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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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damit ab, dass sie keine Menschen mehr waren.
     
    Doch der Hass auf Tsin Galaw riss nicht ab, als die Gorgs, eingeengt in ihren kleinen Käfigen, vor sich hin vegetierten und auf Erlösung hofften. Lange mussten sie nicht darauf warten, denn eines Tages brach Gen aus und biss Tsin Galaw eine tiefe Wunde in die Schulter. Nach dieser Tat befreite er seine Leidensgenossen. Zusammen zerstörten sie das gesamte Labor. Die Chemikalien liefen aus und brannten die kleinen, giftigen Tümpel in den Boden. In seiner grenzenlosen Wut zerstörte ein Lossar aus Versehen die Apparatur, die den Zugang in Galaws unterirdisches Reich steuerte. Nun waren die Lossaren mit ihrem Schöpfer in der Grotte eingesperrt. Gen sorgte dafür, dass Galaw nicht getötet wurde und nach drei Tagen verwandelte auch er sich in einen von ihnen. Ab diesem Zeitpunkt wusste Galaw, was es heißt, ein Monster zu sein. Er wurde in einen Käfig gesperrt und nur mit Resten und Unrat gefüttert.
     
    Nun kam die schwerste Zeit im Leben der neuen Rasse. Sie war eingesperrt und musste sich von Ratten und anderem Getier ernähren, das in der Grotte lebte. Und das über zweihundert Jahre lang.
     

     
    Galenis trat in die Höhle. Er konnte auf den ersten Blick sechs Lossaren im grünen Nebel erkennen. Er warf seine Fackel weg, denn der seltsame Dunst spendete genügend Licht. Parus trat näher an ihn heran.
     
    „Was sind das für Kreaturen?“
     
    „Ich weiß es nicht.“
     
    Beide flüsterten sie, doch dutzende Augenpaare bezeugten, dass es sinnlos war. Parus zog instinktiv das Schwert seines Vaters aus dem Gürtel. Auch Galenis machte sich kampfbereit.
     
    Ein besonders großer Lossar schlängelte sich auf die beiden zu. Er hob seine linke Pranke zum Gruß in die Höhe. Die beiden Eindringlinge sahen ihn verängstigt an. Sie hatten keinen Zweifel daran gehegt, dass das Biest sie in Stücke reißen wollte. Nun kam die gewaltige Erscheinung vorsichtig näher an sie heran und begrüßte sie mit einer knarrenden Stimme:
     
    „Ich bin Gen Loss, der Anführer unseres kleinen Volkes. Bitte, steckt eure Waffen weg. Es wird keinen Kampf geben, wenn ihr ihn nicht beginnt. Denn wir werden es sicherlich nicht tun. Wir sind euch so unendlich dankbar, dass ihr uns nach all den Jahren endlich befreit habt.“
     
    Die Kreatur streckte seine verknotete Pranke in ihre Richtung. Parus starrte sie misstrauisch an, Galenis jedoch ergriff sie. Sie umfasste seine ganze Hand. Der Lossar schien sich Mühe zu geben, möglichst kraftlos zu drücken. Dennoch knackten die Gelenke des Alten.
     
    „Es ist so lange her… So lange her, dass wir einen Menschen gesehen haben.“
     
    Die Kreatur gab ein kehliges Geräusch von sich, andere Lossaren näherten sich vorsichtig. Galenis entschied, dass er das Wort ergreifen musste.
     
    „So sehr wir uns auch durch eure Dankbarkeit geschmeichelt fühlen, war es nicht mehr als ein Zufall, dass wir euch befreit haben.“
     
    Gen musterte ihn kurz.
     
    „Was mich betrifft, macht das keinen Unterschied. Allein die Aussicht auf Freiheit...“
     
    Die gewaltige Kreatur seufzte auf, warf einen Blick auf den Weg, der Parus und Galenis in die Höhle gebracht hatte.
     
    „Ob ihr es glaubt oder nicht, ich rieche frische Luft. Nur ein wenig, aber es genügt, um mich an alte Zeiten zu erinnern.“
     
    Vorsichtig scharten sich auch andere Lossaren um die Eindringlinge. Die Mimik ihrer grotesken Fratzen war schwer zu lesen, aber Parus vermutete, dass die meisten von ihnen vor allem neugierig waren.
     
    „Wenn sie mir die Frage gestatten, Gen Loss – und ich möchte beileibe nicht unhöflich sein. Aber ich stelle mir schon die ganze Zeit über die Frage, welcher Gattung von Lebensform sie wohl angehören.“
     
    Galenis stellte seine Frage, während Parus dabei war, eine schwere Lossarenpranke zu schütteln, die ihm von der Seite dargeboten wurde. Gen Loss reagierte zuerst kaum auf die Frage. Er blickte zu Boden, und es dauerte eine Weile, bis er antwortete:
     
    „Wir wurden Gorgs genannt, von jemandem... Jemandem, dem das Recht, uns einen Namen zu geben, nicht zusteht. Daher lehnen wir ihn ab. Meine Leute nennen unseren Zustand Lossar.“
     
    „Zustand? Wie darf ich das verstehen?“
     
    Der Lossar lachte auf.
     
    „Ich bin nicht so geboren, wie ich nun vor euch stehe. Mein Äußeres mag verstümmelt sein, aber meine Seele ist die eines Menschen. Und bevor ihr euch dazu durchringen müsst, mich danach zu fragen: Mir ist bewusst, dass

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