Monk - 03
saß und Blut und Wasser schwitzte, überlegte Officer Milner im Streifenwagen dahinter, wie er sich entscheiden sollte. Eines war klar: So oder so würde sich sein Leben grundlegend verändern.
Dann aber siegte die Habgier über das Pflichtgefühl.
Oder um es nicht ganz so drastisch zu formulieren: Officer Milner konnte nicht der Versuchung widerstehen, seiner Familie jetzt ein besseres Leben zu ermöglichen. Eine Verhaftung dagegen hätte seine Situation nur geringfügig verbessert.
»Ich war mir sicher, dass er auf Verstärkung wartete«, sagte Herrin. »Aber dann stieg er aus, gab mir meinen Führerschein zurück und beließ es bei einer mündlichen Verwarnung. Können Sie sich so was vorstellen? Er hatte den Schuh gar nicht gesehen. Er wusste nicht, wer ich war.«
»Doch«, entgegnete Monk. »Das wusste er sehr wohl.«
»Warum hat er mich dann nicht verhaftet?«
»Es sprachen zweihundertfünfzigtausend Gründe gegen eine Verhaftung«, sagte Monk.
23. Mr Monk fühlt sich unwohl
Die Wachen ließen nicht zu, dass Herrin meine Schuhe mit in seine Zelle nahm. Aber ich wollte sie keinesfalls wieder anziehen, so viel war sicher. Ich wollte sie ja nicht einmal anfassen. Ich sagte den Wachleuten, sie sollten sie in den Müll werfen. Auf Strümpfen verließ ich das Gefängnis und ging zurück zu meinem Wagen.
Monk und ich desinfizierten unsere Hände mit Hilfe seiner Tücher, aber uns war klar, dass viel mehr nötig war, damit wir das Gefühl bekamen, wieder sauber zu sein.
Auf dem Weg zum Revier hielten wir an einem Schuhladen an, wo ich für zwanzig Dollar ein Paar Joggingschuhe kaufte, damit ich für den Rest des Tages etwas an den Füßen hatte. Mit Blick darauf, wie miserabel sie verarbeitet waren, hatte ich allerdings meine Zweifel, ob sie überhaupt so lange halten würden.
Dann begaben wir uns direkt zu Stottlemeyers Büro und ließen ihn und Disher wissen, was wir von Charlie Herrin erfahren hatten.
Stottlemeyer hörte geduldig zu, und als Monk geendet hatte, bat er Disher, ihm Milners persönliche Dinge zu bringen.
Disher verließ das Büro, um zur Asservatenkammer zu gehen.
»Wissen Sie, was ich nicht verstehe?«, fragte Stottlemeyer.
»Was?«, gab Monk zurück.
»Alles. Wie kann es sein, dass ich mir die gleichen Beweise ansehe wie Sie und nichts erkenne, während Sie hinsehen, den Mörder identifizieren und mir auch noch erzählen, was er zum Frühstück hatte?«
»Es ist eine Gabe und ein Fluch«, sagte Monk.
»Danke.«
»Ich rede von mir. Ich sehe zu viel. Sie können nach draußen gehen und den Tag genießen. Ich dagegen sehe alles, was nicht zusammenpasst, und ich kann es einfach nicht ignorieren.«
»Es macht Sie zu einem fantastischen Detektiv, Monk.«
»Aber mir entgehen viele schöne Tage.«
Disher kehrte mit einer Schachtel voller Plastikbeutel zurück, in denen sich alles befand, was Milner zum Zeitpunkt seiner Ermordung bei sich gehabt hatte.
Stottlemeyer durchwühlte den Karton, bis er den Beutel gefunden hatte, in dem sich der Block mit den Strafzetteln befand. Er öffnete den Beutel, zog den Block heraus und begann zu blättern.
»Hier ist es«, sagte Stottlemeyer, als er fündig geworden war. »Er hat den Strafzettel nicht komplett ausgefüllt, und er hat ihn auch nicht weitergeleitet, als er zurück aufs Revier kam. Alle Informationen sind hier notiert. Datum und Uhrzeit, Wagenmarke, Typ, Kennzeichen, Beschreibung des Fahrzeugs. Sogar Herrins Adresse.«
Er gab den Block an Monk, der nur einen flüchtigen Blick auf den Strafzettel warf.
»Aber wir haben noch immer nichts, was Gruber mit dem Mord an Milner in Zusammenhang bringt«, stellte Disher fest. »Das hier beweist nur, dass Officer Milner dem Fußteufel begegnet war.«
»Wer ist der Fußteufel?«, wunderte sich Stottlemeyer.
»Charles Herrin«, erklärte Disher.
»Er ist der Golden-Gate-Würger«, erwiderte der Captain. »Nicht der Fußteufel.«
»Für mich schon, Sir. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er so in die Annalen des Verbrechens eingehen wird.«
»Die Annalen des Verbrechens ?«, wiederholte Stottlemeyer.
»Die, die jeder liest«, antwortete Disher hastig.
»Nennen Sie mir wenigstens einen Titel, der sich den Annalen des Verbrechens widmet!«
»Ähm …«, stammelte Disher. »Zum Beispiel Die Annalen des Verbrechens .«
»Habe ich noch nie gesehen«, konterte Stottlemeyer.
»Gibt es an jedem Zeitschriftenstand. Sie müssen allerdings gründlich suchen … sehr gründlich … weil
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