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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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daran, den Takt zu erfassen? Die Melodie muss langsamer gespielt werden, das Riff wirkt gehetzt. Es geht nicht darum zu zeigen, was für ein ungeheuer guter Musiker der Einzelne ist, es geht um die Harmonie, um eine gelungene Mischung, die qualmt.« Er hielt die Gitarre zärtlich an sich gedrückt, und das Verlangen, das zu spielen, was er in seinem Kopf hörte, war so stark, dass sein Körper bebte.
    Als sie ihn durch die Glasscheibe beobachtete, fühlte Jessica, wie ihr Herz in Stücke sprang.Wenn es um seine Musik ging, war Dillon immer Perfektionist gewesen. In seinen Kompositionen, seinen Texten und seinem Spiel kam seine Leidenschaft zum Vorschein. Genau darauf war der gewaltige Erfolg der Band zurückzuführen, und das wussten sie alle. Sie wollten es wieder, und sie setzten darauf, dass er es ihnen ermöglichte.
    Dillon sah Don finster an. »Versuch es nochmal und mach es diesmal richtig.«
    Don schwitzte sichtlich und warf den anderen unbehagliche Blicke zu. »Ich werde es nicht anders spielen als beim letzten Mal, Dillon. Ich bin nicht du. Ich werde niemals du sein. Wenn du mir was von einer Mischung, von Qualm und von Saiten erzählst, höre ich noch lange nicht, was ich deiner Meinung nach hören soll. Ich bin nicht du.«
    Dillon fluchte. Die Glut in seinen blauen Augen wurde immer intensiver. Don rückte von ihm ab und hob eine Hand. »Ich sage dir eines – wir müssen einen anderen Leadgitarristen finden, denn ich bin nicht der Richtige. Und ganz gleich, wen wir uns holen, Dillon, er wird nicht du sein. Du wirst niemals zufrieden sein.«
    Dillon zuckte zusammen, als hätte Don ihn geohrfeigt. Die beiden Männer sahen einander lange an, und dann wandte sich Dillon abrupt ab. Er blieb stehen, ließ den Kopf hängen und atmete tief durch, um seine Verzweiflung zu unterdrücken. Er hätte es niemals versuchen sollen, niemals glauben dürfen, er könnte es schaffen. Lautstark verfluchte er seine Hände, seinen unbrauchbaren vernarbten Körper und seine Leidenschaft für die Musik.
    Taras Augen füllten sich mit Tränen, und sie begrub ihr Gesicht an der Schulter ihres Bruders. Trevor schlang einen Arm um seine Schwester und sah Jessica an.
    Dillon kehrte schlagartig in die Realität zurück. Jessica konzentrierte sich auf das Mischpult und sah ihn nicht an. »Jess!« Ihr Anblick war eine Inspiration, ein unverhofftes Geschenk! Er schlich sich an wie ein Panther, packte ihren Arm und zog sie an sich. »Du wirst es tun, Jess, ich weiß, dass du hörst, was ich höre. Du hast es erfasst, tief in
deinem Innern. Diese Verbindung hat schon immer zwischen uns bestanden. Komm her und spiele diesen Song so, wie er gedacht ist.« Er wollte sie zur Tür zerren. »Du spielst schon seit deinem fünften Lebensjahr Gitarre.«
    »Was denkst du dir bloß? Ich kann nicht mit deiner Band spielen!« Jessica war entsetzt. »Don wird es hinkriegen. Hör auf, ihn anzuschreien, und lass ihm Zeit.«
    »Er wird es nie richtig hinkriegen, er liebt die Melodie nicht. Man muss sie lieben, Jessica. Denk an all diese Nächte, in denen wir in der Küche gesessen und gespielt haben. Die Musik ist in dir, du lebst und atmest sie. Für dich ist sie genauso lebendig wie für mich.«
    »Aber das war etwas anderes, das waren nur wir beide. «
    »Ich weiß, dass du brillant Gitarre spielst und das Spielen niemals aufgeben würdest. Du hörst die Musik so, wie ich sie höre.«
    Jessica sah die Zwillinge an und erhoffte sich Unterstützung von ihnen, doch beide strahlten über das ganze Gesicht. »Sie spielt täglich, manchmal stundenlang«, warf Tara hilfreich ein.
    »Du kleine Verräterin«, zischte Jessica. »Der enge Umgang mit deinem Bruder schadet dir. Zur Strafe spült ihr beide eine Woche lang das Geschirr.«
    »Beide?«, mischte sich Trevor entrüstet ein. »Ich habe doch gar nichts getan. Komm schon, Tara, das sollen die beiden unter sich austragen. Wir können uns so lange dieses Spielzimmer genauer ansehen.«
    »Deserteure«, schalt Jessica die Zwillinge. »Ratten, die das sinkende Schiff verlassen. Das werde ich mir merken.« Sie hielt die Tür zum Studio mit ihrem Fuß zu, während Dillon sie hineinstoßen wollte.
    »Es macht bestimmt Spaß, Tante Brenda beim Treppeputzen zuzusehen«, sagte Tara schelmisch. Trevor grinste von einem Ohr zum anderen, als er ihr aus dem Studio folgte.
    »Es ist nicht zu übersehen, dass du die beiden großgezogen hast«, sagte Dillon mit seinen Lippen an ihrem Ohr und einem Arm um ihre Taille. »Sie

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