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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Schmerzen nicht. Er hätte die Strecke zweimal, vielleicht auch drei- oder viermal zurücklegen sollen, bis der Schmerz voll entfacht war, die Welt sich orangerot färbte und alle Geräusche in seinem Kopf abrupt und wunderbarerweise verstummten.
    «Pass doch auf, wo du hinführst, Arschloch!» Er war etwas über die gelbe Linie hinausgeraten, welche die Fahrradspur vom restlichen Verkehr trennte, und hatte sich bis auf Zentimeter dem blitzend schwarzen Lack eines nagelneuen Mercedes genähert. Langsam wandte er den Kopf zur Seite und richtete den Blick seiner hellen Augen auf das rote Gesicht des Mannes am Steuer. Er strampelte neben der Limousine her und ließ den Mann nicht mehr aus den Augen, während Fahrrad und Wagen mit einer Geschwindigkeit von fast vierzig Kilometern die Stunde Seite an Seite die Washington Avenue hinunterfuhren.    
     
    Ein Anflug von Unsicherheit breitete sich auf dem zornigen Gesicht des Mannes aus und brachte die kleinen Tränensäcke unter seinen Augen zum Vibrieren. Er ließ den Kopf ruckartig nach vorn schnellen, blickte danach zur Seite auf Roadrunner und abermals jäh nach vorn. «Irrer Dreckskerl», fluchte er, ließ das Fenster auf der Beifahrerseite elektrisch nach oben fahren und gab Gas, um Roadrunner davonzufahren.
    Der trat nur kräftiger in die Pedale und war sofort wieder gleich auf. Mit ausdrucksloser Miene fixierte er den Mann, als sie bei Grün die Portland Avenue überquerten. Er schaltete in den ersten Gang zurück, um das Treten zu erschweren, und hätte beinahe gelächelt, als dadurch die Schmerzen in seinen Oberschenkeln aufloderten und er sah, wie die Unsicherheit in der Miene des Mannes zu Angst wurde.
    Hör auf, mich anzustarren, du abgemagerter Freak, hast du mich gehört? Hör auf, mich anzustarren, oder es wird dir gleich Leid tun, das schwör ich … Die Stimme in seinem Kopf war so laut und so deutlich, dass sie die Jahre zwischen damals und heute ausradierte und sich Roadrunners Augen schlossen, damit sie nicht mehr sahen, wie der Hammer heruntersauste, wieder und wieder.
    Als er sie wieder aufschlug, war der Mercedes schon lange fort, und er stand an einer roten Ampel, das Fahrrad zwischen den Beinen. Er blickte nach unten auf gekrümmte und knotige Finger, die aussahen wie nachlässig hingeworfene Mikadostäbchen. «Ist ja gut.» Sein Flüstern wurde vom Verkehrslärm verschluckt, von Pfiffen und den mahlenden Schaltgeräuschen eines Stadtbusses. «Ist ja gut jetzt.» Er bog nach rechts ab und fuhr in Richtung der Hennepin Avenue Bridge. Unter deren Beton und Stahl sah er den herbstlichen Mississippi träge nach Süden fließen. Hier wirkte das Wasser grau, was Roadrunner eigenartig vorkam, denn es war vorher noch so blau gewesen. Aber klar, das war ja flussabwärts am Anleger des Raddampfers gewesen, und vielleicht waren da auch noch keine Wolken aufgezogen ­ er konnte sich nicht erinnern.
    Es war schon fast sechs, als Grace den Range Rover in die kurze Auffahrt lenkte und dicht vor dem Garagentor zum Stehen brachte. Nur noch weniger als eine Stunde Tageslicht und keine Zeit mehr, um mit Charlie den täglichen Lauf zum Park am nächsten Häuserblock zu machen. Sie fragte sich, wie sie ihm das erklären sollte.
    Sie tippte den Code in den kleinen Sender auf der Sonnenblende und schaute zu, wie sich das mit Stahl verkleidete Garagentor hob. Im Inneren der kleinen Garage schaltete sich eine Reihe Deckenlampen automatisch an und erleuchtete den Raum. Das Licht warf keine Schatten, und es gab auch keine Verstecke.
    «Würde erheblich billiger werden, wenn ich die Stromschiene für die Lampen auf einem dieser Querbalken verlegen könnte, Ms. Sie da oben unterm First anzubringen wird eine Heidenarbeit.» Dummkopf. Hatte nicht daran gedacht, dass der Raum über den Querbalken dunkel bleiben würde, wenn man die Lampen unter den Querbalken anbrachte, und dass da oben jemand kauern könnte, versteckt und sprungbereit.
    Sie hatte sehr an sich gehalten, um ihm nicht auf den Kopf zuzusagen, was für ein Idiot er war. Stattdessen hatte sie nur gelächelt und ihn höflich gebeten, sich mit der Garage zu beeilen. Bevor sie einziehen könne, habe er noch jede Menge andere Elektroarbeiten zu erledigen. Als der Range Rover sicher in der Garage stand und sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, drückte sie eine weitere Taste auf der Sonnenblende und schaltete damit das Flutlicht aus. Es gab nur ein Fenster in dem kleinen Gebäude ­ ein schmales neben der

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