Moni träumt vom großen Glück
folgenden Tage wiederzukommen. Ob sie ahnte, wie gern ich zusagte!
Ich hatte keine Fahrradlampe und mußte mit dem Bus fahren. Marc brachte mich zur Haltestelle. Er hatte den Arm um meine Schultern gelegt, und wir gingen langsam und immer langsamer durch den stillen warmen Sommerabend. Wir schwiegen beide. Wir konnten es uns jetzt leisten. Wir wußten, daß wir viele Tage miteinander verbringen würden. Jetzt hatten wir die Zeit vor uns. Wir brauchten nicht mehr hastig zu sprechen, zu fragen und zu erzählen.
Wir waren so langsam gewandert, daß der Bus mir schließlich vor der Nase wegfuhr, oder vielmehr: Fünfzig Meter vor uns sahen wir ihn verschwinden. Es war eine halbe Stunde bis zum nächsten. Dann gingen wir weiter durch ein Wäldchen, wo alles still und wunderbar ruhig war. Es duftete nach Sommernacht. Es duftete nach Blumen, nach Bäumen, und weit weg hörten wir die Waldkäuze. Der Gedanke schoß mir durch den Kopf: Man kann auch glücklich sein neben einer Mülltonne, wenn man mit dem heißersehnten und lieben Mann spricht, aber ein bißchen Wald, Sommernacht und Blumenduft sind auch nicht zu verachten.
Marc blieb stehen. Er guckte mir ins Gesicht. Seine Augen waren mild, voller Wärme. Nie hatte ich sie so schön gesehen.
„Monilein!“ sagte er. Ich antwortete nicht. Ich hörte mein eigenes Herz klopfen; denn jetzt wußte ich, was kommen sollte, und es kam…
Als Marc mich küßte, wußte ich, daß dies kein Flirt war, nur der augenblicklichen Stimmung entsprungen. Es war viel, viel mehr. Es war ein Kuß, der um etwas bat und der sehr viel versprach. Ich glaube, Marc hat auch gefühlt, daß ich seine Bitte bejahte und sein Versprechen annahm.
Diese kleine halbe Stunde, während wir auf den nächsten Bus warteten, war bisher die schönste in meinem Leben.
Pfeif auf das Auto!
Ich traf Mutti erst am folgenden Morgen am Frühstückstisch.
„Na, wie war es gestern? Sehr anstrengend, nehme ich an.“
„O ja, aber…“ Mutti guckte mich an: „Aber…“, sie lächelte. „Sag mal, Moni, ist Marc in der Stadt?“
„Mutti, bist du Hellseherin?“
„Das nicht, aber ich hatte so ein Gefühl. Du siehst so glücklich aus, Moni!“
„Bin ich auch, Mutti. Das stimmt, Marc ist in der Stadt, oder vielmehr da draußen in Elmenfrieden. Er hat dort einen Sommerjob. Und Mutti, Frau Harms hat mich gebeten, heute wiederzukommen… überhaupt solange Fräulein Johannsen krank ist.“
„Wie schön für dich, mein Kind“, sagte Mutti. „Möchtest du Kaffee oder Kakao?“
Keine Frage mehr und kein Wort. Oh, meine Mutti! Sie verstand, daß sie nicht fragen sollte. Sie verstand gewiß auch, daß ich gelegentlich erzählen würde, aber es jetzt nicht konnte.
Aber als ich nach einem sehr schnellen Frühstück aufsprang, um zum Bus zu laufen, da streichelte mir Mutti übers Haar.
„Kleine Moni!“ sagte sie, weiter nichts. Als Mutti am folgenden Montag von ihrem Vormittagsdienst kam, fand sie Marc im Wohnzimmer. Ich stand in der Küche und machte das Mittagessen zurecht.
„Es ist sehr, sehr nett, Sie wiederzusehen“, begrüßte sie ihn. „Sie sehen gar nicht aus, als hätten Sie ein anstrengendes Semester hinter sich, viel eher so, als ob Sie gerade vom Urlaub kämen.“
Erst jetzt, als ich Marc und Mutti zusammen erlebte, entdeckte ich, wie sehr Marc sich verändert hatte. Er war sicherer, freier und vor allem: Er sah glücklicher aus. Er erzählte von seinem Leben in Köln, von seinem Studium und von seiner Arbeit als Privatchauffeur. Frei, offen und fröhlich.
Als wir am Kaffeetisch saßen, wurde er aber schweigsam. Es sah aus, als ob er sich etwas überlegte. Dann guckte er hoch, sah Mutti direkt ins Gesicht und sagte:
„Frau Hasseldorf, ich habe etwas zu fragen.“
„Ja, Marc!“
„Ja, es ist eine sehr wichtige Frage für mich. Es ist eine große Bitte…“
„Schießen Sie los, Marc! Ich bin auf alles gefaßt.“
„Wirklich auf alles – buchstäblich?“ Nun lächelte Mutti ihr kleines allwissendes Lächeln.
„Ich glaube schon, Marc. Sprechen Sie ruhig!“
„Frau Hasseldorf, ich muß Ihnen zuerst erzählen, daß ich… na ja, daß ich Moni ganz schrecklich lieb habe.“
„Ja…“
„Und dann möchte ich Sie fragen: Wenn ich es nun schaffe, so wie ich es geplant habe… ich meine, wenn ich in einem Jahr mein Staatsexamen mache…. dürfte ich dann…“
„Gewiß“, sagte Mutti, „dann dürfen Sie an Monis neunzehntem Geburtstag die Verlobung feiern.“
„Frau
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