Monk - 03
wäre so leicht gewesen. Die Schlüssel lagen doch praktisch vor ihm.«
»Vielleicht kann der Wagen über GPS geortet werden, und der Täter hatte Angst, die Polizei könnte seinen Standort bestimmen«, sagte ich.
»Er hat auch Eggers Brieftasche nicht an sich genommen«, ließ Terri uns wissen. »In ihr befinden sich zweihundert Dollar in bar und mehrere Kreditkarten.«
Monk runzelte die Stirn, ließ seine Schultern kreisen und spielte mit dem obersten Kragenknopf, als würde seine Kleidung kratzen oder nicht richtig sitzen. Aber es war nicht seine Kleidung, die ihn irritierte, es waren die Fakten in diesem Fall.
»Wie lange ist er tot?«, fragte er.
»Seit etwa einer Stunde. Der Körper war noch warm, als wir hier eintrafen. Sein Geliebter war im Presidio joggen gewesen, fand bei der Rückkehr den Toten vor und alarmierte die Polizei. Er steht da drüben, der Typ mit der Baseballkappe.« Sie gab einem Mann ein Zeichen, der bei einer Gruppe Neugieriger stand, die sich am Flatterband eingefunden hatte. Er trug einen leuchtend blauen Jogginganzug, Tränen liefen ihm über sein unrasiertes Gesicht. »Sein Name ist Hank Criswell.«
»Danke, Terri«, sagte Monk.
»Dafür werde ich bezahlt, Sir«, meinte sie lächelnd. Es war ein flirtendes Lächeln, was ich kaum fassen konnte. Monk bekam davon natürlich gar nichts mit. Er besaß eine ungeheuer scharfe Beobachtungsgabe, jedoch nicht dann, wenn es um die Feinheiten des menschlichen Verhaltens ging.
Hätte ich gedacht, Monk sei für ein Date aufgeschlossen, dann hätte ich ihn selbstverständlich darauf hingewiesen, was ihm soeben entgangen war. Aber er liebte noch immer seine verstorbene Frau, und soweit ich das beurteilen konnte, hatte er nicht das geringste Interesse an einer romantischen Beziehung. Ich fragte mich auch, was es war, das Monk für diese Frau so interessant machte.
Monk ging Hank Criswell entgegen und zeigte ihm lässig seine Dienstmarke, was ihm solchen Spaß machte, dass er sie gleich noch zweimal einem Cop hinhielt, der ein Stück entfernt stand.
»Ich bin Adrian Monk. Ich untersuche den Mord an Mr Eggers. Mein Beileid.«
»Da gibt es nichts zu untersuchen, verhaften Sie lieber Merle Smetter«, erwiderte Criswell und wischte sich mit dem Handballen die Tränen weg. »Er hat Scott umgebracht.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Monk.
Ich hätte wahrscheinlich erst mal gefragt, wer denn überhaupt Merle Smetter ist, aber ich war ja auch nicht der Detective.
»Smetter hat auf seinem Dach ohne Erlaubnis eine Terrasse aus Rotholz und einen Whirlpool eingerichtet, und er feiert Partys ohne Ende. Der Lärm ist schon nervtötend, aber der Pool befindet sich direkt vor unserem Schlafzimmerfenster und blubbert und sprudelt den ganzen Tag vor sich hin«, sagte Criswell. »Daraufhin haben wir uns bei der Stadt über ihn beschwert, und jetzt muss er alles rausreißen.«
»Das hört sich nach einem kleineren Nachbarschaftsstreit an«, erwiderte Monk. »Das klingt nicht nach einem Mordmotiv.«
»Leute werden für Wechselgeld ermordet. Smetter muss hundertsechzigtausend Dollar hinblättern, damit das Dach in den Originalzustand zurückversetzt wird, und er gibt uns die Schuld«, sagte Criswell. »Und es könnte ihn noch teurer zu stehen kommen, wenn wir den Prozess gewinnen.«
»Sie haben ihn verklagt?«, fragte ich. »Wieso?«
»Wir sind Künstler, Grafikdesigner, und der Lärm raubt uns den Schlaf, was unserer Kreativität und unserem Geschäft schadet. Darum fordern wir von ihm eineinhalb Millionen Dollar Entschädigung für entgangene Einnahmen und für das absichtliche Zufügen von psychischem Schmerz. Aber der Betrag wird nun auf ein Vielfaches steigen. Ich leide jetzt unter extrem psychischem Schmerz.«
Wieder liefen ihm Tränen über die Wangen, und er begann zu schluchzen.
»Wo kann ich diesen Mr Smetter finden?«, wollte Monk wissen.
Criswell schniefte und zeigte dann anklagend auf den Mann, der in jeder beliebigen Menschenmenge sofort aufgefallen wäre.
Smetter sah aus wie eine Mischung aus einem Kobold und einem Frettchen. Er war kahlköpfig und hatte einen Bierbauch, und über den Hemdkragen quoll sein Brusthaar hervor. Dazu hatte er seinen Schnauzbart gewachst und an den Enden aufgerollt.
Und er war gerade mal eins fünfzig groß.
Um Scott Eggers niederzuschlagen, hätte Smetter ihn auf Stelzen angreifen müssen.
Monk und ich wechselten einen kurzen Blick. Er schien ebenfalls nicht überzeugt zu sein.
»Danke für Ihre Hilfe, Mr
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