Mondspiel: Novelle (German Edition)
Trevor klammerten sich an sie und hielten sie so fest, dass sie glaubte, sie würden sie in der Mitte entzweireißen. Sie sah die anderen an. Paul wirkte vollkommen niedergeschmettert, sein Gesicht starr vor Schreck. Brendas Gesicht war weiß. Robert, Don und Brian wirkten erschrocken.
Der nächste Unfall. Diesmal war vor allem Jessica in ihn verwickelt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas anderes als ein Unglück gewesen war. Waren all die anderen Unfälle, die sich in der letzten Zeit ereignet hatten, wirklich nichts weiter als ein zufälliges Zusammentreffen ungünstiger Umstände? War sie seit dem Tod ihrer Mutter paranoid? Nach Trevors Unfall hatte sie sich die nähere
Umgebung sorgsam angesehen und doch kein Anzeichen entdeckt, dass hinter dem Erdrutsch etwas anderes als eine natürliche Bodenbewegung nach einem Unwetter gesteckt hatte. Aber was war mit der vermummten Gestalt, die Trevor und Tara gestern gesehen hatten und die sie selbst in der Nacht ihrer Ankunft auf der Insel gesehen hatte? Wer konnte das sein? Vielleicht war es der Hausmeister. Vielleicht sah er so schlecht, dass er nichts und niemanden um sich herum wahrnahm. Das war eine unbefriedigende Erklärung, aber wenn sich nicht jemand auf der Insel versteckt hielt, fiel ihr nichts anderes ein.
»Ich habe deine Jacke gerettet, Paul«, sagte Tara zaghaft und hielt den kostbaren Gegenstand hoch, damit ihn jeder sehen konnte.
Alle brachen in erleichtertes Gelächter aus, mit Ausnahme von Paul. Er schüttelte den Kopf, und in seiner Miene spiegelte sich nach wie vor ungläubige Bestürzung. Jessica war sicher, dass in ihrem Gesicht dasselbe zu lesen war.
»Lasst uns zum Haus zurückgehen«, schlug Dillon vor. »Falls es keinem von euch aufgefallen ist – hier draußen regnet es. Ist alles in Ordnung mit dir, Paul?«
Paul antwortete nicht, sondern zitterte von Kopf bis Fuß, aber er ließ sich von Brian und Dillon auf die Füße helfen.
Jessica spielte mit dem Gedanken, sie könnte sich geirrt haben, was die Unfälle anging, sogar die Bremsen im Wagen ihrer Mutter. Vielleicht hatte sich ja doch niemand daran zu schaffen gemacht. Und auch an ihrem eigenen Wagen nicht. Bei all den anderen banalen Kleinigkeiten könnte es sich um etwas ganz anderes handeln. Sie fuhr sich mit einer zitternden Hand durchs Haar. Sie wusste es wirklich nicht.
13
Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit hatten sich alle in der Küche eingefunden, frisch geduscht und nach den Abenteuern draußen im Wald wieder aufgewärmt. Jessica, aufgewühlt von dem letzten Zwischenfall, der leicht als Tragödie hätte enden können, ließ die Zwillinge nicht aus den Augen. Sie konnte einfach nicht glauben, dass es sich bei dieser Serie von Unfällen um nichts weiter als bloße Zufälle handelte. Und doch passte vorn und hinten nichts zusammen.
Sie musterte die anderen Hausbewohner. Sie mochte sie. Und genau darin bestand das Problem. Sie mochte sie wirklich, manche mehr als andere, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass einer von ihnen den Zwillingen etwas antun würde.
»Jessie, du hörst mir nicht zu.« Taras Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Ich weiß nicht, womit wir den Baum schmücken könnten.« Traurig fügte sie hinzu: »Mama Rita hatte wunderschönen Baumschmuck.« Sie stand ganz dicht neben ihrem Bruder und suchte mit ihrem Blick Jessicas Zuspruch. Offenbar hatte der Unfall Tara ebenso sehr erschüttert wie Jessica selbst.
»Wir müssen den Schmuck selbst basteln, Tara«, warf Trevor ein. »Sonst klappt es nicht, stimmt’s, Jessie?«
Jessica nickte. »Ich habe ein tolles Teigrezept. Wir können ihn ausrollen, die Form ausstechen und sie dann backen und bemalen. Das wird Spaß machen.« Sie stellte zwei Tassen mit heißer Schokolade vor den Zwillingen ab und hielt Paul eine dritte hin. Er schüttelte den Kopf, und sie stellte die Tasse vor sich ab, bevor sie nach einem Lappen griff, um die Arbeitsfläche abzuwischen.
Brenda gähnte. »Die perfekte Hausfrau schlägt mal wieder zu. Du hast wohl für alles eine Lösung, meine Liebe. Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie ermüdend das sein kann?«
Jessica warf ein erbsengrünes Geschirrtuch so geschickt nach Brenda, dass es über deren elegantem Haarknoten hängen blieb. »Die Rolle des herzlosen Frauenzimmers nimmt dir keiner mehr ab, Brenda. Lass dir lieber etwas Neues einfallen.«
»Ich bin gerade durch moskitoverseuchte Gewässer und Sümpfe voller Alligatoren gewatet und habe mein Leben
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