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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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Peter ist, macht es mir weniger aus. Er ist wie ein Stück von mir.«
    Ich dachte, er würde mich immer in Erstaunen versetzen. Denn er fragte, fast im gleichen Atemzug:
    »Glaubst du, dass Peter eifersüchtig ist?«
    Es kam mir seltsam vor, dass die Erfüllung des einen das Leid des anderen sein konnte. Ich fühlte mich plötzlich sehr selbstsüchtig. Ja, Peter hatte wohl allen Grund, eifersüchtig zu sein. Doch im Augenblick konnte ich mir darüber nicht allzu viele Sorgen machen.
    »Wenn er erfährt, dass du hier bist, ganz gewiss. Aber noch weiß er es ja nicht.«
    »Wirst du mit ihm darüber sprechen?«
    Ich zögerte.
    »Ich würde die falschen Worte wählen und ihm wehtun…«

    »Du unterschätzt ihn«, erwiderte er sanft.
    Ich blickte aus dem Augenwinkel in sein Gesicht, sah nur seinen Blick, der wieder hinter den Wimpern verschwand. Er fragte ganz leise:
    »Liebst du ihn eigentlich?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Ich brauche ihn.« Und fügte mit kleiner Stimme hinzu: »Weil du ja so lange fort warst. Aber jetzt bist du wieder da.«
    Seine Arme umfassten mich enger.
    »Alessa, ich werde nicht immer da sein.«
    Ich antwortete wie ein dummes kleines Mädchen.
    »Oh, kannst du auf Malta nicht Arbeit suchen? Und da ist ja noch das Geld, das man dir schuldet …«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Alessa. Es ist wirklich besser, dass ich verschwinde. Ich habe mich in zu viele vertrackte Situationen gebracht.«
    Ich sah in seinen Augen den finsteren Funken, der in den violetten Tiefen tänzelte, und mein Herz wurde schwer. Ich sagte kehlig:
    »Das kann vorkommen.«
    »Man gewöhnt sich daran.«
    »Vielleicht sollte ich nicht daran denken.«
    »Wenn du es vermeiden kannst …«
    So viele Erfahrungen, wie er sie gemacht hatte, kamen mir vor wie ein schlechter Roman mit zu vielen Ereignissen. Zudem waren es – wie ich ahnen konnte – die Erfahrungen aus einer sehr gefährlichen Welt. Man gewöhnt sich daran, hatte er gesagt. Schlief er ruhig, oder hatte er quälende Träume? Wie mochte er mit den Bildern, die in ihm waren, zurechtkommen? Wäre es für ihn nicht möglich, diese Bilder dem Vergessen zu überlassen? Aber was gewesen war, konnte er nicht bis an die Wurzeln ausrotten, und das Gewissen leistete Widerstand, lebte klageführend und sich beschwerend in ihm fort. Und so sagte ich nichts mehr, und auch er sprach von etwas anderem.

    »Deine Eltern? Wie geht es ihnen?«
    Ich antwortete leichthin.
    »Gut. Ich sehe sie nicht oft. Ich habe keine Zeit. Dann und wann besuche ich Mutter, wenn sie im Theater arbeitet. Was meinst du? Sage ich ihr, dass du da bist, oder lieber nicht?«
    Er zog leicht die Schultern hoch.
    »Wie du willst. Du kannst sie von mir grüßen.«
    Fast hätte ich gelacht. Die höfliche Floskel hörte sich bei ihm so eigenartig an. Aber ich lachte nicht, im Gegenteil, mir kamen fast die Tränen. Er sprach wie ein Mensch, dessen Höflichkeit die vorüberziehenden Gedanken verbirgt, und das mit einem Kummer, der aus tiefer Bitterkeit wuchs. Als ob er sagen wollte: »Früher gehörte ich ein wenig dazu. Aber jetzt überhaupt nicht mehr.« Aber er war kein Mann, der so oder so viel Verwendung für Erklärungen hatte. Stattdessen sagte er mit einer Klarsicht, die mich erschütterte:
    »Es wird sie beunruhigen, aber ich gehe ja bald wieder.«
    Die Schatten in ihm kamen und gingen; auch wenn er in meinen Armen lag, glich er einer Gestalt, die im Begriff war, sich von mir zu lösen.
    »Du versuchst nicht, mich zu beeinflussen«, meinte er, als ich schwieg.
    Ich antwortete ruhig.
    »Weil es keinen Zweck hätte.«
    »Das mag ich so an dir«, sagte er. »Dass du mir nie vormachst, ich hätte die Wahl.«
    »Ich will nicht so tun, als könnte ich dich zurückhalten.«
    Er sagte gepresst: »Es ist sehr hart, dass ich dich verlassen muss.«
    Ich streichelte ihn, als ob sich meine Fingerspitzen jede Linie seines Gesichts einprägen wollten.
    »Wie lange bleibst du noch?«
    »Ich kann es nicht sagen. Die Zeit verrinnt.«
    »Sie rinnt uns beiden aus den Händen«, sagte ich.

    »Wir wollen sehen, ob wir die Zeit nicht etwas anhalten können«, sagte er kehlig, bevor er mich mit lähmender Kraft in seine Arme schloss. Es war klar, dass wir nicht voneinander loskamen. Wir zogen es in der Länge, schufen die Variationen und Fantasie dazu. Und später war das Zimmer in blaue Dunkelheit getaucht, und Kenza schlief friedlich unter unserem Bett. Es waren die Nachtstunden, in denen das Herz sich ganz auftut,

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