Moni träumt vom großen Glück
mußte – , daß man ihn hier in Elmenfrieden voriges Jahr so gern hätte haben wollen. Dann habe erhergeschrieben. Die Antwort kam umgehend. Ja, man brauchte dringend Arbeitskräfte. Wohnen könnte er hier auch. Und jetzt war er da. Frau Harms hatte ihn vorerst bis Ende September engagiert.
„O Marc“, sagte ich. „Ist das prima! Sag mal, du hast doch hoffentlich einen freien Tag jede Woche?“
„Habe ich, Moni, habe ich – jeden Montag. Du müßtestes eigentlich wissen, daß Montag hier immer zu ist.“
Natürlich wußte ich das. „Mutti wird sich freuen, wenn ich ihr erzähle, daß duhier bist, und daß du jeden Montag den ganzen Tag beiuns verbringen kannst.“
„Ach so, kann ich das? Wer hat das denn gesagt?“
„O Marc, du altes Scheusal, das ist doch selbstverständlich!“
„Nun ja, wenn du es für selbstverständlich hältst, dann natürlich!“
Dann erzählte er von seinen Studien, wie viel Freude er daran hätte, wie gut die Arbeit ging. Dann vertraute er mir an, er hätte die schwache Hoffnung, schon im Frühjahr sein Examen machen zu können. Aber dann müßte er auch wie ein Verrückter arbeiten.
„Aber Marc, dann kannst du ja keine Jobs haben, wenn du so konzentriert arbeiten mußt!“
„Eben, kann ich auch nicht. Deswegen bin ich jetzt sparsamer denn je. So, wenn du dir einbildest, daß ich dir jetzt Orchideen schenke oder Pralinen, oder dich mit ins Kino einlade, oder…“
„Ach nee, was du nicht sagst! Und ich dachte, wir würden jeden Tag ausgehen. Du bist ein Schafskopf, Marc. Natürlich mußt du sparen, und wie! Es ist doch das wichtigste von allem, daß du so bald wie möglich dein Staatsexamen machst. Wenn du unbedingt einen Film sehen mußt, dann kommst du zu uns zum Fernsehen. Das kostet dich überhaupt nichts. Und wenn du mir Blumen schenken willst,möchte ich bemerken: Hier wachsen sehr viele wunderbare, bunte Feldblumen. Und was Pralinen betrifft, bin ich ganz aus der Gewohnheit gekommen.“
„Moni, weißt du eigentlich, daß du ein einmaliges Mädchen bist?“
„So – bin ich das? Wieso kannst du das beurteilen? Kennst du so viele Mädchen?“
„Nein, eigentlich nicht. Weißt du, ich habe mich immer ein bißchen gescheut, gerade weil ich – das klingt so komisch, aber du weißt ja, wie es immer bei mir war – gerade weil ich es mir finanziell nicht leisten konnte. Ich konnte doch nicht irgendeinen kleinen Flirt anfangen, ohne die Gelegenheit zu haben, das Mädchen zu einer Tasse Tee einzuladen. Na ja, dann habe ich es eben gelassen. Aber dann wollte nun das Schicksal, daß… daß…“
„… das gesegnete, wunderbare Kind Gérard an dem bewußten Abend anfing, so abscheulich zu heulen.“
„Ja, und wenn du wüßtest, wie lange ich es mir überlegt habe an dem Abend, ob ich nun nach unten gehen sollte, um meine Hilfe anzubieten. Weißt du, es liegt mir ja eigentlich nicht, mich in anderer Leute Sachen zu mischen, aber dann tat eben das arme Würmchen mir zu leid, und…“
„Welches arme Würmchen, Marc: Gérard oder ich?“
„Das kannst du auffassen, wie du willst.“ Unsere Hände liefen mit unseren Zungen um die Wette. Frisch geputzte Karotten, Bohnen und Erbsen häuften sich in den Schüsseln. Dann waren wir mit der Arbeit fertig, und Frau Harms kam hin zu uns. Munter sagte sie:
„Na, das ging ja wunderbar schnell. Fräulein Hasseldorf, könnten Sie dann so nett sein, die Tische zu decken? Herr Becker hilft Ihnen, die Tischtücher aufzulegen. Den Rest schaffen Sie allein.“
„Wird gemacht, Frau Harms!“
Ach, wie gingen an diesem Tag die Pflichten leicht von der Hand! Nie hatte eine Arbeit mir so viel Spaß gemacht. Ich lief und summte so vor mich hin, während ich die Tische deckte, und ich fand das Leben unglaublich schön.
Eigentlich wurde es ein recht anstrengender Tag, aber ich spürte es nicht. Marc und ich mußten beide servieren, als das große Essen losging, und wir kamen dann natürlich keine Sekunde zur Ruhe. Nachher mußten wir beim Abwaschen helfen.
„Nächstes Jahr kriegen wir einen Geschirrspülautomaten“, sagte Frau Harms. „Aber dies Jahr müssen wir in alter herkömmlicher Weise auskommen.“
Gott sei Dank, daß keine Geschirrspülmaschine hier ist! dachte ich. Dann hätte ich nicht anderthalb Stunden neben Marc verbringen können mit Abwaschen und Weiterplaudern. Oh, wir hatten ja so furchtbar viel zu besprechen!
Es war am Abend schon dunkel, als ich entlassen wurde, nachdem ich Frau Harms versprochen hatte, am
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