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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Thema umgehen.
    »Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit«, sagte Parmentier.
    »Gottverdammt, Chuck, sparen Sie sich solches Gerede für die Politiker auf! Hier reden Sie mit mir. Ich übernehme nicht die Verantwortung für ein nächtelanges Chaos. Dafür, daß Gott weiß wie viele Menschen umkommen, ehe alles vorüber ist. Und vielleicht dafür, mir ein paar Prozesse einzuhandeln.«
    Parmentier war niemand, den man leicht einschüchtern konnte, auch nicht der Captain. »Wir haben keine Wahl, Sir«, sagte er und betonte jedes Wort bewußt und mit einer Spur Entrüstung, »als unseren Zuschauern die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit lautet, daß es in den nächsten Tagen zu größeren Störungen kommen kann. Städte wie New York sind verwundbar. Es ist unser Job, den Leuten zu sagen, was wir wissen.«
    McConnells Blick wurde hart, und er sah Kendrick an. »Bruce, ich wollte Sie dabeihaben, weil ich fand, daß wir über dieses Thema alle einer Meinung sein sollten. Was denken Sie?«
    Kendrick räusperte sich und fing an, im Kreise zu reden. »Vergessen Sie es«, sagte der Captain. »Sie wollen Ihren Boß schützen. Und das ist gut so, Bruce. Bis zu einem gewissen Punkt. Aber das hier …« Er stand auf und musterte einen Remington auf dem Schreibtisch. »Um die Wahrheit zu sagen, Bruce: Wir wissen eigentlich nicht, was auf uns zukommt. Alles ist Spekulation, und Spekulationen sollten nicht als solide Nachrichten verbreitet werden. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Ich vermute«, sagte Parmentier, »daß wir andere Punkte betonen könnten.«
    »Ja«, bekräftigte der Captain, »genau das werden wir auch tun. Wir betonen andere Punkte.«
    Sein Ton deutete an, daß das Gespräch vorbei war, sofern keiner mehr das Ergebnis anfechten wollte. Parmentier und Kendrick standen auf. Kendrick sagte, er würde gleich anfangen. Und beide Männer gingen zur Tür.
    »Noch etwas«, sagte McConnell. »Über das Wochenende …«
    »Ja, Sir?«
    »Wir senden von Stationen vor Ort aus. Sprechen Sie mit Jim. Er arrangiert das schon. Ich möchte übermorgen niemanden unserer Leute mehr hier im Gebäude oder irgendwo in der Nähe der Stadt haben.«
     
     
Weißes Haus, Oval Office, 16 Uhr 48
     
    Feinberg lächelte harmlos aus dem Bildschirm hervor. »Sicher. Falls ich an der Küste wohnte, würde ich für die nächsten paar Tage verreisen wollen. Sie nicht? In Denver ist es um diese Jahreszeit schön.«
    Henry schaltete den Monitor aus. »Manchmal sehne ich mich in die alten Zeiten zurück«, sagte er.
    »Wie meinen Sie das, Henry?« fragte Kerr.
    »Als die Staatschefs noch Schwachköpfe erschießen lassen konnten. Man kann viele Argumente dafür ins Feld führen.« Er hatte gerade eine Konferenz mit seinen Kollegen aus Japan, Großbritannien, Deutschland, Rußland und China beendet. Alles war im Fluß. Deutschland und Rußland handelten bereits, transportierten Menschen ins Binnenland. Sie konnten das auch tun. Sie brauchten sich nicht mit Tausenden Kilometern Küstenlinie herumzuschlagen. Andere ergriffen bescheidenere Maßnahmen, stockten Vorräte auf, planten Katastropheneinsätze und versetzten das Militär in Bereitschaft. Großbritannien und Japan, die über kein nennenswertes Binnenland verfügten, sahen sich den Ereignissen auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert.
    Henry gefiel die eigene Politik nicht, die darin bestand, zuzusehen, zu warten und alle zu beruhigen. Zu hoffen, daß sie es überstanden. Wir setzen uns mit den Folgen auseinander, wenn sie eintreten, sagte er sich. Vielleicht haben wir Glück. Einige religiöse Führungspersönlichkeiten drängten ihn, einen nationalen Gebetstag auszurufen. Das war alles, was die Nation in einer Krise noch brauchte: den Präsidenten auf den Knien zu sehen!
    Niemand schafft es bis in Oval Office, ohne ordentlich Zunder zu kriegen. Wenn er es endlich geschafft hat, ist er verwundet, zynisch, zäh und unbeirrbar. Und er glaubt nicht mehr, daß es jemanden oder etwas gibt, mit dem man nicht fertig werden kann. (Oder sie glaubt es nicht. Die Vereinigten Staaten hatten inzwischen ihre erste Präsidentin gehabt. Sie absolvierte eine Amtszeit, von 2017 bis 2021, und lehnte dann die Kandidatur für eine zweite Amtszeit mit der Bemerkung ab: Die Sache ist es nicht wert.)
    Sie hatte sich natürlich geirrt. Die Sache war es wert. Henry wußte das. Und jeder andere Politiker im Land, der diese Bezeichnung verdiente, wußte es. Selbst in Zeiten wie dieser, wenn so viel von Henrys

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