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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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ihres Vermögens schien es etwas eigenartig, dass sie hier lebte.
    Wieso wohnte eine Multimillionärin in einem winzigen einstöckigen Haus mit separater Garage? Noch ein Widerspruch für seine Sammlung von Ungereimtheiten.
    Er parkte auf der gegenüber liegenden Seite der Straße und beobachtete eine Weile das Haus. Im Auto war es so kalt, dass ihm der Atem gefror. Undurchsichtige Rouleaus verwehrten hinter allen Fenstern den Einblick, und einzig ein extra starker Scheinwerfer tauchte den winzigen und nicht gestalteten Vordergarten in Flutlicht.
    Keine schmückenden Blumenbeete, keine Ziersträucher, keine dekorative oder einladende persönliche Note ­ nur Betonplatten auf dem Weg zu einer schweren fensterlosen Tür.
    Er stellte den Motor ab und kletterte aus dem Wagen, nicht ohne den Kragen seiner Jacke aufzustellen. Der dünne Trench aus Mikrofasern, der im August noch als modischer Glücksgriff erschienen war, erwies sich jetzt als geradezu lachhaft untauglich. Aber wie jeder anständige Bürger Minnesotas mit Ausnahme von Gino holte auch er erst kurz vorm Tod durch Unterkühlung seinen Daunenparka hervor, als könne man durch leichtere Kleidung das Wetter ermuntern, sich entsprechend anzupassen.    
     
    Er überquerte die verlassene Straße und folgte dem pfeilgeraden Weg zum dreistufigen Treppenabsatz. Auf der obersten Stufe verharrte er und sah sich die Tür genauer an.
    Das letzte Mal hatte er eine mit Stahl verkleidete Tür im Frühling gesehen, als er in einem vorstädtischen Rauschgiftlabor einen Mordfall untersuchte. Eine kostspielige Verteidigungsmaßnahme für Drogendealer, Mafiamitglieder und krankhafte Paranoiker. Für eine misshandelte Frau, die sich vor einem irren Exmann oder Freund verstecken musste, mochte eine solche Verbarrikadierung vielleicht sinnvoll sein, solange sie das dafür nötige Geld besaß, und es war nicht das erste Mal, dass ihm für die vorliegende Situation ein solches Szenario in den Kopf kam.
    Als er sie zum ersten Mal sah, hatte er nämlich die Angst in ihren Augen wahrgenommen und augenblicklich gedacht: Opfer von Misshandlungen. Dieser Gedanke hatte sich jedoch schnell wieder verflüchtigt. Das Problem war die Opfermentalität. Davon besaß sie nämlich nicht die geringste Spur. Ängstlich, ja; handlungsunfähig, nein. Sie mochte ihr Haus vielleicht mit einer Stahltür sichern und sich mit einer Sig Sauer bewaffnen, aber eben das waren die Handlungen einer Person, die die Initiative ergreift, die sich darauf vorbereitet, einer Gefahr zu begegnen und nicht vor ihr davonzulaufen.
    Außerdem hätte die Theorie von Misshandlungen doch nur den individuellen Identitätswechsel von MacBride erklärt ­ und nicht dasselbe Verhalten bei den anderen vier.
    Er schüttelte den Kopf, um Gedanken zu vertreiben, die sowieso zu nichts führten, bemerkte den kleinen grauen Plastikkasten einer Gegensprechanlage am Türrahmen und las auf einer Fußmatte aus Gummi ausgerechnet das Wort «Willkommen». Er fragte sich, ob es sich dabei um Grace MacBrides ganz eigenen Humor handelte.
    Als er auf die Matte trat, hört er über seinem Kopf ganz deutlich ein elektronisches Surren. Schnell hatte er die Quelle des Geräusches ausgemacht ­ eine Überwachungskamera, die im Dachvorsprung hervorragend getarnt angebracht war und ihr stets wachsames Auge jetzt auf ihn richtete und die Scharfeinstellung vornahm.
    Er kniete sich hin und hob eine Ecke der Fußmatte an. Eine kleine Platte, die in den Beton der obersten Stufe eingelassen war, wurde sichtbar. Offenbar reagierte sie auf Druck und war mit der Kamera verbunden. Außerdem löste sie wahrscheinlich auch irgendwo im Haus Alarm aus.
    Eine wohl krankhafte Paranoia zeigte von neuem ihr hässliches Gesicht, und das war äußerst beunruhigend. Womit ließen sich derartige Sicherheitsvorkehrungen rechtfertigen?
    Wenn nicht sexuelle Übergriffe, was dann? Industriespionage?
    Das konnte er sich nicht vorstellen. Wie er gerade erst heute Abend von Espinoza erfahren hatte, brauchte man seine eigenen vier Wände nicht zu verlassen, wenn man sich zum Ziel gesetzt hatte, in einer Welt, in der durch das World Wide Web alles unauflösbar miteinander verknüpft war, zu lügen, zu betrügen oder zu stehlen. Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage und wartete.
    Sein Atem gefror zu weißen Wölkchen. Länger als eine Minute herrschte Totenstille, dann waren metallische Geräusche zu hören ­ drei Riegel wurden nacheinander beiseite geschoben.
    Die Stahltür

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