Money, Honey
Moment von realitätsfernem Optimismus gezeugt worden sein.«
»Oder im tiefsten Alkoholrausch.«
»Was wahrscheinlicher sein dürfte.« Die beiden Frauen standen noch ein paar Minuten schweigend nebeneinander, während Liz ihre Cola austrank. Patrick beobachtete unterdessen mit wachsender Abscheu weiter die Bradys, die sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf warfen.
»Hör mal«, sagte Liz, nahm Goose beim Arm und schob sie von der Scheibe weg. »Ich weiß, dass das jetzt der Fall des Secret Service ist, und ich will mich nicht in deine Arbeit einmischen, aber darf ich trotzdem einen Vorschlag machen?« Goose nickte, und Liz fuhr fort: »Schlag dem Staatsanwalt Therapie und Sozialstunden vor. In dem Alter kann man den Jungen strafrechtlich auch schon als Erwachsenen anklagen, das weiß ich, dennoch würde ich ...«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht.« Goose schaute sie traurig lächelnd an. »Aufgrund seines Alters wird es allerdings schwer werden, die Nummer dem Staatsanwalt zu verkaufen.«
»Ich werde alles tun, was ich kann, um dir zu helfen.« »Okay, ich mache einen Termin bei der Staatsanwaltschaft und lade dazu die ganze Familie vor. Das sollte einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Danach hat der Kleine die Sympathien auf seiner Seite.« Goose musterte die keifenden
Bradys durch die Glasscheibe und seufzte. »Geben wir den beiden noch ein paar Minuten, vielleicht werden sie ja irgendwann müde von dem Gezeter. Die Zeit werde ich nutzen, um ein paar Telefongespräche wegen der Sache zu führen. Dann sehen wir weiter.«
»Danke«, meinte Liz. Goose klopfte Patrick auf die Schulter. Er strich über ihre Hand und lächelte. Schnell wandte Liz den Blick ab, weil ihr der Anblick wehtat und sie eifersüchtig wurde.
»Was habt ihr nun mit unserem kleinen Freund vor?«, fragte Patrick, nachdem Goose gegangen war.
Liz zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck. »Das liegt nicht mehr bei mir, jetzt ist das Rechts- und Sozialsystem am Zug.«
»Das System also, hm?« Patrick sah sie durchdringend an. »Meinst du, er wird bessere Erfahrungen damit machen als du damals?«
Ihr blieb fast das Herz stehen. Patrick wusste Bescheid! Er wusste, wer sie war! Eigentlich klar, dass er es früher oder später herausfinden würde. Und gestern Nacht hatte sie sich verplappert.
»Mir hat das System das Leben gerettet«, antwortete sie vorsichtig.
»Nein, Liz, das war deine Großmutter, als sie dich aus dem System herausgeholt hat«, widersprach er. »Mrs Lacey Brynn Chambers. Reiche Erbin und Dame der Gesellschaft. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet sie eines Tages ein traumatisiertes kleines Mädchen retten würde, um das sich das System einen Dreck scherte.«
»Wovon redest du?«, erkundigte sich Liz, obwohl Leugnen natürlich sinnlos war.
»Davon, was dir passiert ist, bevor deine Großmutter dich vor deinem heiligen System gerettet hat. Von der Zeit, in der du noch keinen Treuhandfonds und keine teure Internatsbildung hattest. Bevor du die Chance auf ein neues Leben bekommen und dich in Superagentin Brynn verwandelt hast.«
Flehend schaute sie ihn an und schüttelte den Kopf, doch Patrick machte weiter.
»Komm schon, Liz, wir sprechen hier über ein Stück Zeitgeschichte. Du warst auf jedem Cover von der Times über Newsweek bis zur New York Times und Washington Post.«
»Wie hast du das herausgefunden?«, wollte Liz mit zitternder Stimme wissen. »Bisher hat mich noch nie jemand damit in Verbindung gebracht, dafür hat meine Großmutter gesorgt.«
Er lächelte. »Ein Abschiedsgeschenk von Villanueva. Ich soll dir ausrichten, dass die Datenbank des FBI nicht so sicher ist, wie ihr denkt.« Patricks Lächeln gefror. »Allerdings sind die gespeicherten Informationen ausgesprochen umfangreich. Ich war schockiert darüber, wie viel wir beide gemeinsam haben.«
»Ach ja?«
Finster betrachtet Patrick sie. »Sag mal, Liz, wie kommt die Tochter des berühmtesten Verbrechers der USA dazu, ein vernachlässigtes Kind gleich in den Knast stecken zu wollen?«
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23. KAPITEL
D as war kein leichter Weg«, sagte Liz. »Es hat mich viel Kraft gekostet, es bis hierher zu schaffen. Natürlich hätte ich mich in Selbstmitleid aalen und mich auf ewig als das arme Opfer sehen können. Das kann ziemlich verführerisch sein. Frag meinen Vater, er hat sein ganzes Imperium darauf auf gebaut.«
»Dein Vater war kein Opfer.«
»Habe ich das behauptet?« Liz verdrehte die Augen. »Du musst schon genauer zuhören,
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