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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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aufgetragen wurde?“
     
    Der Novize richtete sich auf und warf die Kapuze zurück. Es war Galvan, der Novize, der gegen Galenis gekämpft hatte. Seinen Zügen nach zu urteilen musste er einst ein Mensch gewesen sein. Nun war er kaum mehr als die Karikatur eines Menschen. Seine Haare waren weiß und nur vereinzelt über den kahlen Kopf verteilt. Die Haut war brüchig wie Pergamentpapier und ebenso rissig. Die Konturen sahen irgendwie verzerrt und verwischt aus, über den grauen Augen steckte ein Metallreif in der Stirn. Der Unterkiefer stand hervor und zeigte die gelben Zähne, die dicken Lippen waren blutleer. Wenn man unter das kantige Kinn sah, entdeckte man den sehnigen, viel zu dünnen Hals. In ihm schlug ein fast faustgroßer Adamsapfel, der nervös auf und nieder ging. Galvans dünne Stimmte ertönte ein weiteres Mal.
     
    „Ich versuchte es, doch ich kam zu spät. Ein wandernder Gelehrter hat sich des Jungen bemächtigt.“
     
    Er schien Schmerzen zu haben, würgte die Sätze förmlich hinaus, immer bedacht, seine Unterwürfigkeit offen zur Schau zu stellen. Der Großmeister hasste jegliche Art von Anmaßung. Niemand im Orden wollte ihn verärgern, denn man spielte dabei mit seinem Leben. Selbst der kleinste Anflug von Ungehorsam konnte zu einem schrecklichen Ende führen.
     
    Galvan versuchte, eine Regung in seinem Meister zu erkennen, doch es war vergebens. Der Hüne saß unbeweglich im Schatten.
     
    „Dann hast du versagt? Wo sind die Riesenspinnen, die ich dir gab?“
     
    Galvans Lippen begannen zu zittern, seine Augen brannten. Warum hatte ihn der alte Narr nicht einfach umgebracht? Jetzt sah er sich seinem schrecklichen Herrn gegenüber. Er wusste, was kommen würde. Dennoch krallte er sich ans Leben wie eine ertrinkende Ratte.
     
    „Ich habe nicht gänzlich versagt. Wir haben den Mann getötet.“
     
    „Den Mann? Was kümmert mich ein alter Bauer? Was ist mit dem Jungen?“
     
    „Wir hätten ihn beinahe erwischt, doch dann kam dieser Zauberer und...“
     
    „Beinahe? Dieses Wort hat keine Bedeutung für mich. Du hast deine Pflicht dem Orden gegenüber nicht erfüllt. Du hast versagt.“
     
    Der Novize hatte die Hände flehend gefaltet. Sein zerstörtes Gesicht zitterte, seine Augenlider zuckten. Er hätte gerne geweint, doch er hatte es schon vor langer Zeit verlernt.
     
    „Die Spinnen waren schwach, selbst der Bauernsohn konnte sie töten. Ich musste mich beiden stellen!“
     
    „Diese Entschuldigung ist wertlos. Was ist ein alter Mann und ein Bauer schon gegen einen Novizen der Eisernen Klaue? Dein Auftrag war einfach: Töte den Jungen und seine Eltern, brenne den Hof nieder. Du hast versagt. Naj-Zloh…“
     
    Aus der Dunkelheit löste sich eine Gestalt. Sie positionierte sich wortlos neben den Thron. Sie war ebenfalls schwarz verhüllt und trug das Zeichen des Ordens an der Stirn. Es war Naj-Zloh, die rechte Hand des Meisters. Bei seinem Anblick stockte dem Knienden der Atem. Nun wusste er, dass es endgültig vorbei war.
     
    „Du wirst für schuldig befunden, dem Orden und unseren dämonischen Herren Schande bereitet zu haben. Versagen ist Verrat, deine Strafe ist der Tod. Naj-Zloh, vernichte ihn.“
     
    Der Vize-Meister nickte und schritt ruhig auf den Knienden zu. Dieser sah sich verzweifelt um. Nirgendwo ein Fluchtweg, nur steinerne Pfähle, die aus den Wänden ragten. Die Eingangstür war zu weit entfernt. Sein Mund öffnete sich, doch er brachte keinen Ton hervor. Naj-Zloh hatte sich vor ihm aufgebaut. Seine breiten Schultern verdeckten das Mondlicht, das auf Galvan gefallen war. Er schloss seine Augen, bevor die ringbestückte Hand seines Gegenübers heran schnellte und ihn an der Gurgel griff. Der Gepackte rang nach Luft. Er strampelte wild um sich, würgte noch hervor:
     
    „Ich war ein… treuer Diener…“
     
    „Du warst ein schlechter Mörder.“
     
    Unter Naj-Zlohs Kapuze sah Galvan zwei feurige Augen aufleuchten. Er lachte kalt.
     
    „Eine letzte Frage, du Wurm. Wer ist der Zauberer, der den Jungen hat?“
     
    Der Großmeister hatte sich auf seinem Thron erhoben.
     
    „Sein Name ist Galenis! Er ist vom...“
     
    Weiter kam der Gefragte nicht, denn Naj-Zloh warf ihn mit unglaublicher Kraft in die Höhe. Die Wucht riss Galvan hin und her, er raste geradewegs auf einen der spitzen Pfähle zu, die auch aus der Decke ragten. Ein markerschütternder Schrei durchdrang die riesige Halle, als er auf die Spitze traf. Fäden von Blut fielen

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