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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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unser Äußeres bedrohlich wirkt. Es ist keine Schande, dass ihr uns für geistlose Monster gehalten habt.“
     
    Er wandte seinen Kopf leicht zur Seite.
     
    „Das alles ist die Schuld dieser armseligen Kreatur dort hinten.“
     
    Durch den grünen Dunst konnte Galenis im rückwertigen Teil der Höhle einen eisernen Käfig wenige Meter über dem Boden hängen sehen. In diesem war ein Lossar eingeschlossen, der noch viel hässlicher und welker aussah als die anderen. Aus seiner Ecke wehte ein beißender Gestank herüber. Die Lossaren schienen dort ihren Unrat zu versenken. Galenis musterte den Käfig samt Insassen aufmerksam.
     
    „Wer ist es?“
     
    „Tsin Galaw. Der große Manipulator. Seit Jahrzehnten über unserer Latrine hängend.“
     
    Gen Loss spuckte aus.
     
    „Und nichts anderes hat er verdient.“
     
    Bevor Galenis etwas erwidern konnte, sprach der Lossar weiter:
     
    „Ich weiß nicht einmal, wie lange wir schon hier unten sind. Zweihundert Jahre, dreihundert? Wir haben das Gefühl für die Zeit verloren.“
     
    Parus hatte sich derweil schon mit einigen der Lossaren bekannt gemacht. Die Kreaturen schienen ebenso misstrauisch und vorsichtig zu sein wie er. Doch langsam taute das Eis und die Befreiten begannen, ihn nach der Welt dort oben zu befragen. Der junge Mann, der diese Gegend noch als seine Heimat betrachtete, gab ihnen gerne Auskunft, jedoch ohne zu ausschweifend zu werden.
     
    Galenis trat mit Gen Loss tiefer in die Höhle hinein, in Richtung des hängenden Käfigs. Als die eingesperrte Kreatur die beiden erblickte, fing sie an zu winseln und stottern.
     
    „Wer ist da? Wer ist da? Bitte schlagt mich nicht mehr. Ich kann… ich kann euch nicht…“
     
    Die Stimme klang gebrochen, rau und hohl. Galenis betrachtete den Gefangenen nachdenklich. Er war halb aufgerichtet, eingeklemmt durch die rostigen Gitterstäbe. Seine Augen waren fahl und blind, das Maul geöffnet.
     
    „Was hat er getan, um jahrzehntelanges Siechen statt eines schnellen Todes zu verdienen?“
     
    „Tsin Galaw… Er war es, der uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Er hat uns vergiftet, unsere Haut mit Ranken durchzogen, unser Blut in den Adern gekocht, unsere Knochen gebrochen und nach seinem Belieben wieder zusammengesetzt. Er hat uns mehr angetan, als ich dir beschreiben möchte. Und du wirst bereits ahnen, wie viele wir anfangs waren und wie wenige davon bis zum Ende geblieben sind.“
     
    Galenis legte die Stirn in Falten, während der Lossar kurz innehielt. Schließlich fuhr er fort:
     
    „Wir werden nie wieder Menschen sein. Und du siehst, dass dieser Umstand lange währt. Wir sind gefangen in seinem Verlies. Warum also sollten wir ihm die Freiheit im Tode schenken, wenn wir uns für immer gefangen sahen?“
     
    Langsam bekam Galenis eine Ahnung davon, von wem Gen Loss sprach. Er hatte vor langer Zeit von einem wahnsinnigen Alchimisten gehört, der hier im äußersten Süden des Menschenreichs sein Unheil getrieben hatte. Das war also aus ihm geworden.
     
    Im Eingangsbereich der Höhle fühlte sich Parus unter all den fremden Kreaturen noch immer nicht ganz wohl, also ging er hinüber zu Galenis. Zusammen unterhielten sie sich noch eine Weile mit Gen Loss, während die anderen Lossaren hinauf in die Freiheit traten. Die meisten fielen auf den Boden, küssten das wuchernde Gras. Einige sprachen Gebete aus ihrem früheren Leben, andere erkundeten bald die Umgebung, die den verfallenen Wachturm säumte. Auf Geheiß ihres Anführers zogen etliche kurz darauf los, um Nahrung und frisches Wasser zu holen.
     
    Galenis und Gen Loss sprachen viel über die lange Gefangenschaft der Lossaren, während Parus interessiert das Vieh der Lossaren beäugte - die Mooshunde.
     

     
    Die Lossaren hatten in ihrer jahrhundertelangen Gefangenschaft selbst angefangen, ein wenig zu experimentieren. Von ihrem Schöpfer wussten sie, dass ihr Speichel infektiös war. Seit Jahren fraßen sie Ungeziefer, das seinen Weg in die Grotte fand, zumeist Ratten. Schließlich stellten sie sich die Frage, was wohl geschehen würde, wenn sie eine Ratte einfach nur bissen und ihre Krankheit auf sie übertrügen. Dieses Interesse setzten sie in die Tat um. Auch die Ratten verwandelten sich bereits nach wenigen Tagen in Wesen, die ähnliche Eigenschaften hatten wie sie selbst. Die gewöhnlichen Nager wurden zu einer neuen Spezies: Sie wurden zu Mooshunden. Ursprünglich hatten die Lossaren sie nach ihrem alten Namen Gorglinge

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