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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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Er rollte sich auf die Seite und übergab sich, noch mehr Wasser und blutiger Schleim. Dabei verschluckte er sich immer wieder, röchelte und hustete. Dann fiel er entkräftet wieder zurück. Seine Stirn war blau und dick angeschwollen; er hatte Schüttelfrost und schnappte nach Luft, keuchte, röchelte, bevor ein Schimmer von Bewusstsein in seine Augen trat und er endlich einen Ton zustande brachte.
    »Kalt …«
    Wir hatten nichts, womit wir ihn wärmen konnten, Peter
und ich waren nass bis auf die Haut, und Vivi hatte nur das Nötigste an. Peter war blau im Gesicht und bewegte mühsam die blassen Lippen.
    »Kannst du gehen?«
    Er versuchte sich aufzurichten, was ihm nur mühsam gelang. Wir zerrten und schoben ihn hoch, hielten ihn beim Gehen fest. Vivi ging voraus, dem Ausgang entgegen, und leuchtete mit der Taschenlampe. Die Leitersprossen, über die wir noch steigen mussten, erschienen uns als kaum zu bewältigende Hindernisse. Jeder Schritt, jeder Griff kostete uns unendliche Anstrengung. Giovanni sagte, dass ihm der Kopf zum Verrücktwerden wehtat und er bei jedem Atemzug Schmerzen in der Brust verspürte. Er konnte auch den linken Arm kaum bewegen. Endlich, in einer letzten Biegung, sahen wir Tageslicht. Wir krochen durch den Schutt, schwankten nach draußen in die helle Luft, erschöpft, zerschrammt, blutig, und die gleißende Abendsonne überzog uns mit brennender Glut.

14. Kapitel
    D er Unfall hatte schwerwiegende Folgen. Giovanni hatte derart starke Schmerzen, dass er nach ein paar Schritten wieder in Ohnmacht fiel; ich bat Vivi, meine Mutter zu benachrichtigen. Sie rannte los, während Peter und ich bei Giovanni warteten. Leute blieben stehen, boten ihre Hilfe an. Ich sagte, dass wir einen Unfall hatten und meine Mutter gleich da sein würde. Mutter kam auch bald mit dem Wagen. Sie half Giovanni, sich hinten ins Auto zu legen. Wie fuhren zuerst zu uns nach Hause. Peter, Vivi und ich mussten unter die heiße Dusche und sofort die Kleider wechseln. Giovanni bekam einen Pyjama von mir und eine Wärmflasche. Sein Zustand gefiel Mutter gar nicht: Sie rief Peters Vater an; zum Glück war er gerade aus der Sprechstunde zurück. Und er war recht aufgebracht, weil Peter nicht pünktlich zum Abendessen da war. Er hatte seine Arzttasche mitgebracht. Ricardo Micalef war ein guter, sensibler Arzt, ein Koloss von einem Mann, aber stets brummig. Sogar Peter konnte nicht sagen, warum er immer so unfreundlich war. Auch zu Hause bei Tisch oder wenn sie zusammen Tennis spielten – immer. Es lag wohl in Ricardos Natur, dass er jede Gefühlsregung unterdrückte. Oder glaubte er, sein barsches Auftreten sichere ihm Respekt? Er hatte einen starken Bartwuchs, sein Kinn und seine Wangen schimmerten immer blau, auch wenn er sich täglich mehrmals rasierte. Er untersuchte Giovanni, gründlich und mürrisch, stellte eine schwere Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Schlüsselbein fest. Als Giovanni
Namen und Adresse angab, wurde sein Ausdruck noch finsterer. Schlechtes Viertel, schlechtes Milieu! Er geruhte allerdings den priesterlichen Onkel anzurufen und mit ihm ein verbindliches Gespräch zu führen. Dann ließ er eine Ambulanz kommen und schickte den Verletzten ins St. James Hospital. Um alles Weitere würde sich Don Antonino kümmern. Der Krankenwagen kam auch bald, und wir sahen erschreckt zu, wie Giovanni, blass und voller Blutergüsse, auf eine Trage gelegt wurde. Es ging uns durch und durch. Und auch wir kamen nicht ungeschoren davon. »Mut verdient kein Lob, wo Leichtsinn im Spiel ist«, dozierte mein Herr Papa. Von seiner Überzeugung, dass Giovanni selbst schuld an seinem Unfall hatte, ließ er sich nicht abbringen, auch wenn wir vehement das Gegenteil behaupteten. Immerhin wurde mein waghalsiges Verhalten nicht allzu sehr getadelt. Auch Dr. Micalef gab widerwillig zu, dass Giovanni mir vermutlich das Leben verdankte. Bei seinem Sturz hatte er mit dem Kopf den Grund berührt; wäre das Wasser weniger tief gewesen, hätte er sich wohl das Genick gebrochen. Aber weil er eine Zeit lang bewusstlos mit dem Gesicht im Wasser gelegen hatte, konnte sein Gehirn vorübergehend nicht mit dem nötigen Sauerstoff versorgt werden. Eventuelle neurologische Schäden würden sich aber erst später feststellen lassen. Mit dieser unheilvollen Ankündigung marschierte Dr. Micalef zur Tür. Peter trabte hinter ihm her wie ein unglücklicher kleiner Hund, und auch mir war mulmig zumute. Nur Vivi schnitt eine Fratze.
    »Ach, Quatsch!

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