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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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angeschaut, die es übers Wochenende im County gegeben hat, unsere und auch die von der Highway Patrol; einfach nur auf die abwegige Chance hin, dass jemand einen Raser mit wirrem Blick und blutbesudelter Kleidung angehalten hat. Nichts. Ich hab die Strafmandate beiseite getan, bei denen außer dem Fahrer niemand sonst im Auto war, falls wir später etwas finden, was wir gegenchecken wollen, aber ich muss dir sagen, ich hab das Gefühl, dass wir hier nichts als heiße Luft fabrizieren.»
    «Entschuldigung?» Sharon klopfte leicht an den Türrahmen und trat dann sofort ein.
    «Haben Sie es sich anders überlegt, was die Aushilfen betrifft?» Sie schleifte einen Stuhl aus der Ecke neben den von Bonar.
    «Die Aushilfen … ? Oh nein, natürlich nicht.» Sie setzte sich und zog ein kleines Notizbuch aus der Brusttasche. «Ich hab die Schule von dem Kid gefunden.» Halloran warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sah dann Sharon ungläubig an. «Auf der Liste standen hunderte Schulen, und Sie wollen die richtige innerhalb von einer Viertelstunde gefunden haben?»
    «Nein, ich habe dazu nur ungefähr fünf Minuten gebraucht.
    Die restliche Zeit habe ich mit den dortigen Leuten telefoniert.» Bonar und Halloran bekamen beide kaum mehr den Mund zu. Sie zuckte die Achseln, wirkte sogar ein wenig verlegen. «Ich hab eben Glück gehabt.»
    «Glück?» Bonars dicke Brauen schnellten in die Höhe.
    «Glück nennen Sie das? Heiliger Strohsack, ich bitte Sie, Lady, streichen Sie mir über den Kopf, damit ich losgehen und mir ein Lotterielos kaufen kann.» Sharon kicherte verhalten, und Halloran stellte fest, dass er zum ersten Mal so liebenswerte Töne von ihr hörte. Ebenso sympathisch wie attraktiv. «Ich sagte Ihnen doch, dass Sie mir die falsche Liste gegeben haben, Mike, und da hab ich mir eben selbst eine Liste zusammengestellt … Die alte wollen Sie doch nicht zurück, oder? Die wog ja fast eine Tonne. Ich hab sie auf den Müll geworfen.» Halloran schüttelte langsam den Kopf und gab sich alle Mühe, nicht hoffnungslos dämlich auszusehen.
    «Nachdem Bonar mir von diesen Hölleneltern erzählt hatte, stellte ich mir jedenfalls vor, dass sie ihr Kind bestimmt nicht in ihrer Nähe haben wollten, und da gab es nur eins: Internat.
    Ein katholisches, ganz klar, weil sie doch solche religiösen Freaks waren, und dazu so weit von New York City entfernt wie nur möglich, aber innerhalb der Staatsgrenzen, damit sie immer noch die staatlichen Zuschüsse bekamen und obendrein steuerliche Vergünstigungen. Und ob Sie es glauben oder nicht, von solchen Internaten gibt es gar nicht so viele.» Sie hielt inne, um Luft zu holen, und klappte ihr eigenes kleines Notizbuch auf. «Und dann hatte ich eben Glück. Ja, es war eine kurze Liste, aber schon der zweite Anruf war ein Volltreffer.» Sie ließ das Büchlein auf Hallorans Schreibtisch fallen und drehte es um, als hielte sie es für möglich, dass er tatsächlich ihre Schrift entziffern konnte.
    «Ist das Steno?» Sie sah ihn erbost an und beugte sich vor, um in das Buch zu schauen. «Nein, das ist kein Steno. Das ist doch eine absolut leserliche Handschrift, oder?» Sie tippte mit dem Finger auf das Gekritzel. «Saint Peter's School of the Holy Cross in Cardiff. Das ist eine Kleinstadt in der Region Finger Lakes.
    Die Äbtissin ist seit den sechziger Jahren dort, und kaum hatte ich die Bradfords erwähnt, wusste sie schon ganz genau, wovon ich sprach. Erinnerte sich an das Kind, weil es während der zwölf Jahre, die es dort verbrachte, nicht ein einziges Mal von seinen Eltern besucht wurde.» Sie verstummte und sah die beiden Männer an. Danach sprach sie leiser weiter. «Nicht ein einziges Mal.»
    «Guter Gott», stammelte Bonar, und dann blieben alle drei einen Moment lang stumm. «Erzählen Sie weiter», bat Halloran schließlich. «Haben Sie ein passendes Pronomen herausgefunden?» Sharon nickte gedankenverloren und sah dabei aus dem Fenster. «Er. Ein kleiner Junge namens Brian. Fünf Jahre alt, als sie ihn einfach zurückließen.» Halloran wartete ab, bis sie ihre Emotionen wieder im Griff hatte, und er wusste genau, dass es nicht lange dauern würde.
    Man könne es sich nicht leisten, in Mitgefühl zu versinken, wenn man mit misshandelten Kindern arbeite, hatte sie ihm einmal erklärt. Das lähmte und machte jede effektive Ermittlungsarbeit unmöglich. Zwei Sekunden später blickte sie ihn wieder an, und ihre braunen Augen waren wach und konzentriert. Er dachte, dass sie ihm

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