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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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überwinden, und sie würde vielleicht mit klareren Augen ihren Sohn sehen, wie er wirklich war.
    Es ging mich nichts an. Es ging mich wirklich nichts an.
    Am folgenden Morgen stand mein Entschluß ganz fest: Ich hatte gar nichts mit der Sache zu tun! Das mußte Walter schaffen, wie er es selbst am besten konnte. Ich konnte mir keine Wohltätigkeit ihm gegenüber leisten, und ich hatte auch wirklich keinen Grund dazu. Ich hatte das Geld hart, hart erarbeitet. Was hatte ich geopfert, um mein Bankkonto so groß zu kriegen! Meine schönen Abende zu Hause hatte ich geopfert; ich hatte auf fremde Schreihälse aufgepaßt; ich hatte mir keine Tafel Schokolade geleistet; ich hatte kein einziges Mal mit meinen Freundinnen Eis gegessen, war nie in einem Kino gewesen; monatelang war ich einsam gewesen, weil mein eisernes Sparen mich von meinen Freundinnen entfernte. Und das Geld, das so sauer, so hart verdiente Geld sollte ich diesem widerlichen Kerl in den Rachen stopfen… Nein, nein, tausendmal nein!!
    Der Mensch ist ein merkwürdiges Geschöpf. Ich war fest entschlossen, so zu handeln. Und dann steckte ich im letzten Augenblick vor der Schule mein Sparkassenbuch in die Schultasche.
    Als ich in unser Klassenzimmer kam, suchten meine Augen Jutta. Sie saß da – klein, blaß, mit roten Augen. Sie hatte womöglich noch weniger geschlafen als ich.
    Schrecklich, ganz allein mit einer solchen Schwierigkeit fertig werden zu müssen! Ich konnte keinen Menschen um Rat oder Hilfe bitten, nicht mal Mutti. Ich hatte ja Jutta mein Ehrenwort gegeben. Wäre doch Marc in der Nähe! Ihm hätte ich alles erzählen können, ohne Namen zu nennen. Er kannte nicht viele Menschen in unserer Stadt. ZumSchreiben war keine Zeit. Heute war Freitag. Morgen war die Kasse zu. Montagmorgen würde es passieren…. in drei Tagen. Wenn Frau Brander ahnte, was sie in drei Tagen erleben würde!
    Ich wurde in der Englischstunde aufgerufen und antwortete vollkommen verrückt. Da mußte ich zu einer Entschuldigung greifen. Ich sagte, ich hätte so schreckliche Kopfschmerzen.
    „Man sieht es Ihnen an“, sagte die Studienrätin. „Sie sind ja ganz blaß. Ist es vielleicht besser, wenn Sie nach Hause gehen?“
    „Ach, nein, nein, ich werde schon durchhalten.“
    Juttas Mutter, Juttas gute Mutter, die so sehr viele Opfer für ihre Kinder gebracht hat… Jutta liebte ihre Mutter, so wie ich die meine. Wenn ich nun wüßte, daß meiner Mutter etwas Schreckliches bevorstände… wenn ich wüßte, daß eine meiner Freundinnen hätte helfen können, sie von diesem schrecklichen Schlag zu verschonen, und diese Freundin hätte es nicht getan? Was hätte ich von der Freundin gehalten?
    Als die Schule aus war, guckte ich auf die Uhr. Eine halbe Stunde noch war die Kasse auf. Nein, nein, ich wollte es nicht…
    Da ging Jutta zum Schultor raus – klein, schmal, blaß, allein. Ich rannte ihr nach, legte meinen Arm unter den ihren.
    „Komm, Jutta, du mußt mitkommen. Ich habe etwas mit dir zu besprechen.“
    Sie kam, und ich ging in die Innenstadt und schleppte Jutta mit. Da lag die Kasse – das Gebäude, in das ich so oft fröhlich und stolz mit meinem Spargeld hineingegangen war, und mit meinem Buch rausgekommen war, mit meinem Buch, das jetzt eine stolze vierstellige Zahl enthielt. – Es war fünf Minuten vor Schalterschluß. „Warte hier, Jutta. Ich komme sofort wieder.“
    Ich rannte hinein, und diesmal sagte ich nicht die gewöhnlichen Worte: „Ich möchte gern zwanzig Mark einzahlen.“ Nein, ich reichte der Beamtin mein Buch und sagte – ich erkannte meine eigene Stimme nicht wieder –: „Ich möchte neunhundertachtzig Mark abheben.“ Sie guckte mich einen Moment an und machte ihre Notiz. Ich bekam einen Zettel mit einer Zahl und wartete. Nach ein paar Minuten wurde meine Zahl aufgerufen. Ich vergesse es nie: es war die Zahl 27.
    Aus einem Schulheft riß ich ein Stück Papier raus und packte sie ein, die Scheine: neun blaue Hundertmarkscheine, einen Fünfzigmarkschein, einen grünen Zwanzigmarkschein und einen Zehner. Ich faltete sie zusammen, so daß das Paket klein wurde und legte das Stück Schreibpapier sorgfältig darum und knickte es zu an beiden Seiten. Als ich rauskam, stand Jutta noch da. Ich legte ihr das kleine Päckchen in die Hand.
    „Hier, Jutta, aber ich verlange von dir dann dasselbe, das du gestern von mir verlangtest: dein Ehrenwort, daß kein Mensch in der Welt erfährt, woher dies hier kommt. Gibst du mir dein Ehrenwort,

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