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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Erlebnis, an das ich mich überhaupt erinnere. Es war gewissermaßen der Tag, an dem ich zu Bewußtsein erwachte.«
    »Hattest du Angst?«
    Sie lächelte. »Ja. Aber mehr vor den Feuerwehrleuten als dem Feuer. Sie waren groß und trugen diese komischen Mäntel und Hüte und Masken.«
    »Sonst noch jemand?«
    Morley sagte: »Ich wurde einmal von einer Gang zusammengeschlagen. In New York. Sie ließen mich liegen, weil sie mich für tot hielten. Sie haben mich ganz schön zugerichtet. Sagten mir, sie würden mir die Kehle durchschneiden.«
    »Aber haben sie es dann getan?« fragte der Kaplan.
    Morley öffnete den Kragen und zeigte ihnen eine Narbe. »Sie haben es nur nicht richtig hinbekommen.«
    Charlie war entsetzt. Trotz aller politischen Keilereien hatte er ein behütetes Leben geführt. »Warum haben sie das getan?« fragte er.
    »Wer weiß? Vielleicht habe ich die falsche Aufnahme gemacht. Oder vielleicht bin ich einfach im falschen Stadtteil aus dem Auto gestiegen. Ich kann Ihnen sagen: Es war der schlimmste Augenblick meines Lebens.«
    »Schlimmer als hier?« fragte Evelyn.
    »Oh, yeah! Viel schlimmer als hier. Es war persönlich. Diese Kids wollten mich tot sehen. Es ist ein entsetzliches Gefühl, wenn man feststellt, daß jemand einen umbringen möchte und nicht mal einen sehr guten Grund dafür hat. Aber der Komet – verdammt, er gibt einen Scheiß darauf! Er weiß nicht mal, daß wir hier sind. Er ist bloß ein großer blöder Eisklotz, der aus dem Irgendwo herangeweht wird.« Er zuckte die Achseln. »Yeah, das hier ist viel leichter. Nirgendwo spielt Haß dabei eine Rolle.«
    Das Gespräch stockte, als wäre ein bedeutsamer Augenblick eingetreten. Charlie schenkte jedem nach. Der Wein strömte in der geringen Schwerkraft nur langsam. »Auf uns«, sagte er. Alle fielen in den Trinkspruch ein, und Charlie musterte ihre Augen über den Rändern der Gläser.
    Jack Chandler brachte einen weiteren Toast aus. »Auf beide Tomikos«, sagte er. »Die Frau und den Kometen. Die Frau, weil sie uns gewarnt hat, und den Kometen, weil er uns heute abend zusammengeführt hat.«

 
4.
     
     
Mikrobus, Flugdeck, 19 Uhr 33
     
    Der Mikrobus startete präzise zum richtigen Zeitpunkt zu seinem letzten planmäßigen Flug. Saber beobachtete, wie die Mondlandschaft in der Tiefe versank. Im Kopfhörer vernahm sie Bigfoots Stimme: »Saber, der Direktor möchte mit Tony sprechen.«
    »Warte mal.« Tony sprach gerade mit dem Piloten der Raumfähre. Saber machte ihn auf sich aufmerksam. »Mr. Chandler«, sagte sie.
    »Für mich?«
    »Stell ihn durch«, sagte Saber ins Mikrophon.
    Tony unterbrach die Verbindung zur Raumfähre.
    »Einen Moment«, sagte Bigfoot.
    Eine neue Stimme, präzise, bedächtig, müde. »Tony Casaway?«
    »Hier Casaway.«
    »Tony, hier spricht Jack Chandler. Ich möchte Ihnen für das danken, was Sie tun. Wir sind Ihnen dankbar.«
    »Wir wollen schließlich jeden herausholen, Sir.«
    »Wollen wir das nicht alle? Trotzdem wissen wir es zu schätzen. Und ich habe eine Bitte. Wir haben hier einen Fernsehreporter bei uns. Keith Morley. Sie nehmen auch ihn mit. Er möchte gern, daß Sie ihn dann mit seiner Relaisstelle auf der Erde verbinden.«
    »Möchten Sie, daß ich es tue?«
    »Ja. Bitte. Gewähren Sie es ihm.«
    »Ja, Sir. Wird gemacht.«
    »Gut. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu reden, Tony. Viel Glück.«
    Saber fiel auf, daß niemand sich bei ihr bedankt hatte.
    Sie blickte zum Mond hinunter.
    »Sieht danach aus, als kämen wir in der Welt voran«, sagte Tony.
    »Yeah. Na ja, wenn man die richtigen Leute aus dem Feuer holt, kann das für die Karriere Wunder bewirken.«
    Er sah sie an, als wäre sie zu weit gegangen.
    »Kaum zu glauben«, sagte sie.
    »Was meinst du damit?«
    Sie zeigte nach unten. Die gesamte Masse des Mondes lag zwischen der Einschlagsstelle des Kometen im Mare Muscoviensis auf der nördlichen Hemisphäre und der Mondbasis. »Wenn man bedenkt, wieviel Gestein sie abschirmt, sollte man eigentlich denken, daß die Mondbasis ungefährdet wäre.«
    Neun Personen saßen in der Passagierkabine, Leute von der Betriebsmannschaft und Techniker – die Leute, die die Energieversorgung, die Kommzentrale und die Lebenserhaltung in Schwung hielten. Und ein paar von Bigfoots Technikern. Sie waren die letzte Gruppe, die der Mikrobus zur Raumfähre im Orbit brachte. Zwei weitere Mondbusse folgten ihm noch, dann war es vorbei.
    Abgesehen vom letzten Flug des Mikros.
    Saber überwachte die Anzeigen der

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