hattest nie Gelegenheit, Vivians Schwester kennenzulernen. Brenda, das ist Jessica Fitzpatrick und das sind meine Kinder, Trevor und Tara.«
Die Zwillinge sahen erst einander und dann Jessica an. Trevor legte seinen Arm um Tara. »Wir haben eine Tante, Jessie?«
»Es scheint so«, sagte Jessica und sah Dillon fest an. Sie hatte Brenda noch nie gesehen. Sie konnte sich vage daran erinnern, dass jemand sie erwähnt hatte, aber Brenda war nie gekommen, um die Kinder zu besuchen.
»Natürlich bin ich eure Tante«, erklärte Brenda mit einer vagen Handbewegung. »Aber da ich viel reise, bin ich noch nicht dazu gekommen, euch zu besuchen. Für mich keine Pfannkuchen, Brian, nur Kaffee.« Sie lief durch die Küche und ließ sich auf einen Stuhl fallen, als sei sie restlos erschöpft. »Ich hatte keine Ahnung, dass die kleinen Lieblinge kommen, Dillon.« Sie warf ihm eine Kusshand zu. »Du hättest es mir sagen sollen. Sie schlagen ganz nach dir.«
»Das müssen viele Reisen gewesen sein«, murmelte Trevor. Er sah Jessica mit einer hochgezogenen Augenbraue an, und auf seinem Gesicht drückte sich eine Mischung aus Belustigung und Ärger aus, die sie sehr an seinen Vater erinnerte.
Jessica gab Tara einen Kuss aufs Haar, als sie spürte, dass das
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