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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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bereits erzählt habe, sind auch Frauen das Opfer Tsin Galaws geworden. Ich selbst habe zwei Söhne, Rakin und Jusam. Meine Frau steht da hinten.“
     
    Er nickte einer Lossarin, die gerade einen Fasan briet, beiläufig zu. Sie erwiderte die Geste, ohne von ihrer Arbeit abzulassen. Galenis wusste nicht, wie er die männlichen von den weiblichen Lossaren unterscheiden konnte und fragte auch nicht danach.
     
    An der Oberfläche wurde es langsam dunkel und das kleine Fest gewann an Schwung. Vielstimmige Unterhaltungen brandeten auf, Schüsseln mit Essen wurden herumgereicht. Die beiden Fremden standen ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit und die Lossaren hatten ihre anfängliche Scheu gänzlich abgelegt. Die Stimmung war so ausgelassen, dass Parus für einige Stunden die Trauer um seinen Vater vergaß. Ein Lossarenkind mit beachtlichem Gewicht positionierte sich auf seinem Schoß, während er sich mit dessen Eltern unterhielt. Das unterdrückte Völkchen feierte seine Freiheit, die es nach über zweihundert Jahren endlich wieder erlangt hatte, ausgiebig und froh. Parus kostete unwissentlich einen Krug Mooshundmilch. Sie schmeckte sonderbar, alt und stumpf. Als man ihm sagte, was er gerade trank, würgte er den Schluck herunter und versuchte, nicht noch einen nehmen zu müssen. Nach einigen Stunden kam ein Lossar zu ihm, baute sich in seiner ganzen Masse vor ihm auf, die Arme seitlich ausgestreckt.
     
    „Und nun kommen wir zum Höhepunkt dieses Abends. Die größte Köstlichkeit von allen, das zarte Fleisch eines Menschen!“
     
    Parus zuckte kurz zusammen, während der Lossar bereits zu grinsen begann. Ein Scherz - die Lossaren rings um ihn herum begannen ebenfalls zu lachen. Diese Art von Humor beängstigte ihn ein wenig.
     
    Die Nacht verrann wie ein Tropfen Wasser an einer Fensterscheibe und als an der Oberfläche die Sonne aufging, fragte sich Parus, wohin die Stunden verschwunden waren.   Um ihn herum lagen Lossaren schlafend in der Grotte verteilt. Der Boden um die heruntergebrannte Feuerstelle war übersät mit Geflügelknochen und ausgeschütteter grüner Milch.
     
    Galenis hatte wie Parus kaum geschlafen. Er saß an die Wand gelehnt und betrachtete die Szenerie nachdenklich. Dass er einmal ein Fest mit derartig beängstigenden Wesen feiern würde, hätte er sich nicht vorstellen können – ganz zu schweigen von seinem jungen Begleiter.
     
    Parus lag noch eine Zeit lang regungslos auf dem Boden, bis sein Gesicht von einem herumstreunenden Mooshund abgeleckt wurde. Die Zunge fühlte sich an wie ein Tannenzapfen und bei genauerem hinsehen stellte er fest, das dies der Wahrheit entsprach. Er erhob sich ungelenk, streckte seine müden Glieder. Sein Rücken war steif wie ein Brett, seine Sinne schlaftrunken. In seiner Benommenheit ging er zu Galenis hinüber und sah ihn an. Ohne einen bestimmten Grund brachen beide in lautes Gelächter aus. Diese ganze Situation, hier unten mit den Lossaren, war so unwahrscheinlich. Es war das erste Mal überhaupt, dass sie gemeinsam lachten.
     
    Durch ihr Lachen aufgeschreckt, kam Gen Loss von der Seite angekrochen. Er sprach die beiden an:
     
    „Ich hoffe, dass ihr es nicht bereut, auf meine Einladung eingegangen zu sein.“
     
    „Natürlich nicht. Du und deine Leute, ihr wart sehr gastlich.“
     
    Der Lossar setzte ein breites Grinsen auf. Für ein Wesen, das einen verformten Kürbis statt eines Kopfes besaß, sah es erstaunlich freundlich aus.
     
    „Und trotzdem müssen wir nun endgültig aufbrechen. Am besten sofort.“
     
    Gen Loss nickte.
     
    „Ich weiß. Oder ich ahne es vielmehr. Viel war nicht aus dir herauszubekommen, Zauberer. Mir bleibt nichts mehr, als dir und deinem Begleiter eine gute Weiterreise zu wünschen. Oder kann ich noch etwas für euch tun?“
     
    „Eigentlich nicht. Außer vielleicht eine Kleinigkeit. Weißt du, wie weit es von diesem Turm bis nach Elaron ist?“
     
    Der Anführer der Lossaren verzog seine grotesken Züge.
     
    „Vor dreihundert Jahren wären es nur noch ein paar Meilen gewesen. Allerdings weiß ich nicht, was an der Oberfläche in der Zwischenzeit alles geschehen ist. Städte kommen und Städte verschwinden – ganz besonders, wenn sie an so ungünstigen Stellen errichtet werden wie Elaron.“
     
    Galenis nickte bestätigend. Elaron war eine alte Bergbausiedlung, die an eine gefürchtete Gebirgskette angeschmiegt war. Ein Paradies für Goldgräber und andere Abenteurer. Aber sicherlich kein Werk für die

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