Monk - 03
vergessen, sie zu bezahlen, dann könnte ein Haftbefehl auf Sie ausgestellt werden«, sagte Monk. »Und wer sollte mich dann fahren?«
12. Mr Monk besucht einen weiteren Tatort
Der Richmond District war früher einmal eine nebelverhangene Einöde gewesen, in der die Toten aus der Stadt beerdigt wurden. Heute ist er ein multikulturelles, multiethnisches Viertel mit Dim Sum -Restaurants und italienischen Bäckereien, französischen Bistros und russischen Teesalons. Edwardianische Häuser aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende stehen Seite an Seite neben viktorianischen Reihenhäusern und modernen Apartmentgebäuden. Es ist ein angesagtes Viertel, das kurz davor steht, sehr angesagt zu sein und damit sehr teuer zu werden. Dort befindet sich auch die einzige Church of Satan , doch die wird weder in den Hochglanzbroschüren der Makler noch in den Reiseführern der Touristen erwähnt.
Scott Eggers Leichnam lag in der Gasse hinter seinem pastellfarbenen Haus an der Tenth Avenue. Man hatte ihm eine weiße Plastiktüte über den Kopf gestülpt und um den Hals zugezogen.
Eggers trug Tanktop und Shorts und hatte die Muskeln eines Mannes, der mit Gewichten trainierte, der sie aber nicht durch harte körperliche Arbeit bekommen hatte.
Der Leichnam lag zwischen einem strahlend sauberen Lexus Cabrio und einer Reihe Mülltonnen, was es für Monk schwierig machte, sich auf die Situation zu konzentrieren.
Monk stand ein Stück weit vom Opfer entfernt und beobachtete die Tonnen mit solchem Argwohn, als könnten sie ihn jeden Moment anfallen und verschlingen.
Eine Frau in einem unvorteilhaften Overall mit den großen gelben Schriftzug der Spurensicherung auf dem Rücken war über den Leichnam gebeugt. Ihren langen roten Pferdeschwanz hatte sie unter den Kragen geschoben, um am Tatort möglichst nichts zu verändern. Sie war etwa Ende dreißig und hatte Sommersprossen, ihr Name war Terri Quinn.
»Ich glaube, es lief so ab …«, begann sie, hielt aber mitten im Satz inne, als Monk seine Hand hob.
»Unter dem Wagen liegt ein Schlüsselbund, und der Hinterkopf des Opfers ist blutverschmiert«, sagte Monk. »Also ist es klar, dass er auf dem Weg zu seinem Wagen war und den Schlüssel aus der Tasche gezogen hatte, um die Alarmanlage auszuschalten. Da traf ihn etwas am Hinterkopf, und er fiel mit dem Gesicht nach vorn zu Boden. Der Mörder zog einen Einkaufsbeutel aus einer Tonne, drückte das Opfer zu Boden und erstickte es dann.«
»Woher wissen Sie, dass der Beutel aus dem Abfall kommt? Der Mörder könnte ihn doch auch mitgebracht haben«, wandte Terri ein.
Monk zeigte auf den Aufdruck auf der Tüte. »Auf dem Weg hierher sind wir in der Clement Street an diesem Lebensmittelgeschäft vorbeigekommen, daher nehme ich an, dass das Opfer dort eingekauft und die Abfälle in den gleichen Plastiktaschen in den Müll geworfen hat.«
»Sie sind gut«, meinte Terri.
»Tut mir leid«, sagte Monk. »Normalerweise bin ich besser.«
Es war eine Bemerkung, die man leicht als arrogant hätte missverstehen können, hätte er sie nicht in einem so enttäuschten Tonfall von sich gegeben.
Terri sah mich fragend an, aber ich wusste nicht, wie ich eine Antwort mit Mienenspiel hätte vermitteln sollen, ganz abgesehen davon, dass ich gar keine Antwort wusste.
»Mr Eggers wurde mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, vielleicht mit einem Rohr oder einem Stemmeisen. Gefunden haben wir bislang aber nichts«, berichtete Terri. »Das Opfer weist am Rücken eine Druckstelle auf, vermutlich vom Knie, mit dem der Angreifer ihn zu Boden drückte. Und dort im Müll finden sich weitere dieser Einkaufstaschen.«
»Was für ein schrecklicher Tod«, sagte ich.
»Es hätte schlimmer sein können«, gab sie zurück. »Er hätte nämlich bei Bewusstsein sein können. So ist er quasi im Schlaf gestorben, und nach nicht einmal fünf Minuten war alles vorüber. Mr Eggers hat nie erfahren, was ihn am Kopf traf.«
»Oder wer ihn am Kopf traf«, fügte Monk an. »Es lief alles hinter seinem Rücken ab.«
»Die Vorgehensweise ergibt einen Sinn«, erklärte Terri. »Dieser Typ war kräftig wie ein Bär. Nicht einmal ich hätte ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten wollen, und ich habe den schwarzen Gürtel.«
»Wie viel ist dieser Wagen wert?«, fragte Monk.
Ich zuckte mit den Schultern. »Um die hunderttausend Dollar, würde ich sagen.«
»Ich frage mich, warum der Mörder nicht den Wagen mitgenommen hat«, überlegte Monk. »Es
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