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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Menschen in der Stadt laufen nun herum und wissen, was für ein großartiger Engel du gewesen bist? Daß du dem armen leichtsinnigen Walter Brander aus der Patsche geholfen hast?“
    „Nun hörst du aber auf!“ sagte ich, glühend vor Wut. „Ich habe es keinem einzigen Menschen gesagt – nicht einmal meiner eigenen Mutter, der ich doch sonst alles erzähle. Jutta hat es gewußt; ich selbst habe es gewußt, wir waren die einzigen bis zu diesem Augenblick, da du es leider – leider – leider weißt.“
    „So!“ sagte Walter. Wieder schwieg er. Wieder sah er mich an. „Und willst du mir dann nur die einzige Frage beantworten? Ich wiederhole sie: Warum hast du es gemacht?“
    „Du fragst wie der Dummkopf, der du bist. Ich habe es deiner Mutter wegen gemacht. Das mußt du dir doch sagen können. Deinetwegen bestimmt nicht. Mir wäre es schon recht gewesen, wenn du ins Gefängnis gerutscht wärest. Da hättest du vielleicht Zeit gehabt, über deine Dummheiten nachzudenken, und das wäre sehr gesund für dich gewesen.“
    Jetzt hatte Jutta sich so gefaßt, daß sie etwas sagen konnte.
    „Eines weiß ich, was du machen könntest, Walter: Du könntest zurücknehmen, was du Moni vorhin gesagt hast, über ihren Verdienst und das Stricken hier.“
    „Gut!“ sagte Walter. „Ich nehme es hiermit zurück.“ Dann machte er kehrt und verschwand. Als wir mit dem Kaffeetablett ins Wohnzimmer zurückkamen, war Walter fort. Jutta guckte aus dem Fenster.
    „Weggefahren“, sagte sie. „Sein Moped ist nicht da.“
    „Glaubst du, daß er den Mund hält?“ fragte ich.
    „Und ob er das tut! Denkst du vielleicht, daß es für ihn ein Vergnügen sein würde, wenn jemand die ganze Geschichte zu wissen bekäme? Vor allem wird er schon dafür sorgen, daß Mutti es nie erfährt, dafür garantiere ich!“
    „Gott sei Dank“, sagte ich. „Das ist mir die Hauptsache. – So, Jutta, nun sprechen wir von was anderem. Ich kann bald nicht mehr das Wort ,Geld' hören. Gucken wir uns doch die Wollreste deiner Mutter an. Ich möchte so gern ein paar hellblaue Streifen um die Ärmel und um den Halsausschnitt haben.“
    Als es am nächsten Nachmittag bei uns klingelte, hatte ich eine Ahnung, daß es Jutta sein würde. Es stimmte. Sie überreichte mir einen Brief. Ich kannte die Handschrift nicht, aber ich wußte schon, von wem es war. Er machte es sich leicht. Er schickte die Entschuldigung schriftlich. Ich öffnete den Umschlag.
    Nein, es war kein Brief. Es waren ein paar sehr nüchterne Zeilen:
    „Der Unterzeichnete erklärt hiermit, von Fräulein Monika Hasseldorf ein Darlehen von 980, – DM, geschrieben Neunhundertachtzig DM, erhalten zu haben. Das Geld soll mit 4 Prozent Zinsen im Laufe eines Jahres zurückgezahlt werden, und zwar mit 100, – DM am 1. jeden Monats. Die erste Zahlung findet am 1. August statt.“
    Dann Datum und Unterschrift.
    Das unergründliche Schicksal wollte es, daß ich zwei, drei Tage später Walter auf der Straße traf. Er blieb stehen. Ich auch. „Ich danke für den Brief, Walter. So ist es okay.“
    „Na, ist ja gut, daß du das findest. Ich möchte übrigens bei dieser Gelegenheit nur etwas fragen, Moni.“ Ich notierte, daß er mich zum ersten Mal „Moni“ nannte, früher hatte er immer „Monika“ gesagt. „Daß du damals helfen wolltest, kann ich ja verstehen, weil du an meine Mutter dachtest. Aber warum in aller Welt warst du so dämlich, mir nicht das Geld als Darlehen anzubieten? Ich hätte es natürlich mit tausend Freuden angenommen und dir sofort eine Quittung ausgestellt.“
    Da mußte ich beinahe lächeln.
    „Ja, Walter, das habe ich mich selbst auch gefragt: Warum in aller Welt habe ich das nicht getan? Der Grund ist wohl, daß ich – wie du sagst – , daß ich dämlich war, unverzeihlich dämlich.“
    „Dusselig warst du“, sagte Walter. „So dusselig, daß man denken könnte, du hast ein Brett vor dem Kopf. Du warstwohl so weit zurück in der Schlange – damals, als der liebe Gott Grips verteilte.“
    „Grips ist nicht immer das wichtigste, Walter!“ sagte ich.
    „Möglich“, nickte Walter. „Vielleicht warst du ein bißchen weiter vorn in der Schlange, als der liebe Gott die Herzen verteilte. Na, mach’s gut, Moni!“
    Zum ersten Mal reichte mir Walter die Hand. Wir standen auf der Straße. Gerade da fuhr ein schwerer Laster vorbei. Ich sah, daß Walter etwas sagte, aber ich konnte es nicht hören. Doch ich glaube, daß es ein „danke“ war.

Neben der

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