Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
sehr hatte er solche Tage geliebt, als er noch jung war und mit seinem Vater die Felder bestellte. Sein Vater . Das Bohren im Magen kam wieder und trieb seine Stimmung in den Keller. Er sah gen Himmel. Er war blau wie das Meer, kleine Wölkchen zogen auf ihm entlang. Die Sonne schien hell und wärmend. Ein paar Vögel flogen über Parus Kopf und sangen ihr Lied von Freiheit. Mit einer Träne im Auge setzte Parus ein zaghaftes Lächeln auf. Sie würden sich wiedersehen, irgendwann. Ein kleiner Trost, aber er gab ihm Kraft.
Galenis trat aus der Tür, dicht gefolgt von Balor. Der Zauberer legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes. Er schien zu fühlen, wie es um Parus gestellt war. Er wisperte tonlos und auf einmal begannen elektrische Ströme von seinen Händen auszugehen, die direkt auf Parus Seele und sein Herz wirkten. Parus fühlte, wie seine Trauer schwächer wurde, in den Hintergrund trat. Sein Lächeln wurde selbstsicherer. Der Zauberer flüsterte ihm zu:
„Wenn dir die Bürde deiner Trauer bisweilen zu schwer wird, dann lass es mich wissen. Ich kann sie nicht heilen, aber ich kenne Wege, um sie zu lindern.“
Wenig später gingen Parus und Galenis über den menschengefluteten Marktplatz Elarons. Parus wunderte sich über die Unverbindlichkeit, mit der sich die beiden alten Freunde voneinander verabschiedet hatten, vor allem wenn man bedachte, was ihm und Galenis nun bevorstand. Das Tal der Tausend Tode.
Während Parus in Gedanken versunken war, kaufte Galenis ein paar Feuersteine und anderes nützliches Kleinod für ihre Reise. Die Wolke aus verschiedenartigen Gerüchen, die über dem gesamten Platz hing, war betäubend. Es roch nach Nüssen, gebratenem Fleisch, Gewürzen aller Art, frisch gewaschenen Klamotten, Eintöpfen, geschmolzenem Käse, frisch gehacktem Holz, aufgebackenem Brot, Fisch und gekochten Eiern.
Nun kam Parus dazu, sich die Stadtbevölkerung einmal aus der Nähe anzusehen. Die einheimischen Männer trugen meist braune Hosen, Leinenhemden und dazu Lederkappen auf dem Kopf. Die Frauen kleideten sich mit langen Röcken, in die bunte Ornamente eingestickt waren. Es fanden sich auch viele fremdländische Kleider, zumeist von fahrenden Händlern getragen.
Parus begann, ein wenig zwischen den Ständen herumzuspazieren und sich ihre Waren anzusehen. Viele Auslagen waren mit Blumen dekoriert, um sie für das Auge des Kunden attraktiver zu machen. Diese Dekoration erfüllte jedoch noch einen anderen Zweck. Der Duft sollte die Menschen anlocken und – falls möglich – in eine angenehme, kaufbereite Stimmung versetzen. Parus hatte von solchen Methoden gehört, war sich aber nicht sicher, ob die Masche auch funktionierte.
Er blieb vor einem besonders ansprechenden Stand stehen und fragte, was denn so im Angebot wäre. Der Verkäufer, ein alter Mann mit Halbglatze und breitem Gesicht, antwortete:
„Ich biete eine ganz besondere Auswahl an kulinarischen Spezialitäten unserer Stadt und ihres Umlands an.“
„Zum Beispiel?“
„Sie sind nicht von hier, oder? Sei es drum. Könnte ich Sie vielleicht für meine Fleischbons begeistern?“
Parus besah sich die Auslage, konnte aber unter dem vielen Käse und Brot nichts erkennen, auf das dieser Name zutreffen würde. Der Alte reagierte sofort und erklärte:
„Fleischbons sind eine Köstlichkeit aus den Anfangstagen dieser Stadt. Damals durften die Menschen nicht wählerisch sein, was ihr Fleisch angeht, Sie verstehen? Es kam zu einigen Hungersnöten. Und niemand möchte sehen, was er isst, wenn es eine Ratte oder ähnliches ist.“
„Verständlich. Das heißt, sie verkaufen Rattenfl…“
„Nein, nein. Natürlich nicht. Diese Zeiten sind vorbei. Was geblieben ist, ist die Zubereitungsart des Fleisches. Es wird bis zur Unkenntlichkeit zerhackt, mit Sauerrahm aufgekocht, mit einigen geheimen Gewürzen verfeinert und in Mürbeteig eingewickelt.“
Parus sah den Mann zweifelnd an.
„Die Siedler hatten Sauerrahm und Mürbeteig, aber mussten Ratten fressen?“
Der Verkäufer legte in einer großväterlichen Geste die Hände zusammen.
„Nein, hatten sie natürlich nicht. Es gibt eine alte Legende, die ich ihnen vorenthalten habe, um nicht ihren Appetit zu verderben. Angeblich verwendeten die Siedler damals die Muttermilch ihrer Frauen statt des Rahms und aufgekochte Baumblätter statt des Teiges. Aber – wie gesagt – diese Zeiten sind
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