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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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aufgestellt, kaum einen Meter weit weg. Damit würde er bereits in ihre individuelle Schutzzone eindringen, und allein schon das dürfte ihnen wenig behagen.
    Gino führte sie herein, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Die Arme verschränkte er über der Brust.
    «Bitte nehmen Sie Platz.» Magozzi deutete auf die pfeilgerade Stuhlreihe und sah mit stummer Genugtuung, wie sie sich instinktiv seinen albernen Versuchen psychologischer Manipulation widersetzten. Ohne auch nur einen Moment zu zögern und ebenfalls ohne auch nur ein Wort zu wechseln, schoben sie alle ihre Stühle um mindestens einen Meter nach hinten und gruppierten sie im nicht genehmigten Halbkreis: Grace MacBride in der Mitte, die anderen fächerförmig links und rechts, um sie zu schützen. Er fragte sich, ob sie wohl merkten, wie offensichtlich das war.
    Wenigstens betrachteten sie die Fotos, und zwar alle. Der zwanzigjährige Seminarstudent, dem das Joggen zu einer tödlichen Freizeitbeschäftigung geworden war und dessen jugendliche Gesichtszüge noch so heiter und gelassen wirkten, wie sie es wohl auch zu Lebzeiten gewesen waren; Wilbur Daniels, dessen breites und schwammiges Gesicht auf dem Autopsietisch trügerisch unschuldig aussah, und schließlich, ganz besonders beunruhigend, das siebzehnjährige russische Mädchen, das herzzerreißend kindlich aussah, nachdem alles Make-up entfernt worden war. Rambachan hatte das höchst liebevoll und mit größter Sorgfalt getan, bevor die Mutter gekommen war, um ihre Tochter noch ein letztes Mal zu sehen.
    Grace MacBride betrachtete jeweils für eine geraume Weile stumm ein Bild nach dem anderen, als würde sie sich dazu zwingen, ja als schuldete sie es ihnen. Die anderen ließen nur einen schnellen Blick über die Tafel schweifen. Ein Masochist befand sich wohl nicht unter ihnen. Außer Roadrunner vielleicht.
    Auch die Fotos von den realen Tatorten hatte man auf der Tafel angebracht, furchteinflößende Duplikate der Tatortfotos im Computerspiel, und Roadrunner konnte seinen Blick nicht von der jungen Frau auf dem steinernen Engel abwenden, denn zweifellos erinnerte er sich daran, wie er an jenem Abend eben dieselbe Position eingenommen und dadurch gleichsam das Szenenbild für die Mordtat gestaltet hatte. «Mein Gott, mein Gott», sprach er in sich hinein und sah dann weg.
    Annie Belinsky warf Magozzi einen von Hass erfüllten Blick zu. «Billiges Manöver, Detective.» Er gab sich nicht einmal Mühe, den Unschuldigen zu spielen. «Sie haben die Bilder vorhin gar nicht bemerkt?»
    «Klar haben wir sie bemerkt.» Sie schürzte zornig die orangefarbenen Lippen. «Aber sie haben uns nicht direkt angestarrt.»
    «Möchten Sie vielleicht, dass ich die Tafel umdrehe, damit Sie die Fotos nicht länger sehen müssen?» Harley Davidson bewegte seinen massigen Körper, und dabei quietschte seine Ledermontur. «Ich persönlich möchte nur, dass Sie verdammt nochmal sagen, was Sie zu sagen haben, damit wir uns hier abseilen können, um uns wieder an die Arbeit zu machen, diesen Kerl aufzuspüren.» Magozzi hob die Augenbrauen. «Gut. Ziehen wir also alle an einem Strick.» Er sah einen nach dem anderen an, und zwar in aller Ruhe, sodass das Schweigen andauerte und sie hineinlesen konnten, was sie wollten. Es war totenstill im Raum. «Ich werde Ihnen den Fall erläutern, wie wir ihn sehen, und danach werden Sie sich entscheiden müssen, ob Sie unsere Fragen beantworten wollen oder nicht. Mit der Entscheidung werden Sie dann leben müssen.»
    «Was, keine Daumenschrauben?», fragte Mitch Cross sarkastisch.
    «Daumenschrauben benutzen wir schon lange nicht mehr, Arschloch», schnauzte Gino von der Tür her und bestätigte damit endgültig, dass er und Mitch Cross wahrscheinlich nie Bowlingpartner werden würden. «Die wirken nicht schnell genug.» Magozzi sah warnend zu ihm hinüber und wandte sich dann wieder den anderen zu. «Die Sache ist, Sie alle sind zu sehr in diesen Fall verstrickt, und je länger es dauert, desto mehr Alarmglocken läuten. Anfangs dachten wir noch, es sei eine einfache Geschichte. Dass es da draußen vielleicht einen Irren gab, der Ihr Game spielte und seinen Spaß daran hatte, es in die Realität umzusetzen. Dann stellten wir fest, dass keiner von Ihnen derjenige ist, der zu sein er vorgibt, und dass es irgendwas in Ihrer Vergangenheit gibt, das Sie verbergen. Wir wissen nicht, ob Sie Kriminelle auf der Flucht oder Opfer im Versteck sind oder gar beides. Vielleicht werden Sie unter

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