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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Nach elf Stunden am Monitor brannten ihm die Augen, aber dagegen hatte Gott ja Visine-Tropfen geschaffen.
    Er griff in die orangefarbene Kürbislaterne aus Plastik, die ihn von der Ecke seines Tisches her angrinste, und fischte einen Mini-Snickers heraus. «Na, komm schon, komm …» Er fuhr sich mit der Hand durch das schwarze Haar. Er wartete darauf, dass sein Computer endlich mit ihm redete. Und das tat er schließlich auch ­ indem er einen schrillen Warnton von sich gab.
    «Mist», reagierte Espinoza, und schon tanzten seine Finger wieder über die Tastatur.
    «Hast du was für mich, Tommy?» Magozzi stand in der Tür, eine leicht lädierte Ledertasche über der Schulter.
    Tommy ließ den Monitor nicht aus den Augen, sondern winkte Magozzi nur heran. «Sieh dir das hier mal an, Leo. Ich bin da bei diesen Monkeewrench-Typen auf was echt Abgefahrenes gestoßen.»
    Als Freedman und McLaren schließlich in die Kabine von Kapitän Magnusson stürzten, hatte der alte Mann bereits die Schiebetür zu seinem Privatklo beiseite geschoben und taumelte wieder rückwärts. Der Lehnstuhl erwischte ihn in den Kniekehlen, und Magnusson plumpste rücklings auf das Möbel. Er hatte die Augen weit aufgerissen und atmete in kurzen Stößen. McLaren kümmerte sich um ihn, während Freedman einen ersten Blick in die Toilette warf.
    Kleiner wäre es nicht möglich gewesen, und alles war aufs Minimalmaß reduziert, wie es nun mal auf allen Schiffen ist.
    Ein winziges Handwaschbecken aus rostfreiem Stahl, ein Miniaturspiegel, eine Duschkabine, in die sich Freedman kaum hätte quetschen können. Nur der Toilettensitz war normal groß, ebenso wie der Mann, der darauf saß. Er trug einen Anzug, war aber von der Taille abwärts nackt. Die Hosen häuften sich zerknüllt um seine Füße, die feisten weißen Knie waren weit gespreizt, die Hemdzipfel baumelten zwischen schlaffen Oberschenkeln. Sein Kopf lehnte an der rückwärtigen Wand, als ruhe sich der Mann nur aus. Aber diesmal hatte der Täter keine saubere Arbeit geleistet. Vom Einschussloch auf der Stirn des Mannes hatten Rinnsale von Blut ihren Weg links und rechts der Nase bis in die Mundwinkel gefunden, wo sie die Fältchen füllten, bevor sie den Hals hinuntergesickert waren und den Kragen seines weißen Hemdes rot gefärbt hatten.
    Freedman hatte genügend Opfer von Schussverletzungen gesehen, um zu wissen, dass dieser Mann nicht sofort gestorben war. Ihm mussten einige Herzschläge geblieben sein, um noch all das Blut aus dem relativ kleinen Loch in der Stirn zu pumpen.
    Er trat zur Seite, damit McLaren einen Blick durch die schmale Türöffnung werfen konnte.
    «Heilige Scheiße!», stieß McLaren geschockt aus. «das glaub ich nicht. Kapitän? Wann waren Sie zum letzten Mal auf dem Klo?«
    Kapitän Magnusson sah von seinem Stuhl auf. Er blinzelte hektisch. «Du liebe Zeit. Ähm, gestern, glaub ich. Nein, Moment. Gestern sind wir doch gar nicht gefahren. Also wohl vorgestern.» Freedman und McLaren wandten sich wieder dem Toten zu. «Das Blut ist getrocknet», kommentierte Freedman. «Ist also nicht während unserer Wache passiert.»
    «Was bedeutet, dass er sich hier drinnen befunden haben muss, als wir vorhin die Kabine überprüft haben.» Freedmans großer Kopf bewegte sich bedeutungsvoll auf und nieder. «Noch schlimmer.» Magozzi und Espinoza saßen total entgeistert vor dem Monitor.
    «Einfach unglaublich», sagte Tommy. «Ich hab in meinem ganzen Leben noch keine Firewalls wie diese gesehen.»
    «Und du kannst nichts über die rauskriegen, die dahinter stecken?»
    «Was die letzten zehn Jahre betrifft, kann ich dir alles verschaffen, was du willst. Steuerrückzahlungen, Arztberichte, Vermögenserklärungen, Mann, ich könnte dir fast sagen, wann die aufs Scheißhaus gegangen sind. Aber davor ­ nada.» Tommy warf sich auf seinem Stuhl zurück. «Keine Aufzeichnungen über Jobs, keine über Schulbesuche oder Studium, ja nicht einmal Geburtsurkunden. Praktisch hat bis vor zehn Jahren keiner dieser Leute existiert.»      
    «Das ist doch unmöglich.»
    «Anscheinend nicht. Auf Anhieb würde ich mal die Vermutung wagen, dass die Leute sich einfach gelöscht haben.»
    «Das kann man machen?» Tommy zuckte mit den Achseln, schnappte sich einen Kartoffelchip aus der offenen Tüte auf seinem Arbeitstisch, stopfte ihn in den Mund und redete trotzdem weiter.
    «Theoretisch auf jeden Fall. Fast alles ist inzwischen computerisiert. Und wenn es in einem Computer gespeichert ist,

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