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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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gutmütigen Umarmung fast die Rippen brach. Mit seinem rötlichen Haar und seinem stämmigen Körper hatte er Jessica immer an einen Boxer erinnert, der frisch aus Irland gekommen war. Zeitweilig hörte sie sogar den typisch irischen Singsang in seiner Stimme. »Mein Gott, Mädchen, wie schön du geworden bist! Wie lange ist es her?« Einen Moment lang herrschte Stille, während sich beide daran erinnerten, wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
    Jessica rang sich zu einem Lächeln durch. »Brian, du erinnerst dich doch bestimmt noch an Tara und Trevor, Dillons Kinder.Wir waren so erschöpft, dass wir den ganzen Tag verschlafen haben. Wie ich sehe, servierst du Frühstück zum Abendessen.« Brian hielt sie immer noch in seinen Armen, als sie sich umdrehte, um die Zwillinge
in die Begrüßung einzubeziehen. Ihr Lächeln verschwand, als sie in eiskalte blaue Augen über den Köpfen der Kinder blickte.
    Dillon lehnte im Türrahmen, und seine Körperhaltung war trügerisch entspannt und lässig. Seine Augen waren wachsam auf sie gerichtet und um seine Mundwinkel herum war ein Anflug von etwas Gefährlichem zu erkennen. Sofort stockte Jessicas Atem. Diese Wirkung hatte er auf sie. Dillon trug eine ausgebleichte Jeans, einen langärmeligen Rollkragenpullover und dünne Lederhandschuhe. Er sah gnadenlos gut aus. Sein Haar war feucht vom Duschen, und er war barfuß. Sie hatte vergessen, wie gern er im Haus ohne Schuhe herumlief. Schmetterlingsflügel flatterten in ihrer Magengrube. »Dillon.«
    Jessica riss ihm allein schon durch ihre bloße Gegenwart in seinem Haus das Herz aus dem Leib. Oder das, was noch von seinem Herzen übrig war. Ihr Anblick war Dillon nahezu unerträglich, ihre Schönheit, die Frau, die sie geworden war. Ihr Haar war eine Mischung aus roter und goldener Seide, die um ihr Gesicht fiel. In ihren Augen konnte sich ein Mann verlieren. Und ihr Mund … Dillon befürchtete, wenn Brian nicht schon sehr, sehr bald, die Finger von ihr nahm, könnte er der fürchterlichen Brutalität, die immer so dicht unter der Oberfläche zu brodeln schien, freien Lauf lassen. Sie sah ihn mit ihren grünen Augen an und murmelte noch einmal seinen Namen. Leise, kaum hörbar, und doch straffte sich jeder einzelne Muskel in seinem Körper, als er hörte, wie sie seinen Namen flüsterte.
    Die Zwillinge drehten sich schleunigst um, und Tara griff Halt suchend nach Trevors Arm, als sie ihrem Vater ins Gesicht sah.
    Dillons Blick löste sich widerstrebend von Jessicas Gesicht, um grüblerisch über die Zwillinge zu gleiten. Er lächelte nicht, und sein Gesichtsausdruck blieb unverändert. »Trevor und Tara, ihr seid enorm gewachsen.« Ein Muskel in seiner Kinnpartie zuckte, doch ansonsten ließ er kein Anzeichen einer Gefühlsregung zu erkennen. Er war nicht sicher, ob er dem gewachsen war – sie anzuschauen, den Ausdruck in ihren Augen zu sehen, sich seinen früheren Versäumnissen zu stellen und den absoluten, uneingeschränkten Ekel zu ertragen, den er letzte Nacht in Taras Augen gesehen hatte.
    Trevor warf einen unsicheren Blick in Jessicas Richtung, ehe er vortrat und seinem Vater die Hand hinhielt. »Schön, dich zu sehen.«
    Jessica ließ Dillon nicht aus den Augen und versuchte ihn mit reiner Willenskraft dazu zu drängen, seinen Sohn in die Arme zu ziehen. Oder den Jungen wenigstens anzulächeln. Stattdessen drückte er ihm kurz die Hand. »Mich freut es auch, euch zu sehen. Ich habe gehört, ihr seid hier, um Weihnachten mit mir zu feiern.« Dillon warf Tara einen Blick zu. »Vermutlich heißt das, dass ihr einen Baum wollt.«
    Tara lächelte schüchtern. »Das ist gewissermaßen ein anerkannter Brauch.«
    Er nickte. »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Weihnachten gefeiert habe. Wenn es um Festtagsstimmung geht, bin ich ein wenig eingerostet.« Sein Blick war wieder zu Jessica gewandert, und er verfluchte sich stumm für seine mangelnde Selbstbeherrschung.
    »Tara wird dafür sorgen, dass du dich an jede Kleinigkeit erinnerst, die mit Weihnachten zu tun hat«, sagte Trevor
lachend und versetzte seiner Schwester einen Rippenstoß. »Es ist ihr Lieblingsfest.«
    »Wenn das so ist, werde ich mich ganz auf dich verlassen, Tara«, sagte Dillon mit seinem gewohnten Charme, ohne Jessica aus den Augen zu lassen. Ein Lächeln rutschte ihm heraus, gefährlich und bedrohlich. »Wenn du es schaffst, die Finger von Jess zu lassen, Brian, dann könnten wir vielleicht alle zusammen diese Pfannkuchen essen.

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