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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Seitentür, das einen Streifen verblassendes Lichts hereinließ. Ansonsten herrschte beinahe absolute Dunkelheit.
    Die Waffe zu ziehen, bevor sie aus dem Wagen stieg, war für Grace schon so zur Routine geworden, dass sie keinen Gedanken darauf verschwendete. Während der fünf Jahre, die sie bereits in dem Haus wohnte, hatte sie nicht ein einziges Mal die Garage verlassen, ohne ihre Neun-Millimeter in der rechten Hand zu halten, an den Körper gepresst aus Rücksicht auf Nachbarn, die wohl kaum Verständnis für ihre Bewaffnung aufgebracht hätten.
    Sie gelangte an die Seitentür, blickte zum schmalen Fenster hinaus auf ein Stück Hof zwischen Garage und Haus, drückte dann sechs Zahlen auf der kleinen Tastatur direkt neben der Tür und hörte gleich darauf, wie sich der schwere Riegel mit einem lauten Geräusch löste. Sie trat ein und blieb kurz stehen, hielt den Atem an, lauschte und sah sich um. Alle ihre Sinne waren darauf gerichtet, Ungewöhnliches zu entdecken. Sie hörte, wie ein vorbeifahrendes Auto trockene Blätter auf der Straße aufwirbelte; den wummernden Bass einer Stereoanlage irgendwo weiter unten an der Straße; das leise Zwitschern der Spatzen, die sich langsam zur Nachtruhe begaben. Nichts Ungewöhnliches. Kein falscher Ton.
    Als sie schließlich beruhigt war, zog sie die kleine Tür hinter sich zu und hörte den leisen Piepton, mit dem die Alarmanlage anzeigte, dass sie aktiviert war. Neunzehn schnelle Schritte auf einem schmalen Betonpfad, der von der Garage zur Eingangstür führte, die Augen überall, die Handfläche feucht auf dem geriffelten Griff der Neun-Millimeter, und dann war sie angelangt, schob die rote Karte in den Schlitz, öffnete die schwere Vordertür, trat ein und schloss die Tür hastig hinter sich. Sie hatte die Luft angehalten und atmete endlich aus, als Charlie ihr entgegenkam, den Bauch auf dem Boden, den Kopf unterwürfig gesenkt. Mit dem Stummel, den er gewiss noch als Schwanz in Erinnerung hatte, versuchte er wedelnd den Boden zu wischen.
    «Mein Alter.» Sie lächelte und schob die Waffe ins Halfter, bevor sie sich hinkniete, um das drahthaarige Wunderwesen in die Arme zu nehmen. «Tut mir Leid, dass ich so spät bin.» Zur Strafe leckte er ihr hemmungslos das Gesicht und raste anschließend den kurzen Flur hinunter zur Küche. Dann hörte man kurz, wie seine Krallen auf dem Linoleum nach Halt suchten, und gleich darauf kehrte Charlie in gestrecktem Galopp zurück, die Leine im Maul.
    «Tut mir Leid, Kumpel. Wir haben nicht genug Zeit.» Charlie sah sie an, öffnete langsam das Maul und ließ die Leine zu Boden fallen.
    «Es wird auch bald dunkel», erklärte sie ihm.
    Der Hund reagierte mit der deprimiertesten Miene, die er aufzusetzen vermochte.
    Zischend sog Grace zwischen den Zähnen Luft ein. «Keine Spaziergänge im Dunkeln. Unsere Abmachung, das weißt du doch.» Der abgenagte Schwanzstummel bewegte sich schnell hin und her.
    «Nee, nee. Kann ich nicht machen. Sorry. Tut mir wirklich Leid.» Er bettelte niemals. Er winselte niemals. Er blickte niemals fragend, denn all das hatte man Charlie mit Schlägen ausgetrieben, bevor er zu ihr gekommen war. Er ließ sich jetzt einfach auf dem Orientläufer zusammensacken und legte den Kopf auf die Vorderpfoten, wobei er mit der Schnauze die scheinbar nutzlose Leine anstupste. Grace ertrug es nicht mehr.
    «Du bist ein durchtriebenes Schlitzohr.» Der Stummelschwanz bewegte sich, fast unmerklich. «Wir müssten aber den ganzen Weg nach da unten rennen.» Schon hatte sich der Hund aufgesetzt.
    «Und wir können auch nicht lange unterwegs sein.» Charlie öffnete das Maul zu einem ans Herz gehenden Lächeln, und seine Zunge fiel heraus.
    Grace beugte sich vor, um die Leine an seinem schweren Halsband zu befestigen, und spürte dabei das erwartungsvolle Zittern des Hundes unter ihren Fingerspitzen. Aber mehr als das: Es bewegten sich auch die selten benutzten Gesichtsmuskeln, die ihre Mundwinkel nach oben zogen. «Wir bringen einander zum Lächeln, stimmt's, Junge?» Ein wahres Wunder. Für sie beide.       
    Die kurze Strecke zum kleinen Park legten sie im Laufschritt zurück, wobei die Schöße von Graces Staubmantel im selben Rhythmus flatterten wie Charlies Ohren. Ihre Stiefelabsätze klapperten auf den Betonplatten des Gehsteigs.
    Der letzte schwache Schein der untergehenden Sonne flackerte zwischen den dicht aneinander stehenden Häusern, und das stotternde Flimmern wie bei einem alten Stummfilm irritierte Graces

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