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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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deiner bemächtigt, während du geschlafen hast. Bis dahin warst du lieb und nett.«
    Trevor rannte direkt außerhalb ihrer Reichweite rückwärts vor ihr her und lachte, als er sich der Treppe näherte. »Ich bin immer noch lieb und nett, Jessie. Du kannst es nur nicht vertragen, die Wahrheit zu hören.«
    »Dir werde ich die Wahrheit zeigen«, warnte ihn Jessica und tat so, als wollte sie ihn packen.
    Trevor trat rückwärts auf die oberste Stufe und rutschte unerwartet aus, so heftig, dass er den Halt verlor. Einen Moment lang wankte er bedrohlich und fuchtelte bei seinem Versuch, sich am Geländer festzuhalten, wüst mit den Armen. Jessica konnte die Furcht auf seinem jungen Gesicht sehen. Sie sprang mit einem Satz vor, um ihn zu packen, betäubt vor Entsetzen. Ihre Finger streiften den Stoff seines Hemdes, ohne ihn halten zu können. Tara streckte ihrem Zwillingsbruder beide Hände entgegen und schrie laut, als Trevor in die Tiefe stürzte.
    Dillon nahm zwei Stufen auf einmal, als er die Treppe hinaufsprang, denn es ärgerte ihn, dass Jessica ihm nicht geantwortet hatte, obwohl er ganz genau wusste, dass sie ihn gehört hatte. Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee, sie zu erwürgen, nachdem sie Don, diesem Idioten, erklärt hatte, worum es ihm ging.Was war denn so schwierig daran, den richtigen Takt zu hören? Die richtigen Pausen? Taras Schrei ließ ihn aufblicken, und er sah Trevor nach hinten fallen. Im ersten Moment stand die Zeit still, und das Herz pochte ihm bis zum Hals. Der Junge prallte so fest gegen seine Brust, dass auf einen Schlag jegliche Luft aus seiner Lunge gepresst wurde. Schützend schlang er die Arme um seinen Sohn, als beide die Treppe hinunterpurzelten und schwer auf dem Kellerboden landeten.
    Jessica setzte sich in Bewegung, und Tara folgte ihr auf den Fersen. Als ihr Fuß die erste Stufe berührte, merkte sie, dass sie auszurutschen drohte. Sie klammerte sich an das Geländer und fing Tara ab. »Vorsicht, Kleines, hier kann man leicht ausrutschen.« Sie hielten sich beide am Geländer fest, als sie nach unten eilten.
    »Sind die beiden tot?«, fragte Tara furchtsam.
    Jessica konnte gedämpftes Fluchen und Trevors Schmerzenslaute hören, als Dillon seine Hände nicht allzu sanft über seinen Sohn gleiten ließ, um ihn nach Verletzungen abzusuchen. »Es klingt nicht so«, bemerkte sie. Sie kniete sich neben Trevor, und ihre Finger strichen dem Jungen zärtlich das Haar aus der Stirn. »Dir fehlt doch nichts, Schätzchen?«
    »Ich weiß es nicht.« Trevor, der immer noch auf seinem Vater lag, brachte ein schiefes Grinsen zustande.
    Dillon packte Jessicas Hand, und sein Daumen, der über die Innenseite ihres Handgelenks glitt, konnte ihren
rasenden Herzschlag fühlen. »Ihm fehlt nichts, er ist auf mir gelandet. Ich bin hier derjenige mit den blauen Flecken. « Ein Gemisch aus Furcht und Wut strömte durch seinen Körper. Seit Jahren hatte er keine solche Panik mehr verspürt. Es hatte ihm blankes Entsetzen eingejagt, Trevor die Treppe hinunterfallen zu sehen. »Ich kriege keine Luft. Das Kind wiegt eine Tonne.« Dillon wusste nicht, ob er Trevor umarmen oder ihn schütteln sollte, bis seine Zähne klapperten.
    Jessica strich das unbändige wellige Haar aus Dillons Stirn zurück. »Du atmest. Danke, dass du ihn aufgefangen hast.«
    Ihre Berührung erschütterte ihn. Es war schmerzhaft, eifersüchtig auf seinen Sohn zu sein, auf die zärtlichen Blicke, mit denen sie ihn ansah, auf die Selbstverständlichkeit im Umgang der beiden miteinander. Dillon wollte sie vor aller Augen an sich reißen und sie küssen. Sie mit Haut und Haar verschlingen. Sie nehmen. Sie versetzte seinen Körper in Aufruhr, brach ihm das Herz und ließ jede klaffende Wunde in seiner Seele wieder aufreißen. Sie ließ ihn wieder etwas empfinden und zwang ihn zu leben, wenn es doch viel besser war, abgestumpft zu sein.
    »Das hast du prima gemacht«, stimmte Trevor ihr zu.
    Dillon stieß den Jungen zur Seite und sah ihn finster an. Er war wütend, weil dieser ihm einen solchen Schrecken eingejagt hatte und weil sein Leben auf den Kopf gestellt wurde. »Lass den Blödsinn sein, Junge, du hättest dich ernsthaft verletzen können. Du bist zu alt, um so unbedacht auf der Treppe herumzuspielen. Getobt wird draußen, da kannst du wenigstens nichts kaputt machen, was nicht dir gehört, oder unschuldige Dritte durch deine Dummheiten verletzen.«
    Das Lächeln auf Trevors Gesicht erlosch. Röte stahl sich auf seine Wangen.

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