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Mondspiel: Novelle (German Edition)

Mondspiel: Novelle (German Edition)

Titel: Mondspiel: Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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innen heraus auf. Jessica fühlte
sich hilflos, weil sie nichts daran ändern konnte. Sie wich behutsam einen Schritt zurück, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Wusstest du, dass sie Séancen abgehalten und Dämonen angerufen hat?«, fragte sie, weil sie es wissen musste, und wartete mit pochendem Herzen auf seine Antwort.
    »Sie und Brian haben Kerzen für Geister angezündet, aber es hatte nicht das Geringste mit Teufelsanbetung, Opfern oder Okkultismus zu tun. Ich wusste nicht, dass sie sich mit einem Irren eingelassen hatte, der von Orgien, Drogen und dämonischen Göttern gepredigt hat. Ich hatte keine Ahnung, bis ich in dieses Zimmer kam und dich gesehen habe.« Er schloss die Augen und ballte eine Faust.
    »Du hast mich dort rausgeholt, Dillon«, erinnerte sie ihn behutsam.
    Er schmeckte sie wieder, die rasende Wut, die in jener Nacht in ihm aufgewogt war, eine Gewalttätigkeit, derer er sich nicht für fähig gehalten hatte. Er hatte sie alle zerstören wollen, jede einzelne Person in diesem Raum. Er hatte Vivians Liebhaber zu Brei geschlagen und Vivian jede Beschimpfung, die ihm eingefallen war, an den Kopf geworfen, ihr seinen Ekel gezeigt und ihr befohlen, sein Haus zu verlassen. Er hatte geschworen, sie würde die Kinder nie wiedersehen und nichts mehr in seinem Leben zu suchen haben. Vivian hatte dagestanden, nackt und schluchzend, und sich an ihn geklammert, in den Moschusgeruch anderer Männer eingehüllt, während sie ihn angefleht hatte, sie nicht fortzuschicken.
    Dillon sah Jessica in die Augen. Beide erinnerten sich klar und deutlich an die Szene.Wie hätten ihnen die Einzelheiten auch entfallen können? Der dichte Nebel trug
ein seltsam schimmerndes, farbiges Licht in sich und trieb phosphoreszierend von der Küste ins Inland.
    Dillon wandte den Blick von der Unschuld auf Jessicas Gesicht ab und starrte auf die weißen Wellenkämme hinaus, während er sein Geständnis ablegte. »Ich wollte sie töten. Ich habe kein Mitleid empfunden, Jessica. Ich wollte ihr das Genick brechen. Und ihre Freunde wollte ich auch töten, jeden Einzelnen von ihnen.«
    Seine Stimme klang ehrlich. Und wahrhaftig. Sie hörte das Echo der Wut, und die Erinnerungen spülten über sie hinweg und erschütterten sie. Er hatte erfahren, dass sich tief in seinem Inneren ein Dämon verbarg, und Jessica hatte es miterlebt.
    »Aber du hast sie nicht getötet, Dillon«, sagte sie voll Überzeugung.
    »Woher weißt du das, Jess? Wie kannst du dir so sicher sein, dass ich nicht noch einmal in diesen Raum gegangen bin, nachdem ich dich die Treppe hinaufgetragen hatte? Nachdem ich dich mit herausgerissenem Herzen auf dein Bett gelegt hatte? Nachdem ich wusste, dass sie einen lüsternen Perversen dazu angestachelt hatte, dich anzufassen und deinen gesamten Körper mit Symbolen des Bösen zu beschmieren? Als ich dich so gesehen habe, so verängstigt …« Seine Hand ballte sich zur Faust. »Sie wollten dich zerstören, weil du das Gute und die Unschuld verkörpert hast, genau das Gegenteil von dem, was sie waren.Weshalb solltest du glauben, ich sei nicht wieder hingegangen, hätte die beiden erschossen, sie alle in diesem Raum eingesperrt, das Haus angezündet und sei dann fortgegangen?«
    »Weil ich dich kenne.Weil die Zwillinge, die Bandmitglieder, meine Mutter und auch ich in diesem Haus waren. «
    »Jeder ist fähig zu morden, Jess, und glaube mir, ich wollte ihren Tod.« Er seufzte schwer. »Du musst die Wahrheit wissen. Ich bin in jener Nacht ins Haus zurückgegangen. «
    Das Schweigen zog sich endlos in die Länge, während der Wind gespenstisch heulte und kreischte. Jessica stand auf den Klippen und starrte in die dunklen, schäumenden Wellen. So schön und doch so tödlich. Sie erinnerte sich noch lebhaft daran, wie sich das Wasser über ihrem Kopf geschlossen hatte, als sie sich ins Meer gestürzt hatte, um Tara, die an der steilen Böschung hinuntergerollt war, herauszuziehen. Jetzt fühlte sie sich genauso wie damals, als sei sie in eiskaltes Wasser eingetaucht und würde auf den Meeresgrund hinabgezogen. Sie blickte zum Mond auf. Die schweren grauen Wolken zogen vor dem silbernen Himmelskörper vorüber. Der Nebel bildete Ranken, lange, dünne Arme, die sich gierig ausstreckten, während die Wellen in die Höhe sprangen und krachend gegen die Felsenküste schlugen.
    »Jeder weiß, dass du zurückgegangen bist. Das Haus stand in Flammen, und du hast dich hineingestürzt.« Ihre Stimme war sehr leise. Ihr ging

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