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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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schnalzte mitfühlend.
    Als die Gäste eintrafen, postierten sie sich jeweils an einer der beiden Gangways, beobachteten Chiltons Leute bei der Überprüfung und schauten sich jede einzelne Person, die an Bord kam, äußerst genau an. Kolossale Zeitverschwendung, dachte Freedman, den es im Wollsakko fröstelte, während er die Parade der reichen und noch reicheren Leute des Bundesstaates abnahm, die an einer Phalanx bewaffneter Männer mit Metalldetektoren vorbeimarschierten, als täten sie das jeden Tag. Vielleicht taten sie es ja. Wie sollte er das wissen? Als der Dampfer schließlich ablegte und sich auf den Fluss hinausbewegte, begannen er und McLaren mit den Runden, die sie festgelegt hatten, von Deck zu Deck, abwechselnd einmal außen und dann innen. Trotz der Kälte stellte Freedman nach einigen Runden fest, dass es ihm draußen mehr behagte als drinnen. Man schicke einen schwarzen Zwei-Meter-Mann in einem billigen Anzug auf einen Dampfer mit einer Horde Weißer aus den «Fortune 500», dann wird es nicht lange dauern, bis irgendeine hirnlose Braut, die mehr als sein Jahresgehalt am Hals baumeln hat, ihn anweist, die Wasserkaraffe nachzufüllen. Das geschah viermal während der ersten Viertelstunde, und seine Geduld war inzwischen so erschöpft wie sein Selbstwertgefühl angekratzt.    
     
    «He, Freedman.» McLaren kam aus der Tür des Zwischendecksalons, als er hineinsteuerte. «Ich wollte dich gerade holen … Was ist denn los mit dir?»
    «Die Leute bestellen ständig Drinks bei mir ­ das ist mit mir los.»
    «Arschlöcher. Scheiße, vergiss sie einfach.» Er zog Freedman nach drinnen und schlängelte sich mit ihm zwischen den Tischen hindurch zur Tanzfläche. Die Whipped Nipples befanden sich auf diesem Deck und spielten gerade etwas, das nach einem klassischen Walzer mit Salsa-Beat klang. Es hätte Freedman vielleicht gefallen, wenn nicht der dämliche Name der Band gewesen wäre.
    «Mit dir tanze ich nicht, McLaren. Du hast zu kurze Beine.»
    «Entspann dich, Freedman. Ich bring dich doch nur zur Futterkrippe. Hammond hat hinten in der Küche speziell für uns Sicherheitsleute ein Büffet aufbauen lassen.»
    «Ja?»
    «Ja. Keine Bratwurst drauf, sondern nur Kaviar und Hummer und so'n Scheiß, aber ist gar nicht schlecht.» Kapitän Magnusson machte seine obligatorischen Runden durch die Salons, lächelte, beantwortete Fragen, war ganz der Kapitän. Freedman fragte sich, wer wohl den Dampfer steuerte.
    «Alles zu Ihrer Zufriedenheit, Detectives?», fragte er, als sie an ihm vorbeikamen.
    «Alles tadellos», salutierte McLaren und blickte auf einen feuchten rosa Fleck auf dem Kragen des Kapitäns.
    «Rosa Champagner», gestand der alte Mann und betupfte den Fleck mit einem schneeweißen Taschentuch. «Ich hatte einen unglücklichen Zusammenstoß mit einer reizenden jungen Frau und einem randvollen Glas.»
    «So ein Pech aber auch.»
    «Würde ich gar nicht sagen. Es war eher ein erhebendes Gefühl, denn sie traf mich mit dem Bug. Frontal.» Der alte Mann konnte noch ziemlich frivol grinsen. «Jetzt bin ich gerade auf dem Weg, das Hemd hier in ein Waschbecken mit kaltem Wasser zu tauchen und mir ein anderes anzuziehen. Bis später dann, meine Herren.» Freedman und McLaren sahen ihm nach, wie er zur vorderen Tür des Salons ging, und setzten dann an der Tanzfläche vorbei ihren Gang ans Büffet fort.
    Gleichzeitig blieben sie stehen.
    «McLaren?»
    «Ja?»
    «Die Toiletten sind doch hinten.»
    «Stimmt.»
    «Er ist nach vorn gegangen.»
    «Genau. Zu seiner Kabine.»
    «Und wo will er sein Hemd einweichen?» McLaren schloss die Augen und sah die winzige Kabine mit dem einen Stuhl, dem Buch und der schmalen Wandschranktür vor sich ­ aber die Ersatzuniform hing an einem Haken an der Wand, und warum hätte er sie dort aufhängen sollen, wenn er doch einen Wandschrank besaß. «Scheiße», hauchte er, und dann bewegten sich beide, so schnell sie konnten, ohne richtig loszurennen, schlängelten sich nochmals zwischen den Tischen hindurch und ließen an der Tür eine Schar kichernder Brautjungfern erschreckt auseinander stieben. Dann nach draußen in die bittere Kalte, nach rechts, und sie fingen beide zu rennen an, der kleine Ire und der große Schwarze, um so schnell wie möglich die Kabine des Kapitäns zu erreichen.
    Tommy Espinozas Schicht war schon seit drei Stunden zu Ende, aber er saß noch immer an seinem Arbeitstisch, schlürfte kalten Kaffee und hämmerte Befehle in die Tastatur des Computers.

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