Monk - 03
folgen konnten.«
»Simpel?«, kreischte ich. Ja, wirklich, ich kreischte. Ich bin nicht stolz darauf.
»Ja, simpel«, wiederholte er.
»Woher wusste Officer Milner, dass Charles Herrin der Golden-Gate-Würger war?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete er.
»Welchen Beweis haben Sie dafür, dass sich Milner und Gruber in den letzten acht Monaten wieder begegnet sind?«
»Gruber hätte sonst nicht das wissen können, was er wusste.«
»Das ist kein Beweis«, hielt ich dagegen. »Das ist eine Vermutung. Wie wollen Sie belegen, dass Milner die Morde aufgeklärt und Gruber eingeweiht hatte?«
»Das ist ein winziges Detail.«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, Mr Monk, aber ich halte das für ein sehr wichtiges Detail. Wie wollen Sie ohne dieses Detail Grubers Motiv für den Mord an Milner belegen?«
»Was glauben Sie, warum ich hier auf und ab gehe?«
»Es gibt nur zwei Leute, die Ihnen sagen könnten, was Sie wissen müssen: Milner und Gruber«, sagte ich. »Milner ist tot, und Gruber wird den Mund nicht aufmachen. Wo wollen Sie also den Beweis herbekommen?«
Monk ging weiter hin und her. Auf einmal sagte er: »Ich brauche ein Foto von Officer Milner. Können Sie mir das beschaffen?«
»Vermutlich ja. Wofür?«
Monk ging noch einmal hin und her. »Achtundzwanzig.«
»Haben Sie zu Ende gedacht?«
»Ja«, sagte Monk lächelnd. »Jetzt ist Zeit zum Handeln.«
22. Mr Monk geht ins Gefängnis
Der Besuch in einem Gefängnis ist der Abfertigung am Flughafen ziemlich ähnlich. Zunächst muss man durch einen Metalldetektor gehen, aber auch wenn man dort keinen Alarm auslöst, wird man anschließend von einem Wachmann nach Waffen abgesucht und abgetastet.
Es sei denn, man ist Adrian Monk.
Die Wachen im County-Gefängnis kannten ihn und wussten von seiner erheblichen Abneigung gegen Körperkontakte. Also gestatteten sie ihm etwas höchst Ungewöhnliches: Er durfte sich selbst abtasten.
Ja, Sie haben richtig gelesen. Er tastete sich vor den Wachen selbst ab. Das musste man mit eigenen Augen gesehen haben, sonst glaubte man es nicht.
Er verdrehte seinen Körper mal in diese, mal in jene Richtung, schlug sich auf seinen Körper, als würde er von Feuerameisen überrannt, während die Wachen das Schauspiel mit versteinerter Miene verfolgten.
Aber eines musste man Monk lassen: Er war gründlich.
»Oh-oh«, machte er, als er seine Jackentasche abtastete. Er schob die Hand hinein, als könne dort eine Mausefalle lauern, von der er nichts wusste, dann zog er ein einzelnes, glänzendes 25-Cent-Stück hervor. »Was habe ich mir nur dabei gedacht, so etwas in ein Gefängnis mitzubringen?«
»Was soll denn schon ein Quarter anrichten?«, fragte ich ihn.
Monk schüttelte den Kopf und sah die Wachen an. »Sie ist neu hier.« Dann schaute er wieder zu mir. »Diesen Quarter könnte man zu einer winzigen, aber todbringenden Pfeilspitze feilen.«
»Ich habe davon gehört, dass Gefangene Klingen feilen, aber von Pfeilspitzen habe ich noch nie was mitbekommen.«
»Es ist der ständigen Aufmerksamkeit dieser umsichtigen Wachleute zu verdanken, dass es bislang noch nicht dazu gekommen ist.« Monk legte den Quarter in das Schälchen, in dem sich seine Brieftasche und andere persönliche Dinge befanden.
Einer der großen Wachleute baute sich vor mir auf.
»Darf ich mich auch selbst abtasten?«, fragte ich.
Der Typ schüttelte den Kopf.
»Aber Mr Monk darf das doch auch.«
»Er ist auch ein Sonderfall«, sagte der Wachmann.
Dagegen war allerdings nichts einzuwenden, also ließ ich es über mich ergehen.
Wir wurden in einen fensterlosen Raum mit grauen Wänden geführt, in dem ein Metalltisch mit vier Stühlen stand, die alle am Boden festgeschraubt waren.
»Mir gefällt, was sie aus dem Zimmer gemacht haben«, sagte Monk.
Es war kein Sarkasmus, es gefiel ihm tatsächlich. Der Tisch stand in der Mitte des Raums, die vier Stühle waren so angeordnet, dass alles zusammen ein perfekt symmetrisches Ensemble ergab.
Monk ging ein paar Mal um den Tisch herum, um ihn zu bewundern und mit den Fingerspitzen flüchtig jede der vier Ecken zu berühren.
»Wunderschön«, sagte er. »Wie eine Skulptur. Ich möchte wissen, ob man mir so etwas auch nach Hause liefern würde?«
»Sie wollen Ihr Zuhause wie ein Gefängnis einrichten?«
»Erinnern Sie mich daran, dass ich nach dem Künstler frage, bevor wir gehen«, meinte er zu mir.
Die Tür wurde geöffnet, und die Wachen kamen mit dem in Ketten gelegten Charlie Herrin
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