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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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bewegten uns fort mit dem Strom, Fernes aus längst vergessenen Zeiten stieg hinauf, aus den tiefsten Momenten der erlebten Dinge gezogen. Giovannis Arme hielten mich fest umschlungen, seine gelenkigen Hände bewegten sich auf meinen Bauch, strichen darüber. Während er sich in mir bewegte, fuhren meine Zähne über seine Schultern und Arme, drangen in seine Haut ein, die golden und unversehrt war, bissen zu. Schweißtropfen, die an Giovannis Körper glitzerten – ich leckte diese Tropfen mit ihrem Honiggeschmack ab. Er hielt mich mit den Armen fest, als er sich immer tiefer in mich hineinschob und wir gemeinsam zu keuchen begannen. Wir wiegten uns, die Körper aufeinandergepresst, mit vibrierenden Muskeln und pulsierendem Blut. Das Lustgefühl war so groß, dass uns schwindlig davon wurde und das Licht, das uns anleuchtete, aus uns zu kommen schien, aus unserer neu entdeckten Welt mit all ihren Herrlichkeiten. Wir wussten zu viel und wussten nichts. Jede noch so kleine Geste war voller Wunder und Bedeutung. Wie alle Liebenden vor und nach uns glaubten wir, dass wir die Einzigen seien, die diese gemeinsame Kraft des Staunens empfanden, dieses Entflammtsein und Fantasieren. Giovanni legte seine Hände auf mein Gesicht, streichelte es zärtlich, langsam, gierig. Wir stammelten Begeistertes, Halbvollendetes, die Herzen waren ganz aufgetan. Draußen, weiter unten an den Klippen, schwappten träge die Wellen, wälzten Gischt an den
Strand, die in der Sonne in glitzernden Bläschen zerplatzte. Der Wind brachte einen Geruch nach Algen, nach Leben, vermischt mit dem Geruch unserer Haare, der klebrigen Haut in den Achselhöhlen. Die Felsen, auf denen wir lagen, fühlten sich glatt und warm an. Es war, als ob nicht der geringste Unterschied zwischen diesen Felsen und unseren Körpern bestand, so warm und lebendig waren Körper und Stein. Das war, unter Ausschaltung des Bewusstseins, ein Zustand zwischen Schlafen und Wachen, und über uns hing eine leuchtende Wolke, sank herab, stieg wieder hoch, im gleichmäßigen Rhythmus unseres Atems. Unserer Jugend, unserer Redlichkeit, war alles gestattet, alles gemäß. Und so lagen wir nackt und entspannt und glückselig da, in alten und neuen Träumen geborgen.

20. Kapitel
    M ein Vater hatte ein Verbot ausgesprochen. Wir fühlten uns diesem Verbot gegenüber so hilflos. Aber je strenger das Verbot, desto listenreicher schlüpften wir an ihm vorbei, wie die Schlangen, deren ganzer Körper die Erde berührt. Kaum etwas stand uns im Weg, Hindernisse besiegten uns, aber niemals ganz. Stets fanden wir Mittel und Wege, uns zu treffen, und sei es nur für kurze Augenblicke. Es bedarf großer Einfühlung und praktischen Verstands, um der Aufsicht zu entwischen. Wenn es ein Glück ist, beharrlich für eine solche Liebe zu kämpfen, dann waren wir die glücklichsten Menschen der Welt. Wir spürten die gleiche Schwere in den Gliedern, die Unruhe in der Brust, das Kribbeln am ganzen Körper, die gleiche Sehnsucht und den gleichen Schmerz. Wir entwischten jeder Aufsicht, liefen schnell, schlugen steinige Pfade ein, immer an den Klippen entlang, aber nie zur gleichen Stunde. Das hätte Verdacht erregt. Die Luft roch nach Thymian, die gelben Blumen der Forsythie leuchteten zwischen den Dornen. Wir trafen uns in einsamen Buchten, stiegen hinunter an den Strand, schwammen weit hinaus ins Meer. Und dann wateten wir zurück, fanden Schlupfwinkel im Gewirr der Steine. Aus Giovannis Haar sprühten Tropfen, sobald er den Kopf schüttelte, er lachte mit blitzenden Zähnen. Doch seine Augen blieben ernst, wenn ich auf ihm kauerte, er sich langsam in mir auf und ab bewegte; es war der dunkel wissende Blick einer anderen Zeit. Im Augenblick der Erfüllung bewegten sich seine Lippen, seine Augen verschwammen, etwas war dann in
ihm, das eine Entrücktheit offenbarte, so versunken, so fern wie in einem Wachtraum. Giovannis Innigkeit und Wärme durchfluteten mich bis in den tiefsten Kern meines Seins. Ich zitterte, dass ich fast mit den Zähnen klapperte, es war die natürliche körperliche Antwort auf die Vereinigung mit einem Menschen, der eine mir verwandte Seele besaß. Wir wollten nie voneinander lassen, wollten unser Leben lang miteinander verbunden bleiben. Denn es war nicht nur die Gemeinschaft der neu entdeckten Lust, sondern eine ungewöhnlich stark empfundene Freundschaft. Diese Gefühle konnten wir nicht aussprechen, nur andeuten, durch die Zeichen unserer Augen, Lippen und Körper. Und es war eine

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