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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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warst in Europa. Ich habe sie alle darüber diskutieren hören; die Entscheidung lautete, dir nichts davon zu sagen, weil du alles hingeworfen hättest. Die Band wusste Bescheid. Paul, Robert und vor allem Brian, er hat mehrfach angerufen, um mit ihr zu reden. Eddie Malone, dein Manager, hat ausdrücklich darauf bestanden, dass alle den Mund halten. Er hat dafür gesorgt, dass sie hier auf der Insel bleibt. Er dachte, mit all dem Sicherheitspersonal könne ihr nichts passieren.«
    Dillon ließ sie wieder los, und seine blauen Augen richteten sich auf das Meer. »Ich habe es gewusst, Jess. Ich wusste, dass sie den Verstand verloren hatte, aber ich bin derart in der Tour aufgegangen, in der Musik, in mir selbst, dass ich mich nicht um sie gekümmert habe. Das habe ich Eddie überlassen. Wenn ich mit ihr telefoniert habe, war sie immer so hysterisch, so fordernd. Sie hat geschluchzt und mir gedroht. Ich war tausend Meilen weit entfernt und habe mich derart unter Druck gesetzt gefühlt, und ich hatte ihre Wutanfälle satt. Ich habe auf alle gehört, die mir gesagt haben, sie käme da schon wieder
raus. Ich habe sie im Stich gelassen. Mein Gott, sie hat sich darauf verlassen, dass ich mich um sie kümmere, und ich habe sie im Stich gelassen.«
    »Du warst gerade mal siebenundzwanzig, Dillon – geh nicht ganz so streng mit dir ins Gericht.«
    Er lachte, ein leises, bitteres Lachen. »Du bestehst immer darauf, nur das Beste von mir zu denken. Glaubst du etwa, sie sei von Anfang an so gewesen wie am Schluss? Sie war viel zu zerbrechlich für das Leben, in das ich sie hineingezogen habe. Ich wollte alles. Die Familie. Den Erfolg. Meine Musik. Es hat sich alles nur darum gedreht, was ich wollte, und nicht darum, was sie brauchte.« Er schüttelte den Kopf. »Anfangs habe ich wirklich versucht, sie zu verstehen, aber sie war ungeheuer hilfsbedürftig und meine Zeit war ungeheuer knapp. Und dann auch noch die Kinder. Ich habe ihr vorgeworfen, dass sie nichts von ihnen wissen wollte.«
    »Das ist doch nur natürlich, Dillon«, sagte Jessica leise. Sie legte ihre Hand in seine Armbeuge, um eine Verbindung zu ihm herzustellen, weil sie sich wünschte, der Schmerz und die Einsamkeit, die so tief in sein Gesicht gemeißelt waren, würden verschwinden.
    Der Nebel wurde dichter, eine schwere Decke, die das Rascheln von Bewegungen, gedämpfte Laute und verschleierte Erinnerungen in sich trug. Es beunruhigte sie, dass der Hund den Nebel anstarrte, als sei ein Feind darin verborgen. Sie versuchte das gelegentliche Knurren des Tieres zu ignorieren. Dillon war so sehr in das Gespräch vertieft, dass er es nicht zu bemerken schien.
    »Ist es das wirklich, Jess?« Er sah in ihre großen grünen Augen. »Du vergibst mir meine Fehler so bereitwillig. Ich habe die Kinder verlassen. Ich habe meiner Karriere,
meinen eigenen Bedürfnissen und dem, was ich wollte, den Vorrang vor allem anderen eingeräumt. Warum war das bei mir okay, bei ihr aber unverzeihlich? Sie war krank. Sie wusste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie hatte schreckliche Angst davor, den Kindern etwas anzutun. Sie brauchte keine Reha, sie brauchte Hilfe mit ihrer Geisteskrankheit.« Er rieb sich mit einer Hand das Gesicht, und sein Atem ging abgehackt und keuchend. »Ich bin deinetwegen in diesem letzten Jahr kaum zu Hause gewesen, Jessica. Weil ich Dinge für dich empfunden habe, die ich nicht hätte empfinden sollen. Rita wusste es. Ich habe mit ihr darüber geredet, und wir waren uns einig, es sei das Beste, wenn ich mich von dir fernhalte. Es war nicht Sex, Jess, das schwöre ich dir, es ging nie um Sex.«
    Seine Stimme klang so gequält, dass es ihr das Herz brach. Sie blickte zu ihm auf und sah Tränen in seinen Augen schimmern. Sofort schlang sie ihm einen Arm um die Taille, schmiegte ihren Kopf an seine Brust und hielt ihn wortlos an sich gedrückt, weil sie ihn gern getröstet hätte. Er hatte sie nie angerührt und nie ein Wort zu ihr gesagt, das hätte unschicklich wirken können, und umgekehrt verhielt es sich genauso. Aber es entsprach der Wahrheit, dass beide die Nähe des anderen gesucht hatten, dass sie endlose Gespräche geführt hatten, dass beide die Nähe des anderen brauchten . Sie konnte fühlen, dass sein Körper bebte, weil sich Gefühle regten wie ein Vulkan, der lange Zeit untätig gewesen war und jetzt zum Leben erwachte.
    Dillons Verantwortungsbewusstsein war schon immer enorm gewesen, und sie hatte es immer gewusst. Sein Scheitern fraß ihn von

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