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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Braut war untröstlich, Speisen im Wert von fünfundzwanzigtausend Dollar würden in einem Obdachlosenasyl in der Stadt verteilt werden, und Hammonds illustre Gäste waren in einen Salon an Bord gepfercht worden, um verhört zu werden «wie gemeine Verbrecher». So hatte sich Hammond gegenüber Magozzi ereifert.
    Magozzi klopfte sich noch immer selbst auf die Schulter, weil er während Hammonds Tirade die Zunge im Zaum gehalten hatte, aber als der Scheißkerl anfing, über polizeiliche Inkompetenz zu wettern, hatte er sich verabschiedet, bevor er noch etwas wirklich Unstatthaftes sagte, wie zum Beispiel «Ich hab Sie doch gewarnt, Sie dämliches und arrogantes Arschloch».
    Jetzt befand er sich fünfzig Meter entfernt von dem kontrollierten Chaos, das auf der Nicollet herrschte, starrte in das tintenschwarze Wasser des Mississippi und fragte sich, wie sie verdammt nochmal ein Wesen fassen sollten, das in einer Cyberwelt lebte und in dieser realen Welt mordete.
    Er blickte hinaus über den Fluss und sah eine Million Verstecke zwischen den vielen Bäumen, im Unterholz, in den Spalten der zerklüfteten Felsen und in den undurchdringlichen Schatten. Der Dreckskerl könnte sich in diesem Augenblick durchaus irgendwo dort versteckt halten, ihn beobachten und sich ins Fäustchen lachen. Aber das glaubte Magozzi nicht.       
    Mit einem tiefen Seufzer warf er einen letzten Blick aufs Wasser und machte sich dann auf den Weg zu der Barriere aus Streifenwagen, die aufgereiht Seite an Seite auf dem Parkplatz standen. Die blauen und roten Lichter blitzten noch immer in kurzen Intervallen auf und badeten die Nicollet in das Licht eines zuckenden Regenbogens aus Blut und blauen Flecken.
    Gino hatte sich endlich aus dem Tumult auf dem Dampfer wegschleichen können und duckte sich unter dem flatternden Absperrband hindurch, um zu ihm zu gelangen. Für eine Temperatur von fünf Grad minus war er übertrieben angezogen: gesteppter Daunenparka, mit Pelz gefütterte Mütze und dicke Schneemobilhandschuhe, die noch bei 50 Grad unter Null wärmen würden. Zwei Kriminaltechniker folgten ihm mit einer Trage, auf der ein schwarzer Beutel mit Reißverschluss lag.
    «Hast du vor, nachher noch auf eine Antarktisexpedition zu gehen?», fragte Magozzi. Gino bedachte ihn mit einem bösen Blick. «Ich bin es leid, mir die Eier abzufrieren. Wir haben doch erst Oktober, verflucht nochmal. Wo ist bloß der gute alte Altweibersommer geblieben? Ich schwör's euch, ich zieh in den Süden. Ich hasse diesen Scheißstaat. Nächste Woche stehen die Halloween-Gören in Skianzügen vor der Tür, und jedes Mal, wenn du die Tür aufmachst, hast du wieder hundert Dollar Heizkosten verschwendet ­» Magozzi unterbrach eine Schimpfkanonade, die bis zum nächsten Frühling hätte dauern können. «Und was haben wir?» Ginos Stoßseufzer kam von ganzem Herzen und ließ die Luft um seinen Kopf herum zu weißen Wölkchen gefrieren.
    «Immer dasselbe, immer dasselbe. Ein höllischer Albtraum.
    Was willst du zuerst hören, Gerüchte oder Fakten?»
    «Die Gerüchte. Die Wahrheit tut zu sehr weh.»
    «Also schön: Der Bürgermeister hat sich das Kreuz verrenkt, als er sich zu tief bückte, um Hammond in den Arsch zu kriechen ­ mit der Entschuldigung, ob du's verdammt glaubst oder nicht, dafür, ein solches Tohuwabohu verursacht zu haben. Dämlicher Mistkerl.»
    «Welcher von beiden?» Gino setzte ein fieses Grinsen auf. «Gute Frage. Jedenfalls hat sich der Bürgermeister dann schon sehr bald von besagtem Rückenleiden wieder erholt, um gegenüber seinem wichtigsten Wahlkampfmäzen noch rechtzeitig das Gesicht zu wahren, indem er frei heraus McLaren und Freedman dafür tadelte, dass sie ­ ich zitiere ­ ‹diese grässliche Tat nicht verhindert haben›.»
    «Das ist doch nicht dein Ernst, oder?»
    «Und ob es das ist. Gottverdammtes Politikerarschloch.
    Unsere Jungs haben sich aber gut gehalten. Standen einfach nur da und haben es über sich ergehen lassen.»
    «Himmel auch. Erinnere mich, ihnen ein paar Stunden gutzuschreiben und Gefahrenzulage zu geben, sobald wir den Arbeitseinsatz für die Sache hier abrechnen.»
    «Ich finde, Tapferkeitsmedaillen wären angemessener.» Magozzi sah auf und erkannte Red Chilton und zwei von dessen Leuten, die gemeinsam den Dampfer verließen. Sogar Red, den normalerweise nichts aus der Fassung bringen konnte, sah ziemlich mitgenommen aus. Magozzi hätte nicht einmal für alles Gold in Fort Knox mit dem Mann tauschen wollen.

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